Eurobarometer: Tschechisches Paradox um Skepsis und Zustimmung
In regelmäßigen Abständen soll das so genannte Eurobarometer die Haltung der europäischen Bevölkerung zur EU messen. Damit einhergehend wird versucht, verschiedenste Fragen rund um Zukunftshoffnungen und Zukunftsängste mit statistischen Methoden zu beantworten. Am Montag wurde die neueste Eurobarometer-Untersuchung der Öffentlichkeit präsentiert. Übrigens die erste seit der Erweiterung der Europäischen Union. Gerald Schubert zum Meinungsbild in Tschechien:
"Die Europäische Union wird in Tschechien hinsichtlich gewisser allgemeiner Werte hoch eingeschätzt. Aber auf der Ebene des realen, alltäglichen Geschehens, im Bezug auf das alltägliche Leben, dort sehen wir Skepsis."
Und diese Skepsis, die schlägt sich in der Statistik des Eurobarometers dann auch klar und deutlich nieder. Christian Bourgin, Leiter der Delegation der EU-Kommission in Prag:
"Die Gesamtwahrnehmung der Europäischen Union ist in Tschechien eher positiv. Allerdings haben die Tschechen gegenüber der Union doch eine skeptischere Haltung, als dies im EU-Schnitt der Fall ist."
Ein Grund: Die Arbeitslosigkeit - sie liegt in Tschechien derzeit bei knapp unter zehn Prozent - macht den Menschen große Sorgen: Etwa 45 Prozent meinen, dass es in Zukunft noch schwieriger sein wird, einen Arbeitsplatz zu finden. Obwohl hierzulande die Abwanderung von Betrieben in Billiglohnländer noch kein so großes Thema ist wie etwa in Deutschland, drückt also die Konkurrenz der globalisierten Wirtschaft auch in Tschechien auf die Gemüter. Ob zu recht oder nicht: Viele bringen wohl genau diese Entwicklung in erster Linie mit der EU in Verbindung.Doch die beinahe schon legendäre EU-Skepsis der Tschechen bewahrheitet sich längst nicht in allen Punkten. So sind im EU-Schnitt beispielsweise 78 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. In Tschechien sind es 84 Prozent.