Hana-Region

Herzlich willkommen, liebe Freunde, bei der Wandersendung von Radio Prag. Es ist die erste Touristensprechstunde im Monat, d.h. sie erwartet eine weitere Folge in unserer Serie über folkloristisch interessante Gebiete der Tschechischen Republik. Heute besuchen wir eine reiche Region inmitten Mährens - die sog. Haná. Gute Unterhaltung wünschen Danilo Höpfner und Marketa Maurova.

Das flache und fruchtbare Gebiet von Mittelmähren bildete niemals einen selbständigen und einheitlichen politischen oder Verwaltungskomplex. Mindestens vier Jahrhunderte ist aber dieses Gebiet unter der Bezeichnung Haná bekannt, ein Name, den auch ein Flüsschen trägt, der durch diese Gegend fließt. Als Hana wird die Region bezeichnet, die sich auf den beiden Ufern des March-Flusses, von Litovel bis zu Napajedla erstreckt. Als Zentrum der Region gilt die sog. hannakische Metropole Olomouc/Olmütz. Diese schöne historische Stadt werden wir aber heute nicht besuchen, sondern uns auf dem Lande umsehen.

Die Quelle des Reichtums der Haná war von jeher der ungemein fruchtbare Boden, die Schwarzerde, die eine Tiefe von bis zu einem Meter erreicht. Die Bauern bezeichneten den Boden früher aufgrund seiner Fruchtbarkeit als "Euter Mährens". Fremde Reisende schilderten bereits im 16. Jahrhundert die Haná als "Fett- und Buttergrube" des ganzen Landes. Dieses Milieu formte auch die Eigenschaften der Hannaken selbst. Von jeher werden sie als zögernde und rechtschaffene, aber auch sehr lustige und gastfreundliche Menschen charakterisiert.

In ethnographischer Hinsicht ist die Haná-Ebene ein eigenständiges Gebiet, auf dessen Charakter die Behaglichkeit des Dorflebens und der Reichtum des Gebietes Einfluss nahmen. Eines der typischen Merkmale ist die Tracht, in der das Reichtum und die Altertümlichkeit ihre Spuren hinterließen. Die Tracht der Hannaken wird schon im 18. Jahrhundert erwähnt und gehört zu den schönsten und malerischsten im Lande. Sie ist ganz in hellen Farben ausgeführt und strotzt von Stickereien und Spitzen. In der prunkvollen Tracht, die eine Reihe von Künstlern inspirierte, vermischen sich auch Barock- und Renaissance-Elemente.

Die Frauentracht bestand aus einem weißen Hemd mit reich gebauschten Ärmeln, einem Rock, der bis zur oberen Hälfte der Waden reichte, und Unterröcken, deren Zahl vom jeweiligen Reichtum der Familie abhängig war. Die Unterröcke waren schwarz und reich gefaltet. Vorne wurden sie nicht zusammengenäht, sondern mit einem bunten Vortuch verdeckt. Über das Hemd wurde ein reich gesticktes Schnürleibchen aus Samt, Seide oder Brokat getragen. Das Hemd schmückte ein breites Halsband. Die Tracht wurde durch eine Haube oder einen großen, roten oder schwarzen Tuch, weiße Strümpfe und schwarze Schuhen mit einer breiten Schnalle ergänzt.

Die Männer trugen weiße Hemden mit breiten Ärmeln und schwarzen oder gelben Stickereien und ein Seidentuch um den Hals. Die hannakische Weste wurde aus grünem Tuch genäht, um die Knopflöcher bunt gestickt und mit strahlenden, oft silbernen Knöpfen geschmückt. Die Hosen waren aus Tuch oder Leder, rot und reichten unter die Knie, wo sie durch ein Reihband mit Fransen verschlossen wurden. Nicht fehlen durfte ein breiter, reich gestickter Gürtel. Die Schuhe sind hoch, glänzend und vorne mit einer Rose aus Wolle geschmückt.

Charakteristisch für die Bewohner der Haná war die eigenständige Mundart, die bereits der Bischof von Olmütz, Johann Dubravius, erwähnte und die im 16. Jahrhundert auch der aus dem mittelmährischen Prerov gebürtige Grammatiker Jan Blahoslav beschrieben hat. Markante Elemente der ursprünglichen Mundart durchdringen immer noch die Sprache der heutigen Einwohner der Haná, wenn auch in den Städten schon mehr das allgemeine Tschechisch gesprochen wird. Zur Jahrhundertswende wurde im hannakischen Dialekt ein Teil der regionalen Literatur geschrieben und der Dialekt drang auch in hannakische Opern und Operetten vor, die aus Volksliedern hervorgehen. Charakteristisch ist für den Dialekt die Verlängerung der Diphthonge sowie der Ersatz enger Vokale durch offene - statt "kdyby" (wenn) kann man in Mittelmähren "debe" hören, statt "mouka" (Mehl), sagt man "móka" usw.

