Einkaufsrummel auch im neuen Jahr
Der Ansturm auf die Warentische in Tschechien ist auch Wochen nach dem Weihnachtsgeschäft voll im Gange. Tschechische Händler freuen sich über hohe Kundenzahlen und die Kunden über niedrige Preise. Mehr dazu von Daniel Satra.
Schnäppchenjäger können in Tschechien nach dem Jahreswechsel leichte Beute machen. In welches Schaufenster und auf welche Reklametafel der Blick auch fallen mag - dieser Tage heißt es "Sleva!" - "Schlussverkauf!" Selten 20, meistens 50 und manchmal sogar 70 Prozent Preisnachlass lassen bei Tschechen Kauffreude aufkommen. Kaufhäuser, Modeketten und auch Hypermärkte auf der grünen Wiese zählen in den ersten Tagen des neuen Jahres fast so viele Kunden wie zum Weihnachtsgeschäft. Während zu Weihnachten vor allem Elektronik-Produkte die Liste der Konsumgüter anführten, schlagen preisbewusste Tschechen jetzt bei Kleidung zu. Schon nach den Weihnachtsfeiertagen fielen die Preise für Winterkleidung um die Hälfte, nach dem Jahreswechsel kamen oft noch einige Prozent hinzu. Denn für die Händler gilt es in den kommenden Tagen und Wochen die Regale und Ladentische frei zu räumen, um für die neuen Kollektionen Platz zu schaffen. Die Preisnachlässe sind aber nicht nur fester Bestandteil ihrer Bilanzplanung, sie sind in erster Linie Lockmittel. Ein Lockmittel, das auch den tschechischen Konsumenten auf den Plan ruft. Während Kunden im konsumerprobten Westen schon Jahrzehnte mit regelmäßigen Schlussverkäufen bei der Stange gehalten und zum Geldausgeben motiviert werden, setzt sich in Tschechien der Schlussverkauf als Marketing-Instrument erst seit kurzem durch, so der Werbefachmann Petr Topinka in einem Gespräch mit der Tageszeitung Mlada Fronta Dnes. Doch die Märkte in Ost und West haben sich angeglichen. Heute sind die Angebote bei tschechischen Händlern mit denen ihrer westlichen Nachbarn vergleichbar. Vergangen ist die Zeit, als tschechische Reisebüros noch Busreisen nach Österreich oder Deutschland anboten - bis Mitte der 1990er galt als Ziel dieser Tagesausflüge: Schlussverkaufs-Shoppen an Wühltischen im Nachbarland. Der tschechische Konsument bleibt heute jedoch lieber daheim. Auch wenn die Tageszeitung Lidové Noviny vorrechnet, dass ein Einkaufs-Ausflug von Prag nach Dresden insbesondere bei teuren Anschaffungen wie Heimkinos noch immer lohnt, sofern man mit dem Auto fährt.