Fußball: Verteidiger Šimůnek will sich in Lautern für Nationalteam empfehlen

Jan Šimůnek (Foto: Thomas Hilmes, CC BY-SA 3.0 DE)

Der tschechische Fußball steckt in einer Umbruchphase. Nach der missglückten Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien hat der hiesige Verband mit Pavel Vrba bereits einen neuen Mann für den Posten des Nationaltrainers angeworben. Unter dem Pilsener Erfolgscoach werden mit Sicherheit aber auch neue Spieler in den Nationalkader aufrücken. Ein heißer Kandidat für die Innenverteidigung ist dabei Jan Šimůnek, der 26-Jährige spielt in der zweiten deutschen Bundesliga für den 1. FC Kaiserslautern. Die Pfälzer bestritten am vergangenen Samstag ein Auswärtsspiel in Dresden. Radio Prag hat bei dieser Gelegenheit mit Šimůnek gesprochen.

Jan Šimůnek  (Foto: Thomas Hilmes,  CC BY-SA 3.0 DE)
Das Zweitligaspiel in Dresden haben die Lauterer mit 2:3 verloren. Eine Mitschuld an der Niederlage hatte auch Jan Šimůnek. Nach einem unerwarteten Anspiel von FCK-Torhüter Tobias Sippel versprang ihm der Ball und die Gastgeber bestraften den Stockfehler zum 2:2-Ausgleich.

„Dieses Gegentor nehme ich selbstverständlich auf meine Kappe, das darf so nicht passieren. Aber Fehler gehören nun Mal zum Fußball, die passieren halt.“

Aus Šimůneks Worten war herauszuhören, dass der Ärger über sein Missgeschick schnell verraucht war. Warum auch nicht, denn das 2:3 in der Elbestadt war die erste Pleite des Teams vom Betzenberg nach neun Punktspielen ohne Niederlage. Darunter waren gleich sechs Partien, in denen die Lauterer kein Gegentor kassierten. Daher sei das heutige Ergebnis für ihn und die Mannschaft nur ein Ausrutscher, zumal das Gastspiel in Dresden ohnehin eine Reise wert war, betont Šimůnek:

Das Spiel in Dresden haben die Lauterer mit 2:3 verloren  (Foto: YouTube)
„Wenn ich das Resultat außen vorlasse, muss ich sagen, die Atmosphäre im Stadion war phantastisch. Aber wir wussten schon vorher, dass die Dresdner Fans hervorragend sind, und diesen Ruf haben sie heute wieder bestätigt.“

In der letzten Zeit war es um den Verteidiger etwas ruhiger geworden. Dabei war seine Karriere raketenartig gestartet. 2007 gewann er mit der tschechischen U20-Nationalmannschaft Silber bei der WM in Kanada. Nach dem verlorenen Finale gegen Argentinien in Toronto bestritt der Kapitän des Nachwuchsteams dann nur noch zwei Begegnungen für Sparta Prag, dann gab ihn sein damaliger Arbeitgeber für geschätzte 4,5 Millionen Euro nach Deutschland an den VfL Wolfsburg ab. Šimůnek selbst war für diesen Wechsel eigentlich noch gar nicht bereit:

Jan Šimůnek spielte auch für Sparta Prag  (Foto: Archiv Sparta Prag)
„Ich wollte damals überhaupt nicht weg. Bei Sparta hatte ich gerade einen neuen Vertrag unterschrieben - und alles war so, wie ich es mir kaum besser hätte wünschen können. Ich wollte wirklich noch ein, zwei Jahre für Sparta Prag spielen und dabei vor allem Erfahrungen sammeln.“

Die Bosse des Traditionsvereins aber zogen das Angebot aus Wolfsburg der perspektivischen Verjüngung des Kaders vor. Heute bereut es der 26-Jährige jedoch nicht mehr, so früh und unvorbereitet in der deutschen Bundesliga gelandet zu sein:

