Germanen im Osten Tschechiens: Gräberfeld und Verbrennungsstätte im Fokus der Archäologen

Archäologen haben auf einer germanischen Grabstätte bei Rostění in der Region Kroměříž Reitersporen, Schmuck und Waffen gefunden.

Archäologen haben auf einem germanischen Gräberfeld in Ostmähren eine sogenannte Ustrina aus dem zweiten Jahrhundert entdeckt. Die Fundstücke aus dieser Verbrennungsgrube für Verstorbene liefern Informationen, die für die Forscher völlig neu sind.

Germanen im Osten Tschechiens: Gräberfeld und Verbrennungsstätte im Fokus der Archäologen | Illustrativesfoto: Eva Turečková,  Tschechischer Rundfunk

Es lasse sich mit Sicherheit sagen, dass die Toten an dieser Stelle verbrannt wurden, sagt der Archäologe Tomáš Zeman. Er leitet die archäologische Forschung auf dem germanischen Gräberfeld bei Roštění in der Region Kroměříž / Kremsier, an der Experten vom Institut für Archäologie der tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno / Brünn und das Museum der Region Kroměříž zusammenarbeiten.

Am südlichen Rand des Gräberfelds stießen die Forscher nun auf eine Verbrennungsgrube, genannt auch Ustrina. Dies sei ein absolut einzigartiger Fund in Tschechien, sagt Zeman:

„Es handelt sich um die überhaupt erste Verbrennungsstätte hierzulande, die mit modernen Methoden durchforscht werden kann. Eine vergleichbare Verbrennungsstätte wurde 1914 auf dem Gebiet der heutigen Slowakei gefunden. 1927 wurde dann eine Mittelböhmen und 1931 eine weitere in Kostelec in Mittelmähren untersucht. Aus jenen Forschungen stehen uns aber keine Pläne, keine Proben, eigentlich nichts Brauchbares zur Verfügung. Dies ist wirklich die erste Verbrennungsstätte, deren Erforschung uns weitere Informationen liefern kann.“

Die Grube ist 170 mal 130 Zentimeter groß und nur 35 Zentimeter tief. Die Wände und der Boden sind orange gebrannt, und auf dem Boden lag kohlenstoffhaltiger Staub. Außerdem wurden darin mehrere Dutzend Steine, fünf teilweise verbrannte Holzstämme, Fragmente verbrannter menschlicher Knochen, Klumpen verbrannter Tonerde, Glasscherben und Teile von Keramikgefäßen gefunden. Laut Zeman handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine unschätzbare Fundgrube von Daten und Informationen:

„Der römische Historiker Tacitus schrieb, die Germanen hätten ihre bedeutenden Verstorbenen verbrannt. Die Scheiterhaufen sollen aus speziellen Holzarten gebaut worden sein. Leider hat er nicht berichtet, aus welchen Arten genau. Wir haben in dieser Grube fünf große verbrannte Scheite gefunden. Durch Analysen sind wir imstande festzustellen, um welchen Baum es sich handelte. Mit der Radiokarbonmethode können wir mit einer Genauigkeit von 30 bis 50 Jahren bestimmen, wann dieser Baum gefällt wurde.“

Archäologe Tomáš Zeman | Foto: YouTube

Die Begräbnisstätte aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. bei Roštění wurde vor sieben Jahren von einem Amateur-Mitarbeiter des Instituts für Archäologische Denkmalpflege aus Brno / Brünn entdeckt. Die Archäologen entnahmen dort seitdem die Proben auf der Oberfläche, hielten das Areal jedoch geheim, damit die Fundstätte nicht von Schatzgräbern entdeckt werden konnte. Im Juni dieses Jahres begannen sie mit den Ausgrabungen. Sie legten mehrere Duzend Gräber frei und fanden Waffen, Kavalleriesporen, Schmuck, Gürtelteile und Werkzeuge. Anhand dieser konnten sie bestimmten, dass das Gräberfeld aus der Zeit der Markomannenkriege zwischen Germanen und Römern stammt:

„Die Art der Gegenstände, die wir in der Verbrennungsgrube gefunden haben, weist nicht darauf hin, dass hier die Germanen bestattet worden waren, die hier schon seit etwa 100 Jahren zuvor gelebt hatten. Es handelt sich eher um eine Gruppe Kämpfer, die wahrscheinlich aus Mittel- und Ostpolen vorgerückt waren. Hier haben sie entweder im Dienste der Römer oder gegen die Römer gekämpft, und ihre Verstorbenen bestattet. Der Fund von zahlreichen Spornen aus Eisen und Bronze beweist, dass hier die Elite dieser germanischen Kampfeinheit begraben wurde.“

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Autoren: Markéta Kachlíková , Roman Verner
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