Festival der Narren: Der Faschingsumzug durch Zizkov

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Auch der tschechische Karneval, oder besser "Masopust", ging am Dienstag nach mehreren Tagen zu Ende und erlebte mit dem 12. Faschings-Umzug durch den Prager Stadtteil Zizkov seinen finalen Höhepunkt. Mittags um 12 Uhr 30 trafen sich die Teilnehmer des Zuges auf dem großen Georg-von-Podebrad-Platz, dem "Namesti Jiriho z Podebrad". Für Radio Prag war Menno van Riesen dabei.

Blaskapelle 'Zizkovanka'  (Foto: Autor)
Anfangs bringt die Blaskapelle "Zizkovanka" sich und das Publikum bei frostigen Temperaturen allmählich in Stimmung. Viele kommen neugierig herbei, denn gleich wird sich das Orchester an die Spitze des Faschingszuges durch den Prager Stadtteil Zizkov setzen, den der Bezirksrat für seine Bürger organisiert hat. Mehr und mehr Närrinnen und Narren erscheinen vollständig in bunten Kostümen oder haben sich einfach eine rote Nase aufgesetzt. Vor der Kapelle kündigt ein Mann, der dem Mittelalter entsprungen zu sein scheint, mit einem kleinen Horn zur Rechten und einer langen Lanze in der Linken, lauthals und ausführlich den um dreizehn Uhr beginnenden feierlichen Faschingsumzug an. An seiner Tracht prangt in Brusthöhe eine leuchtend gelbe Mondsichel, er selbst nennt sich Moonman - Mondmann - und erklärt stolz:

"Das ist ein traditioneller Name. Ich komme aus Südböhmen und jedes Jahr fahre ich nach Prag zum Masopust, der von der tschechischen Folklore abstammt. Und mein Symbol, das Symbol des Mondmanns, ist die so genannte `Hellebarde`, meine Lanze."

'Mondmann'  (links); Foto: Autor
Pünktlich um dreizehn Uhr bläst er in sein Horn und gibt damit den Startschuss für den Umzug. Die Teilnehmer des Zuges johlen, pfeifen, hüpfen, springen und tanzen. Viele sind verkleidet, andere nicht, wieder andere schließen sich einfach dem Zug an, der wie eine Gauklertruppe aus einem großen Wanderzirkus wirkt. Einige sind auf hohen Stelzen oder gar auf dem Einrad unterwegs. Kinder laufen am Straßenrand vorbei und beäugen erstaunt die ausgelassene närrische Schar.

Auf dem Platz zu Füßen des Prager Fernsehturmes hält der Umzug. Aus der Karawane lösen sich einzelne Gruppen heraus und schaffen sich eigene kleine Freiräume, Auf einer erhöhten Bühne tanzen zwei Männer und zwei Frauen in Fellumhängen im Kreis wie in Ekstase um eine kleine Feuerstelle herum. Ab und zu lodert ein Flämmchen empor. Zwischendurch recken sie immer wieder beschwörend die Hände zum Himmel. Ihr Anführer erhebt das Wort an die zahlreichen Schaulustigen und erläutert mit wilden Gestiken den Sinn und Zweck der Zeremonie: "Ich sage Euch, was gleich passieren wird: Wir werden die Göttin Brigitta empfangen, welche die Ankunft des Frühlings verkündet."

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Anschließend rufen alle Tänzer unisono mehrmals den Namen der Göttin aus voller Brust heraus an: "Brigitta!!" Schließlich bringt die Göttin endlich das wärmende Licht des Frühlings, nach dem sich die Tanzenden sehnen.

Bis zum Abend bewegt sich der Umzug durch die Straßen von Zizkov und macht immer wieder Halt an größeren Plätzen. Als die närrische Karawane am Rathausplatz von Zizkov anlangt, übergibt der Bürgermeister symbolisch sein Regierungszepter an Bacchus, den römischen Gott des Weines und der Fruchtbarkeit.

Als der Faschingszug am Ende seiner Reise zum Georg-von-Podebrad-Platz zurückkehrt, erklimmt Gott Bacchus endgültig den für ihn hergerichteten Thron und wird von Hexen, Clowns und anderen Figuren flankiert, während die Menge den neuen Machthaber willkommen heißt. Gefragt, warum sie sich dem Masopust-Umzug angeschlossen habe, antwortet eine ältere tschechische Dame aus Zizkov lapidar: "Weil wir Zizkover Patrioten sind!" Und damit scheint sie vielen der Teilnehmer aus dem Herzen zu sprechen.