Haruki Murakami nimmt Franz-Kafka-Preis entgegen
Am Montag nahm der japanische Schriftsteller Haruki Murakami in Prag den mit 10.000 Dollar dotierten Franz-Kafka-Preis entgegen. Gerald Schubert war auf der Pressekonferenz.
Murakami ist aber hauptsächlich deshalb nach Prag gekommen, um den internationalen Franz-Kafka-Preis entgegenzunehmen. Zufall oder nicht - Franz Kafka spielt im Leben Murakamis tatsächlich eine wichtige Rolle:
"Als ich Franz Kafka zum ersten Mal begegnete, war ich fünfzehn. Das Buch, das ich damals las, war 'Das Schloss'. Ich hatte gehört, dass es großartig sein soll - und es war dann das seltsamste Buch, das ich damals, im Alter von fünfzehn Jahren, gelesen hatte. Es versetzte mir einen ungeheuren Schock. Seit dieser Zeit habe ich Kafkas Werke immer und immer wieder gelesen. Er ist einer meiner Lieblingsautoren, und in gewissem Sinne sind seine Bücher der Ausgangspunkt für meine eigene Karriere als Schriftsteller. Auch, wenn ich damals noch keine Ahnung hatte, dass ich selbst einmal Schriftsteller werden würde."Mit traumtänzerischer Selbstverständlichkeit gehen bei Murakami reale und surreale Ebenen ineinander über, und wer sich dabei an Kafka erinnert fühlen möchte, dem dürfte das nicht besonders schwer fallen. Der Held von "Kafka am Strand" allerdings ist ein fünfzehnjähriger Junge, der sich allein auf die Suche nach seiner Mutter und seiner Schwester begibt. Dass er Kafka heißt, ist eine Reminiszenz an das fünfzehnjährige Alter Ego, das zum ersten Mal "Das Schloss" in den Händen hält - und damit natürlich auch eine Hommage an den großen Schriftsteller aus Prag. Diesen übrigens hält Murakami auch über Kulturgrenzen hinweg für verständlich:
"Kafkas Werk ist so großartig, dass es auch einen universellen Wert besitzt", sagt Murakami.
Auch hier scheint sich ein Kreis zu schließen: Denn der Franz-Kafka-Preis wird jedes Jahr an eine Schriftstellerin oder einen Schriftsteller verliehen, dessen Werk nach Ansicht der Jury auch Aussagen von "allgemein menschlicher Gültigkeit" enthält.