Herbst und Honig passen zusammen

Der Herbst und der Honig als Risikofaktoren - das scheint nicht zusammen zu passen. Und doch! Jitka Mladkova hat eben diese Kombination zum Thema des folgenden Feuilletons gemacht:

Herbst - podzim
Ich sag´s gleich am Anfang: der Herbst ist mit Ausnahme der sowieso wenigen Altweibersommertage nicht meine Lieblingsjahreszeit! Dabei denke ich nicht an die Umwandlung der Natur, die mit eiserner Regelmäßigkeit vieles von ihrer Anmut einzubüßen hat und dadurch manche Menschenseele trübsinnig werden lässt. Dies ist nicht mein Fall. Ich denke an etwas durchaus Gewöhnliches in unserem herbstlichen Alltag: an Schnupfen, Husten, Fieber und all die anderen Begleiterscheinungen einer Erkältung, für die der Herbst die besten Voraussetzungen schafft. In Irland und Kanada seien bereits die ersten Grippenviren identifiziert worden, die sich potentiell als Herde einer zu erwartenden Grippewelle erweisen könnten, gab es dieser Tage in der tschechischen Presse zu lesen. Ein erstes Warnsignal also?

Nach Tschechien - so hieß es allerdings - komme die Grippe fast ausschließlich aus dem Osten, und dort herrsche derzeit Ruhe. Soweit so gut. Ich habe mir aber gleich nach dieser Lektüre vorgenommen, vorsichtshalber schon jetzt für die unvermeidlichen Unwetterzeiten vorzusorgen. Nach dem Motto "Vorbeugen ist besser als kurieren" habe ich zu Hause einen anständigen Vorrat an Multivitamintabletten und Kräutertee angelegt. Eines fehlte mir noch - der Honig, den ich besonders in der Herbst- und Winterzeit in jeder denkbaren Kombination essen bzw. trinken mag. Doch bevor ich ihn kaufen ging, machte das Thema "Honig" plötzlich Schlagzeilen.

Die Grippe mit heißem Tee und Honig zu kurieren sei nicht ohne Risiko, besagten mehrere Presseartikel. Sie beriefen sich dabei auf eine Laboranalyse, der die Staatliche Inspektion für Landwirtschaftliche Produkte und Nahrungsmittel den in Tschechien verkauften Honig unterzogen hat. Von den insgesamt 23 getesteten Honigproben haben 11 den zu beachtenden Kriterien bzw. Parametern nicht entsprochen. Bei fünf Proben konnten sogar unerlaubt hohe Werte von Antibiotika nachgewiesen werden. Bemängelt wurden aber auch verschiedene Qualitätswerte oder gefälschte Etiketten, auf denen andere Honigsorten bzw. andere Herkunftsländer deklariert waren, als dies der Wirklichkeit entsprach. Tschechische Imker, die mittels ihres Verbandes sofort Beunruhigung über die Ergebnisse der erwähnten Tests äußerten, exportieren einen Großteil ihrer Produktion - wohl in bester Qualität - vor allem nach Deutschland, während Länder wie z.B. Chile, die Slowakei, Polen und andere ihren Honig nach Tschechien exportieren.

Damit ist auch das begehrte Bienenprodukt zu einem Handelsartikel in der globalisierten Welt geworden. Ehrlich gesagt, mein Glaube daran, dass der Honig - wie ein chinesisches Sprichwort besagt - hundert Krankheiten heilen und tausend Krankheiten vorbeugen kann, ist jetzt etwas angeschlagen, trotzdem will ich auf meine Lieblingsspeise auch in Zukunft nicht verzichten.

Schließlich verspricht die Staatliche Inspektion, den Honig nach wie vor nicht aus den Augen zu lassen. Außerdem hat mich noch eine Pressemeldung beruhigt: Landwirtschaftsminister Jaroslav Palas fordere zusätzliche Millionen für sein Ressort an, um Wohnheime als Schulungsstätten für tschechische Imker in Prag bauen zu lassen. Also dann, denke ich, kann zumindest der tschechische Honig nur noch besser und besser werden!