Greenpeace: Polizei wurde in Temelin auf falsche Fährte geführt

Die Umweltschützer von Greenpeace haben am Donnerstag erneut auf fehlerhafte Reparaturen der Schweißnähte an den Rohren des ersten Reaktorblocks im südböhmischen AKW Temelin aufmerksam gemacht. Die Polizei sei bei der Untersuchung des Falles wahrscheinlich absichtlich auf eine falsche Fährte geführt worden und habe andere Rohre inspiziert, erklärte Greenpeacesprecher Vaclav Vasku auf einer Pressekonferenz in Prag. Der Fehler an der Schweißnaht könne zu einer Materialermüdung führen, vermuten die Umweltschützer. Greenpeace hatte bereits vor über einem Jahr auf die Mängel hingewiesen und Strafanzeige erstattet. Im Rahmen der Untersuchungen zeigten die Greenpeace-Mitarbeiter die fehlerhafte Naht dann den Experten vom Staatlichen Amt für Kernsicherheit, diese wiederum sollten die Ermittler zu der besagten Stelle führen. Erst im Oktober, anlässlich eines Treffens mit der Atomsicherheitsbehörde stellte Greenpeace fest, dass die Polizei das falsche Rohr untersucht hatte. In diesem Zusammenhang hat Greenpeace den französischen Energiekonzern EDF am Donnerstag gewarnt, den Temelinbetreiber, die tschechische Energiegesellschaft CEZ, zu übernehmen. EDF gilt als einer der Favoriten bei der Privatisierung der staatlichen Energiegesellschaft. CEZ hat am Nachmittag ihrerseits die Prager Staatsanwaltschaft aufgefordert, das Vorgehen der Umweltschutzorganisation zu untersuchen. CEZ-Sprecher Ladislav Kriz sagte, die Verbreitung dieser unwahren Information könne nicht nur bei der Bevölkerung Ängste um die AKW-Sicherheit hervorrufen, sondern möglicherweise auch den Ertrag aus der Privatisierung der Gesellschaft verringern.

Autor: Olaf Barth