EXPO 2015: Tschechischer Pavillon setzt auf Provokation, Kreativität und Bewährtes

Foto: ČTK

An diesem Freitag ist es wieder soweit: Im norditalienischen Mailand wird eine neue Weltausstellung eröffnet. Die Expo 2015 läuft ein halbes Jahr lang und endet am 31. Oktober. Als schon traditioneller Aussteller wird sich die Tschechische Republik erneut mit einem eigenen Pavillon präsentieren.

Lukáš Rittstein  (Foto: NoJin,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Der tschechische Pavillon ist im Verhältnis zu den umliegenden Bauten merklich kleiner. Dennoch ist er nicht zu übersehen. Ein ganz besonderer Blickfang ist eine größere Skulptur direkt am Eingang zum Pavillon: Sie zeigt den Teil eines Autos gekreuzt mit einem Vogelkopf. Damit sollen die wissenschaftlich-technische Entwicklung und die Natur in Tschechien symbolisiert werden. Bildhauer Lukáš Rittstein über die von ihm geschaffene Statue:

„Die Skulptur ist konzipiert als eine Fontäne, denn eines der Themen ist die Filtrierung des Wassers für die dritte Welt. Das Wasser sprudelt aus mehreren Löchern, dadurch soll ein dunstvoller Eindruck von einem Regenbogen auf der einen und Nebeln auf der anderen Seite entstehen. Ich will damit erreichen, dass dieses Wasserspiel sowohl den Böhmerwald als auch den Amazonas mit seinem Regenwald widerspiegelt.“

Skulptur von Lukáš Rittstein und Lubomír Zaorálek  (Foto: Offizielle Facebook-Seite CZ EXPO Milano 2015)
Die Botschaft von Rittstein bleibt indes gewöhnungsbedürftig. So zeigte sich auch Tschechiens Außenminister Lubomír Zaorálek bei seinem ersten Besuch des Pavillons von der Skulptur hin- und hergerissen:

„Sie sieht ziemlich provokativ aus. Als ich die Skulptur zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich nur ´Oh, mein Gott!´ Doch jetzt bin ich der Meinung, dass der Besucher gerade durch diese Art von Provokation auf die Plastik wie auch den Pavillon aufmerksam wird.“

Das Motto der diesjährigen Expo ist: „Nahrung für den Planeten, Energie für das Leben.“ Der Generaldirektor der tschechischen Ausstellung, Jiří Potužník, erklärt, in welcher Weise der Pavillon dem Motto Rechnung trägt:

Jiří Potužník  (Foto: ČT24)
„Im Erdgeschoss sieht der Besucher, wie Wasser mittels Nanotechnologie gereinigt wird. Er bekommt vermittelt, wie der genetische Code von Weizen entschlüsselt wird. Er wird bekanntgemacht mit neuen Impfstoffen, die wesentlich schonender wirken als Antibiotika und die auch in der häuslichen Tierzucht angewendet werden. Dem Besucher werden Medikamente gegen heutige Zivilisationskrankheiten einschließlich der Fettleibigkeit vorgestellt, und schließlich wird er auch mit Projekten des Prager Zoos vertraut gemacht. Es sind Projekte, die dem Schutz einiger vom Aussterben bedrohten Tierarten dienen.“

Tschechischer Pavillon  (Foto: ČT24)
Unter den Exponaten der tschechischen Wissenschaft ist auch die unlängst aus gebrauchtem Frittenfett hergestellte Bioplaste. In einem gewissen Kontrast steht dem das einzigartige „Labor der Stille“ gegenüber: Auf zwölf Quadratmetern wird dabei ein Ausschnitt des typisch böhmischen Waldes gezeigt. Dieses Labor ist das Herzstück des tschechischen Pavillons.

Im Pavillon setzt Tschechien sowohl auf Kreativität als auch auf Altbewährtes. Die Hostessen beispielweise werden die Besucher in modernen Outfits empfangen, die von tschechischen Designern geschaffen wurden. Und im gastronomischen Bereich kann man erneut Pilsener Urquell verköstigen; in Italien wird dieses Bier indes erstmals aus der Tankanlage gezapft.

Foto: ČTK
Doch auch bei der Finanzierung gibt es eine Premiere: An den Kosten der Projekte beteiligen sich erstmals auch private Firmen. Außenminister Zaorálek:

„Das ist für mich ein gewisser Test. Falls die privaten Unternehmer nämlich erkennen, wie effektiv es für sie ist, hierfür Geld zu investieren, dann würde auch die These bestätigt, dass die Expo bis heute nichts von ihrer Attraktivität und Zugkraft eingebüßt hat.“

Autor: Lothar Martin
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