Elbausbau: Forschungsschiff Aldebaran sieht sich als Vermittler in festgefahrener Diskussion zwischen Wirtschaft und Naturschützern
Wir haben in unseren Sendungen bereits darüber berichtet: Dieser Tage ist das Deutschlandradio Kultur unterwegs zwischen Prag und Hamburg, mit dem Medien- und Forschungsschiff Aldebaran. Das Besondere an diesem Schiff: es ist in der Lage, direkt an Bord Radio- und Fernsehbeiträge zu produzieren - egal, ob es sich um das deutsch-tschechische Gymnasium in Pirna oder die Feiern zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Torgau handelt. Dies waren nur zwei Stationen der insgesamt 20tägigen Tour - einer Tour, in deren Mittelpunkt die Elbe als gemeinsamer Lebens- und Kulturraum steht. Wie dieser Lebensraum auf tschechischer und deutscher Seite wahrgenommen wird, aber auch wie die Crew selbst den Fluss auf beiden Seiten der Grenze erlebte, darüber hat sich Silja Schultheis mit dem Erfinder des Multimediaschiffes, Frank Schweikert, unterhalten.
"Also, wenn man jetzt den tschechischen mit dem deutschen Abschnitt vergleicht, den wir bislang gefahren sind, kann man sagen, dass er landschaftlich mit Sicherheit am schönsten war - die Moldau entlang durch diese vielen Schleusen hindurch, die einmalige Landschaft, diese fröhlichen Menschen, die uns überall vom Ufer zugewunken haben. Vielleicht nicht zuletzt deswegen, weil es ja auch ein ungewöhnliches Schiff ist, das da entlang gefahren kam."
Was merkt man, wenn man sich der Grenze nähert, spiegelt sich das auch im Fluss selber wieder oder ist es eher so, dass man die Staatengrenze als etwas Künstliches empfindet?
"Man kann die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien durchaus ausmachen: Während Tschechien sich sehr viel Mühe gibt, den Fluss, vor allem im Bereich der Moldau, für die Schiffahrt in Gang zu halten, schwelt in Deutschland ein mittlerweile fast jahrzehntelanger Kampf der Naturschützer gegen den Ausbau. Es würde heute durchaus Möglichkeiten geben, dem Fluss sowohl ein ökonomisches als auch ein ökologisches Outfit zu geben. Aber da sind die Fronten völlig verhärtet. Und viele Tschechen, die auf die Elbe als Transportmedium angewiesen sind, haben gesagt, es ist so ärgerlich, dass wir in dieser Situation sind, wir würden das gerne ändern."
Und wie stellen sich die Bedenken der Umweltschützer aus Ihrer Sicht dar?
"Einer der Umweltschützer, wie ihn ein tschechischer Geschäftsführer zititerte, sagte, es ist eine Glaubensfrage und keine ökologische Frage, wie wir mit der Elbe umgehen. Es wird also leider nicht über sachliche Inhalte diskutiert. Ich bin persönlich der Ansicht, dass wenn man die Karten vollständig auf den Tisch legen würde - also auf der anderen Seite die Interessen der Wirtschaft, auf der anderen die der Naturschützer - dass es durchaus in den meisten Fällen die Möglichkeiten gäbe, sich so anzunähern, dass beide Seiten zufrieden wären."
Wo sieht sich die Aldebaran in dieser Diskussion?
"Wir haben ganz gute Drähte sowohl zu den Schiffern als auch zu den Naturschützern aus ganz vielen Ländern. Und ich könnte mir ganz gut vorstellen, dass die Aldebaran hier eine Moderatorenrolle übernehmen kann, um diese festgefahrenen Gespräche zwischen Wirtschaft und Naturschützern über den Ausbau der Elbe wieder in Gang zu bringen."