Tomáš Baťa ist tot - Der weltbekannte Unternehmer starb mit 93 Jahren

Tomáš Baťa Junior (Foto: ČTK)

Tomáš Baťa Junior, der langjährige Chef der traditionsreichen Schuhfirma Baťa, ist tot. Mehrere hochrangige Politiker würdigten Persönlichkeit und Lebenswerk des tschecho-kanadischen Unternehmers. Ein Nachruf von Patrick Gschwend.

Tomáš Baťa Junior  (Foto: ČTK)
Tomáš Baťa Junior starb gestern im Alter von 93 Jahren im kanadischen Toronto. Dorthin war er 1948 nach der Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei emigriert. Seit den 60er Jahren war er der Chef der weltweit agierenden Schuhfirma Baťa. Die Leitung hatte Tomáš Baťa erst vor wenigen Jahren an seinen Sohn übergeben.

Die Firma Baťa wurde im Jahre 1894 von Antonín Baťa, dem Großvater Tomáš Baťa Juniors, im mährischen Zlín gegründet. Das Gebiet der späteren Tschechoslowakei war damals noch Teil der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Während der ersten tschechoslowakischen Republik in den 30er Jahren expandierte das Unternehmen ins Ausland und stieg zum Weltmarktführer der Schuhfabrikanten auf.

Trotz der Verlagerung seines Lebensmittelpunktes nach Kanada blieb Tomáš Baťa Junior Zeit seines Lebens der alten Heimat verbunden. 1994 sagte er dem Tschechischen Fernsehen:

„Am stolzesten bin ich darauf, dass wir die aus der Tschechoslowakei stammende Grundidee in der ganzen Welt verbreitet haben. Dass man einst in der Welt wusste, dass Baťa ein tschechoslowakisches Unternehmen ist.“

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Nach der Okkupation der Tschechoslowakei durch Nazideutschland ging die Baťa-Dynastie 1939 ins Exil. Der damalige Chef der Firma, Jan Antonín Baťa, baute den Konzern aus den ausländischen Teilen neu auf. Er war der Bruder von Tomáš Baťa Senior, der 1932 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Tomáš Baťa Junior begann während des Zweiten Weltkrieges mit eigener Geschäftstätigkeit in Kanada. Nach jahrzehntelangen Streitigkeiten um das Familienerbe und dem Tod seines Onkels Jan Antonín Baťa im Jahre 1965 übernahm er die Leitung des Weltkonzerns. Nach der Samtenen Revolution bemühte Tomáš Baťa Junior sich erfolglos um die Restitution der ursprünglichen Firma in Zlín. Er musste schließlich einige Teile zurückkaufen. Zudem musste Tomáš Baťa Junior um den guten Ruf seiner Familie kämpfen. Sein Onkel Jan Antonín Baťa wurde von den Kommunisten in einem Schauprozess Ende der 40er Jahre der Kollaboration mit den Nazis beschuldigt. Seine endgültige Rehabilitierung im Jahr 2007 ist auch dem Engagement seines Neffens zu verdanken.

„Jan Baťa war ein ehrlicher tschechoslowakischer Patriot sein ganzes Leben lang. Die Anschuldigungen waren eine kommunistische Gaunerei.“

Tomáš Baťa Jr.  (links) mit Jan Antonín Baťa,  1932  (Foto: ČTK)
Tomáš Baťa Junior war nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 einer der ersten Exilanten, die ihre alte Heimat besuchten. Die Zliner Bevölkerung bereitete dem berühmten Sohn der Stadt einen warmen Empfang. Der Politiker und Ökonom Valtr Komárek war damals dabei.

„Ich erinnere mich noch gut an unser persönliches Treffen und an Baťas Verdienste um die Entwicklung in der Tschechoslowakei nach der Wende. Ich war mit ihm damals in Zlín. Dort versammelten sich etwa 50.000 bis 60.000 Menschen auf dem Marktplatz und skandierten: ´Baťa, unser Tomáš Baťa!´ Er hat geweint und hat mit diesem typisch mährischen Akzent zu mir gesagt: ´Wissen Sie, ich habe schon ein erlebnisreiches Leben hinter mir, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“

Der Baťa-Konzern ist seit jeher stark sozial engagiert. Die Baťa-Stiftung unterstützt kulturelle und karitative Projekte in aller Welt. Der Tod Tomáš Baťa Juniors kam trotz seines hohen Alters plötzlich und unerwartet. Mit seiner Ehefrau Sonja hatte er vier Kinder. Die Familie hat sich bisher noch nicht öffentlich zu dem Trauerfall geäußert.