Die traditionellen Häuser aus der Haná bestehen meistens aus mehreren Zimmern, von denen eines nach städtischer Art eingerichtet war. An den Fenstern hingen lange Vorhänge, die Wände wurden angestrichen, der Boden aus Holzbrettern gemacht, häufig auch mit Teppich bedeckt. Ein solches Zimmer wurde jedoch nur wenig bewohnt und diente überwiegend als Empfangsraum für Gäste. Die Hausbewohner schliefen und aßen in der anderen Stube oder in der Küche. Das markanteste Zeichen des hannakischen Hauses war ein aus Lehm gebauter zweigeschossiger Vorbau, der sich vor dem Eingang ins Haus befand. Ihr ursprüngliches Aussehen bewahrten sich beispielsweise einzelne Häuser in Rymice bei Kromeriz/Kremsier. Die Häuser mit typischen Strohdächern aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wurden dort konzentriert und in die ursprüngliche Dorfbebauung eingesetzt. Im Inneren werden Ausstellungen über die verschiedenen Dorfgewerbe installiert, wie etwa eine Sattlerwerkstatt, eine Schmiedwerkstatt und andere.

Nirgendwo in Mähren lebte man so gut wie in der Hana-Region. Das beweisen auch typische hannakische Speisen - gutes Brot, Buchteln aus Weizenmehl mit Mohn, Kuchen mit Quark und Pflaumenmuss, Knödel - gefüllt mit Geräuchertem oder mit Rindfleisch oder der berühmte Quarkkäse. Das beliebteste Getränk der Hannaken war nicht der Wein, wie etwa in Südmähren, sondern Bier.

Möchten Sie selber etwas von hannakischen Spezialitäten kosten? Hier ein Rezept für Sie. Wenn Sie typische mährische bzw. hannakische Kuchen backen möchten, brauchen Sie dazu: 1/2 Kilo Mehl, 120 g Zucker, 150 g Butter, 30 g Hefe, Salz, 1/4 Liter laue Milch, geraspelte Zitronenschale, Vanille, 2 Löffel Rum. Die Hefe wird in der Milch aufgelöst, die weiteren Zutaten hinzugefügt und ein glatter Teig vorbereitet. Der gut aufgegangene Teig wird in Stücke von ca. 40-50 g zerteilt, aus denen Plätzchen geformt werden. In jedes kommt etwas Quarkfülle, die Teigränder werden zusammengedrückt, der Teig rund geformt und auf ein gefettetes Blech gelegt. In jedes Küchlein wird eine Grube gedrückt, die mit Pflaumenmus, Apfel-, Nuss- oder Mohnfülle gefüllt wird. Drauf kommt Streusel aus Mehl, Zucker und Butter. Die Ränder werden mit Ei bestrichen und die Kuchen bei mittlerer Hitze goldgelb gebacken.

Die Fruchtbarkeit der Region und die lustige Natur deren Bewohner spiegeln sich auch in der lustigen Vision eines hannakischen Himmels wieder, die sich in der Dichtung gebildet hat. In diesem Paradies befindet sich ein großer Teich aus Buttermilch, auf dem große Stücke der gerade geschlagenen Butter. Über dem Teich erhebt sich ein Berg als Quarkkäse, so dass der Hannake sich nur auf seinen Bauch legt und Buttermilch trinken kann. Danach wendet er sich auf den Rücken um und schluckt die Quargeln, die von sich selbst aus dem Berg in seinen Mund rollen. Dies kann aber einen recht ermüden. Deswegen findet man im hannakischen Himmel einen Bottich mit Milch, die einer stehenden Person gerade zum Kinn reicht und ohne Mühe in den Hals fließen kann. Ein anderer Berg steht daneben aus Lebkuchen. Auf dem Gipfel kochen Engelchen Nudeln, die sie bergab schicken, und so wie die Nudeln rollen, werden sie mit Lebkuchenbrösel paniert. Die Engel singen dazu liebvolle Musik und der Hannake ist dort glücklich.