Gegen Antisemitismus – „Marsch des guten Willens“ zieht durch Prag
Am Sonntagnachmittag zogen zahlreiche Menschen durch das Prager Stadtzentrum. Beim sogenannten „Marsch des guten Willens“ wurde vor Antisemitismus gewarnt.
Der Demonstrationszug endete im Waldstein-Garten. Dort fand eine Abschlusskundgebung unter dem Motto „Mit Kultur gegen Antisemitismus“ statt. Unter den Rednern waren der Vizevorsitzende des Senats, Přemysl Sobotka, der Holocaust-Überlebende Toman Brod oder auch der israelische Botschafter in Tschechien, Gary Koren. Der Diplomat verband die Kundgebung mit dem jüdischen Gedenktag der Shoah und des Heldentums Yom ha Shoah.
„Der Holocaust muss für uns alle eine große Warnung sein. Der Vergesslichkeit müssen wir mit Erinnerungen entgegenwirken. Wir dürfen die Vergangenheit nicht vergessen, aber dürfen auch die Hoffnung an die Zukunft nicht verlieren.“Gary Koren ging auch auf den Nahostkonflikt ein. Die Lösung des Streits zwischen Israel und den Palästinensern bestehe aus zwei Staaten für zwei Völker, die nebeneinander in Frieden und Sicherheit leben werden, so Koren.
An der Veranstaltung in Prag nahmen zum ersten Mal auch rund 160 Schülerinnen und Schüler aus Deutschland teil. Gottfried Bühler leitet die deutsche Zweigstelle der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ). Er ist mit den Jugendlichen auf Einladung der tschechischen Schwesterorganisation gekommen, die die Kundgebung gegen Antisemitismus initiiert hat. Ihr Programm in Prag begann schon vor der Demonstration:
„Zunächst haben wir eine Holocaust-Überlebende treffen dürfen. Es war für die Schüler sehr beeindruckend, die Geschichte der Frau zu hören. Für uns war auch der Marsch ein Erlebnis. Denn wir Deutsche haben vor 70 Jahren großes Leid über das tschechische Volk gebracht. Als junge Generation nach Prag zu kommen und mit unseren tschechischen Freunden gemeinsam an dem Marsch gegen Antisemitismus teilzunehmen war sehr bewegend.“Auch die Jugendlichen waren von der Veranstaltung mitgerissen - wie Jason aus Schorndorf:
„Ich finde es ganz gut, dass wir mehr über die Geschichte lernen und erfahren, was den Leuten passiert ist.“
Auch Melina und Jule aus Stuttgart stimmten dem zu:„Es herrschte hier eine so friedliche Stimmung. Das Schofarhorn hat einen speziellen Klang. Dazu der Kantor, der die typisch jüdischen Lieder sang, die verliehen der Veranstaltung so eine Echtheit. Wir haben gleich gedacht: schön, dass wir da sind.“
Die deutschen Jugendlichen reisten gemeinsam mit ihren tschechischen Altersgenossen nach der Kundgebung mit dem Bus weiter nach Polen, um dort an einer weiteren Aktion teilzunehmen, dem sogenannten „March of Living“ in Auschwitz.