"Fußballweltmeisterschaft der Obdachlosen - Kopenhagen 2007" - in Prag qualifiziert man sich

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Kaum ist die eine gut über die Bühne gegangen, fiebern viele schon der nächsten Fußballweltmeisterschaft entgegen - Südafrika 2010. Dabei haben die meisten sie schon verpasst - nämlich die "Fußballweltmeisterschaft der Obdachlosen - Südafrika 2006". Aber es gibt eine nächste Gelegenheit, und zwar schon bald, nämlich: Kopenhagen 2007. Wer sich aus Tschechien dafür qualifiziert, wird beim Prager Qualifikationsturnier ermittelt.

Marcel Ambroz
Auf dem kleinen eingezäunten Fußballplatz mitten im Zentrum Prags tummeln sich Kicker verschiedenen Alters. Mit Tätowierungen, ohne Tätowierungen, mit Zähnen und mit wenig Zähnen. Alle haben ein Ziel und das heißt: "Kopenhagen 2007". Und alle haben eine ähnliche Vergangenheit: Einen Teil ihres Lebens haben sie auf der Straße verbracht. Mitorganisator Marcel Ambroz, Projektleiter von der Organisation "Sananim" für Suchtkranke erklärt die Teilnahmebedingungen:

"An der ´Fußballweltmeisterschaft der Obdachlosen´ kann derjenige teilnehmen, der in seinem Leben mal auf der Straße gelebt hat. Alles muss etwas mit Obdachlosigkeit zu tun haben. Zum Beispiel sind da oft Leute, die in den letzten zwei oder drei Jahren eine kurze Zeit auf der Straße waren oder ehemalige Drogen- oder Alkoholabhängige, die auch auf der Straße gelebt haben. Aber jetzt müssen sie abstinent und in der Rehabilitation sein."

Wer jetzt die Vorstellung hat, dass hier eine Art Penner-Kicker gespielt wird, bei dem einige lahme Füße und verrauchte Lungen über den Platz kriechen, der irrt. Jeder, der hier dabei ist, ist auf dem Weg der Besserung, sagt Marcel Ambroz:

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"Wir können vielleicht sagen, dass das hier nur die Motivierten sind, die etwas gegen das Problem machen wollen, also wenn jemand auf der Straße ist und eine Möglichkeit bekommt - `Willst du deine Situation ändern - ja oder nein? Willst du auf Alkohol bleiben - ja oder nein? Wir geben dir dann eine Chance."

Und die Statistiken aus dem vergangenen Jahr belegen: Eine Fußballweltmeisterschaft kann Wunder wirken. Von den 217 Spielern, die in Südafrika dabei waren, haben laut einer Untersuchung 94 Prozent neuen Lebenswillen geschöpft, 84 Prozent haben bessere zwischenmenschliche Beziehungen als zuvor, 77 Prozent konnten ihre allgemeine Lebenssituation verbessern und 38 Prozent haben sogar eine regelmäßige Arbeit gefunden - das Wunder von Südafrika, wenn man so will.

"Einige von denen haben mir erzählt: ´Fußball zu spielen und zu können hat mir das Leben gerettet´!", sagt Marcel Ambroz.

Also auf nach Kopenhagen zur "Fußballweltmeisterschaft der Obdachlosen 2007".