„Jetzt bin ich einfach nur froh darüber, denn schon nach zwei Jahren bin ich mit Wolfsburg deutscher Meister geworden. Das war ein unglaubliches Erlebnis für mich. Zudem lässt sich der Fußball in Deutschland mit dem in Tschechien überhaupt nicht vergleichen. Man muss sich nur die Zuschauerzahlen ansehen. Selbst in der Zweiten Bundesliga kommen wie hier in Dresden 30.000 Fans zum Spiel, das ist wirklich unglaublich.“

Jan Šimůnek hat von 2007 bis 2010 für Wolfsburg gespielt  (Foto: YouTube)
In den sechs Jahren, die Šimůnek jetzt schon in Deutschland ist, hat er bisher für zwei Vereine gespielt: von 2007 bis 2010 für Wolfsburg und seitdem in Kaiserslautern. In dieser Zeit aber hat der Verteidiger auch schon ein persönliches Tief durchlaufen:

„Der Höhepunkt war zweifellos in Wolfsburg, wo ich mit der Mannschaft 2009 Meister wurde. Danach ging es aber nicht mehr so fröhlich weiter. Ich kam kaum noch zum Einsatz und wollte deshalb aus Wolfsburg weg. Daher bin ich im Sommer 2010 nach Kaiserslautern gewechselt, doch dort habe ich mich gleich zu Beginn der Saison schwer verletzt. Von da an kam eine harte Zeit auf mich zu, in der ich nie so recht wusste, ob ich überhaupt noch Fußball spielen werde. Auch solche Gedanken haben mich damals verfolgt.“

Kaiserslautern-Anhänger  (Foto: Archiv des FCK)
Es war eine schwere Adduktoren-Verletzung, die Šimůnek zu einer mehr als einjährigen Pause zwang. In der zweiten Mannschaft des FCK kämpfte sich der Abwehrspieler wieder heran und will nun zum erhofften Wiederaufstieg seines Vereins mithelfen – Kaiserslautern war 2012 abgestiegen:

„Die Zeit, in der ich pausieren musste, war wirklich sehr lang. In dieser Saison aber habe ich mit der Mannschaft schon 13 Punktspiele bestritten und spüre, dass es bei mir von Spiel zu Spiel besser läuft.“

Das ist auch den Trainern in Tschechien nicht entgangen. Von Josef Pešice, dem Interimstrainer der tschechischen Nationalmannschaft, ist Šimůnek vor einem Monat bereits in das erweiterte Aufgebot für das Länderspiel gegen Kanada berufen worden:

Pavel Vrba  (Foto: ČTK)
„Allein die Tatsache, dass ich für dieses Länderspiel berücksichtigt wurde, hat mich gefreut. Das zeigt mir doch, man hat gemerkt, dass ich hier in Kaiserslautern wieder spiele und gute Leistungen zeige.“

Seine Leistungen will Šimůnek nun weiter stabilisieren und mit den Lauterern unbedingt den Aufstieg schaffen. Damit rechnet er sich auch noch bessere Chancen aus, im Konzept des neuen Nationaltrainers Pavel Vrba möglicherweise eine wichtige Rolle spielen zu können. Denn die Zahl seiner bisherigen Einsätze im Auswahltrikot will er auf jeden Fall ausbauen:

Jan Šimůnek  (Foto: Archiv des FCK)
„Natürlich würde ich sehr gern in den Kader der Nationalmannschaft gelangen und meinen bisherigen vier Länderspielen weitere folgen lassen.“

Nach seinen jüngsten Erfahrungen weiß Šimůnek aber auch, dass es die allererste Priorität eines Leistungssportlers ist, möglichst lange gesund und fit zu sein. Sollte der ambitionierte Abwehrspieler also in Zukunft von größeren Verletzungen verschont bleiben, könnten sich in seiner Karriere sicher noch einige Höhepunkte ergeben. Dank der guten Erfahrungen, die er bislang in Deutschland gesammelt hat, hat er indes schon erste Vorstellungen, was er nach seiner Profikarriere machen könnte:

„Ich habe mich an den Fußball und das Leben in Deutschland bereits derart gewöhnt, dass ich mir vorstellen könnte, auch nach meiner Karriere hier zu bleiben. Aber man weiß natürlich nicht, was zuvor noch so alles passiert.“

Autor: Lothar Martin
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