Ein Orden für Petr Hajek
Der 28. Oktober steht vor der Tür, der Tschechische Nationalfeiertag. Am Tag der Staatsgründung zeichnet der Präsident traditionsgemäß verdiente Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens aus. Wer auf der Liste steht und wer nicht, das ist alljährlich Gegenstand lebendiger Spekulationen.
In diesem Jahr allerdings gab es für die Beobachter eine besondere Überraschung: Vorzeitig sickerte durch, dass diesmal auch Petr Hajek unter den Ausgezeichneten sein wird. Die Medien verwunderten sich: Petr Hajek ist nämlich der Sprecher von Präsident Vaclav Klaus. Nun sind dem Präsidenten in der Wahl der zu Ehrenden zwar keine Beschränkungen auferlegt, staatliche Auszeichnungen an die engsten Mitarbeiter zu vergeben, das ist aber auch in Tschechien mehr als unüblich. Zumal Präsidentensprecher Hajek nach einigen belletristischen Jugendsünden und seinem Engagement in der Wochenzeitung Reflex zuletzt hauptsachlich durch seine unverbrüchliche Loyalität zum Präsidenten aufgefallen ist - und dadurch, dass er sein Wochenendhäuschen per Anschlagtafel zur EU-freien Zone erklärt hat. Reicht das für eine staatliche Auszeichnung? Er wolle das nicht kommentieren, so der Präsidentensprecher und designierte Würdenträger Petr Hajek: Er werde sich nicht selbst beurteilen, und schließlich handele es sich um eine Entscheidung des Präsidenten, und wen der Präsident auszeichnen wolle, das sei ganz und gar seine Sache.
Erst am nächsten Tag kam Präziseres aus der Präsidentenkanzlei: Die Auszeichnung werde an Petr Hajek gehen, nicht aber an den Sprecher des Präsidenten, sondern an seinen Namensvetter, den verdienten Leiter des Informatik-Institutes an der Akademie der Wissenschaften, Professor Petr Hajek. Sprecher Petr Hajek mag das nicht gewusst haben, oder er hat sich einen mäßig guten Scherz mit der Presse erlaubt - und in der Tat möchte man alles als Scherz sehen. Wenn, ja wenn doch nur jemand gelacht hätte! Anstatt aber die Auszeichnung des eigenen Pressesprechers als den Unfug zurückzuweisen der es nun einmal ist, gab es quer durch die politische Szene nur ein müdes Achselzucken. Es sei halt eine typische "klausovina" hieß es in einer ersten Reaktion aus den Reihen von Klaus´ eigener Partei, der ODS: eben ein klassisches Bubenstückchen nach Art des Präsidenten. Das ihm also sogar die eigenen Parteifreunde unbesehen zutrauen. Zum Glück zu Unrecht, aber auch das ist ja, passend zum 28. Oktober, ein Beitrag zur Lage der Nation.