´Grandhotel´-Autor Jaroslav Rudiš kommt zum „Globale“-Festival nach Bremen

Er ist jung und gehört dennoch schon zu den tschechischen Autoren, die ihr Publikum auch in Deutschland gefunden haben. Grandhotel-Autor Jaroslav Rudiš wird diese Woche auf dem Globale-Festival in Bremen zu sehen und zu hören sein. Christian Rühmkorf hat mit ihm gesprochen.

Jaroslav Rudiš, eine tschechische Tageszeitung hat Sie 2007 unter die 30 wichtigsten Persönlichkeiten Tschechiens eingereiht. Sie sind vor allem bekannt geworden durch ihre Romane und das ist auch längst in Deutschland angekommen. „Der Himmel unter Berlin“ und „Grandhotel“ sind Titel, die den deutschen Lesern bekannt sind. Aber Sie schreiben auch Hörspiele, Theaterstücke und Comics. Eine steile Schriftsteller-Karriere also. Jetzt reisen Sie nach Bremen, wo vom 20. bis zum 25. Oktober das Festival für grenzüberschreitende Literatur stattfindet. „Globale“ heißt es. Der Schwerpunkt: interkulturelle Gegenwartliteratur. Das scheint besonders gut auf Sie zu passen, oder?

„Na, ich bin sehr gespannt. Ich habe neulich schon in Bremen gelesen, bei den Tschechischen Kulturtagen im Juni dieses Jahres. Da habe ich aus ´Grandhotel´ gelesen. Jetzt werde ich auch wieder etwas vom ´Grandhotel´ dort vorlesen. Aber ich lese dazu noch eine ganz neue Geschichte, die ich für eine Anthologie geschrieben habe, die gerade im Eichborn-Verlag erschienen ist. Und das Thema dieses Buches ist das Bier. Kunst und Bier – Literatur und Bier. Ich habe dafür eine Kurzgeschichte geschrieben, eine kleine Erinnerung an meine Arbeit als Verkostungsagent für eine tschechische Brauerei in Deutschland. Diesen Job habe ich drei Monate lang gemacht. Mit meinem Škoda bin ich sogar in Eisenhüttenstadt gelandet. Und da spielt jetzt vor einem Getränkemarkt meine Kurzgeschichte. Ich habe sie auf Deutsch geschrieben.“

Also Bier und Literatur - das klingt irgendwie verdammt tschechisch, aber es spielt in Deutschland, ja?

„Es spielt in Deutschland, aber die Hauptfiguren sind zwei Tschechen, die sich da begegnen. Der eine ist Vertreter einer tschechischen Brauerei und der andere ist dazu verdammt, in Eisenhüttenstadt den Rest seines Lebens zu verbringen.“

Das Thema der Lesung in Bremen heißt ja „In der Welt zuhause“…

„Ich wohne zwar in Prag, aber ich bin so viel unterwegs - immer wieder. Und ich verbringe wirklich mehrere Tage im Monat in Deutschland, irgendwo unterwegs; oder auch in Österreich auf Lesungen. Und eigentlich habe ich ab und zu das Gefühl, dass ich ein bisschen den Ort verloren habe, wo ich so richtig hingehöre. Tja, das ist irgendwo in der Luft. Das ist irgendwo mein Mitteleuropa.“

Woran sitzen Sie gerade, worauf kann sich das deutsche Leser-Publikum vielleicht schon demnächst freuen?

„Mein dritter Roman ´Potichu´ - die Stille – ist ein Prag-Roman. Er wird bereits ins Deutsche übersetzt von Eva Profousová und sollte demnächst, also im Frühjahr 2011, zur Leipziger Buchmesse erscheinen. Wieder bei Luchterhand. Und ich würde gerne nächstes Jahr eine neue Geschichte auf Tschechisch schreiben, einen neuen Roman. Die Geschichte wird zwischen Tschechien, Deutschland und Island spielen und - mal sehen was da noch so ´rauskommt.“

Jaroslav Rudiš, vielen Dank für das Gespräch!