„Er war ein Teil Tschechiens für mich“

Sarg ist im Palais Žofín (Foto: Petr Bušta, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Seit Freitagmorgen haben die Fans von Karel Gott die Möglichkeit, sich in Prag von ihrem Idol zu verabschieden. Sein Sarg ist im Palais Žofín auf der Sophieninsel aufgebahrt. In der Schlange stehen nicht nur Menschen aus Tschechien, sondern auch aus Deutschland und der Schweiz. Eine kleine Umfrage.

Sarg ist im Palais Žofín  (Foto: Petr Bušta,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Foto: Till Janzer
Am Freitagmorgen reicht die Schlange bereits vom Palais Žofin bis ans hintere Ende der „Brücke der Legionen“. Auch Alexandra Schumann hat sich dort eingereiht:

„Es ist schön, zusammen mit den Fans zu warten und den Gesprächen zu lauschen – zu hören, was sie erlebt haben, ob sie Karel Gott persönlich getroffen haben oder nicht.“

Alexandra Schumann kommt ursprünglich aus Varnsdorf / Warnsdorf in Nordböhmen, lebt aber heute im schweizerischen Engelberg. Sie sagt, einmal hätte sie das Glück gehabt, bei einem Konzert in der ersten Reihe zu sitzen – und „der Meister“ habe ihr zugewinkt.

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„Das war meine einzige direkte Begegnung mit Karel Gott. Aber er hat mich mein Leben lang begleitet. Meine Oma war ein Riesenfan und hat seine Lieder immer gesungen. Für mich ist das im Ausland immer ein Teil Tschechiens gewesen, der mich sehr mit meinem Land verbunden hat“, so die Tschecho-Schweizerin.

Radka Ulmanová hat um kurz nach vier Uhr früh den Zug aus Bohumín genommen. Sie ist also aus dem nordöstlichsten Teil Tschechiens angereist und steht bereits seit einer Stunde an. Es gehe schnell, meint sie aber unverdrossen. Zudem verteilen Helfer vom Roten Kreuz warmen Tee an die Wartenden.

Foto: ČTK / Ondřej Hájek
„Ich bin seit meinem zehnten Lebensjahr ein Fan von Karel Gott, also seit 43 Jahren. Er ist der Meister aller Meister, das lässt sich gar nicht mit Worten beschreiben“, erzählt Ulmanová.

Yvonne und Stefan sowie ihr Sohn Mika aus Berlin sind gerade auf Urlaub in Tschechien. Die Familie war zunächst im Riesengebirge, hat dort die Schneekoppe bestiegen und ist dann nach Prag gefahren. Yvonne meint:

„Ich bin so ein DDR-Kind und jetzt 44. Seit jungen Jahren hat mich Karel Gott ein bisschen begleitet. Ich wollte schon längst mal Musik von ihm kaufen, habe es aber nie gemacht. Ich habe ihn jedoch mit Freundinnen zusammen häufiger gehört. Ich bin nicht der große Fan, trotzdem bin ich ergriffen. Und jetzt sind wir hier. Ich dachte, es ist ein schönes Gefühl, dabei zu sein.“

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Aber auch jüngere Bewunderer der „Goldenen Stimme aus Prag“ sind unter den Trauernden: Mark und Anuschka…

„Wir sind um sechs Uhr aufgestanden und um sieben Uhr mit dem Bus losgefahren. Aber nicht aus Prag, sondern aus Litoměřice.“

Anuschka macht in dem Städtchen in Nordböhmen ein freiwilliges soziales Jahr in einem tschechischen Behindertenwohnheim, und Mark ist aus Frankfurt bei ihr zu Besuch. Sie sagt über Karel Gotts Musik:

„Meine Mama ist Tschechin, und dann hat man ihn immer gehört. Zudem hat er ja auch auf Deutsch gesungen. Und spätestens bei der Biene Maja kennt ihn jedes Kind.“