Ein Schuster für die Welt - Tomas Bata wird 90

Tomas Bata (Foto: CTK)

Fast wie ein Staatsakt wird heute der 90. Geburtstag des tschecho-kanadischen Unternehmers Tomas Bata auf der Prager Burg begangen. Über 500 Gäste werden erwartet, darunter auch Staatspräsident Vaclav Klaus und sein Vorgänger Vaclav Havel sowie weitere hochrangige Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kunst. Thomas Kirschner mit den Hintergründen.

Tomas Bata  (Foto: CTK)
Das Klappern von Schuhen. Und ein Mann, der sie der Welt verkauft - Tomas Bata. Der Mythos Bata beginnt 1894 in der mährischen Kleinstadt Zlín. Der Schuster Tomas Bata, der Vater des heutigen Jubilars, machte sich mit einer Werkstatt selbständig. Früh richtete er den Blick nach Amerika, auf die Anfänge der Fließbandproduktion. Der Durchbruch kam mit Militäraufträgen im ersten Weltkrieg. Zu einer Zeit, als auf den Dörfern die Kinder noch barfuß liefen, machte Bata Schuhe zur Massenware, die auch für einfache Leute erschwinglich war. In Zlín entstand ein riesiges Schuhimperium, in den 30er Jahren wurde die Tschechoslowakei zum weltgrößten Exporteur von Lederschuhen. Aber nicht der wirtschaftliche Erfolg war es, der die Firma Bata so einzigartig machte, sondern die patriarchalische Auffassung vom Unternehmertum und die soziale Verantwortung, die Firmengründer Tomas Bata für seine Arbeiter übernahm. Dazu Frantisek Trnka von der Tomas-Bata-Universität in Zlín.

"Er hat hier aus einem kleinen Dorf in der Kürze seines Lebens eine Stadt gebaut, mit Fabriken, mit gepflasterten Straßen, Wäschereien für die Bevölkerung, mit elektrischer Beleuchtung, er hat Familienhäuser für die Leute gebaut. Sein erstes Ziel war, allen Menschen ein Bett zu geben."

Bata gewährte überdurchschnittliche Sozialleistungen, baute Wohnhäuser, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen für seine Arbeiter. Im Gegenzug verlangte er absolute Loyalität - wer bei Bata arbeitete, trat in eine Familie ein und war ihr auch über die Arbeitszeit hinaus verpflichtet. In Zlín, das bis heute durch die funktionalistische Bata-Architektur geprägt ist, entstand fast ein Staat im Staate. Die Utopie vom besseren Leben hatte aber auch ihre Schattenseiten - die Art und Weise, wie Bata seine Arbeiter organisierte, erinnert in vielem an die Experimente der totalitären Regime in dieser Zeit. Für seine Arbeiter war Bata jedoch längst ein Mythos, als er 1932 beim Absturz seines Flugzeuges ums Leben kam.

Die Bata-Werke waren inzwischen in über 30 Ländern der Welt vertreten und der Sohn des Firmengründers und heutige Jubilar Tomas Bata junior übernahm die Leitung der Zweigstelle in Kanada. Von dort aus konnte er die Zerschlagung des Unternehmens verhindern, trotz der Okkupation Böhmens und Mährens durch die deutschen Truppen und der Verstaatlichung des Stammbetriebes durch die Kommunisten nach dem Krieg. In den folgenden Jahrzehnten schuf Tomas Bata junior ein verzweigtes Schuhimperium. Derzeit hat das Unternehmen rund 50 000 Angestellte in 68 Ländern der Welt, die etwa 150 Mio. Paar Schuhe jährlich herstellen.

Einer der Höhepunkte im Leben von Tomas Bata junior war aber sicherlich die Rückkehr nach Tschechien nach der Wende. Den Kommunisten hatte das zugleich großkapitalistische wie auch soziale Unternehmen nie ins Weltbild gepasst, sie unternahmen alles, um Batas Spuren zu verwischen. Sogar die Bata-Stadt Zlín wurde umbenannt - in Gottwaldov, nach dem ersten kommunistischen Präsidenten der Tschechoslowakei, Klement Gottwald. Die Menschen aber in Zlín haben Bata nicht vergessen. Als Tomas Bata 1989 nach der Wende erstmals zu einem Besuch in seine Heimatstadt kam, wurde er von tausenden Menschen jubelnd empfangen. Und heute kommt auch in Tschechien manches Klappern auf dem Straßenpflaster wieder von Bata-Schuhen.