Hilfe auf vier Pfoten: „Pomocné tlapky“ feiern 20-jähriges Jubiläum
Seit 20 Jahren gibt es „Pomocné tlapky“, die „hilfreichen Pfoten“. Die Organisation bildet Hunde aus, die hier in Tschechien Menschen mit Behinderung das Leben erleichtern.
244 Tiere hat „Pomocné tlapky“ in den vergangenen 20 Jahren trainiert: 125 Assistenzhunde, 96 sogenannte „geschickte Begleiter“, 14 Blindenhunde und neun Therapiehunde. Den Klienten werden die vierbeinigen Helfer kostenlos zur Verfügung gestellt. Jedes Tier wird je nach Diagnose auf die Bedürfnisse des zukünftigen Herrschens oder Frauchens abgerichtet. Darunter sind Menschen mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten oder Sehbehinderung, Patienten mit Epilepsie oder Multipler Sklerose. Hana Pinerová ist die Leiterin von „Pomocné tlapky“:
„Für uns ist jeder ein Klient, dem ein Assistenzhund helfen kann. Das betrifft Aufgaben, die der Klient allein nicht bewältigen kann. Das Tier hebt Gegenstände auf, die runtergefallen sind, öffnet und schließt Schubladen oder kann sein Herrchen zudecken. Es hilft, Handschuhe oder Strümpfe anzuziehen, übergibt den Schlüssel, kann die Waschmaschine öffnen und die Wäsche herausnehmen und die Klammern reichen. Wichtig ist natürlich auch, dass der Hund Hilfe ruft, wenn etwas passiert und eine Notsituation eintritt.“
In einer solchen Situation kann der Hund etwa die Medikamentendose holen oder sein Herrchen sogar in die stabile Seitenlage drehen. Besonders erfolgreich ist die Organisation „Pomocné tlapky“ bei der Ausbildung von Begleitern für Kinder mit Autismus oder ADHS.
Das Training der Tiere ist ein langwieriger Prozess, der schon im Welpenalter beginnt. Es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis der Hund an den Klienten übergeben wird. Während dieser Zeit ist er in ständiger Begleitung seines Ausbilders. In der Öffentlichkeit müsse das Duo so manche Hürde überwinden, so Pinerová:
„Die meisten Menschen haben es sich schon abgewöhnt, unsere Hunde zu streicheln. Trotzdem stören sie diese oft in ihrer Arbeit. Wenn der Ausbilder zum Beispiel im Supermarkt an der Kasse wartet und der Hund brav neben ihm liegt, wird das Tier meist von jemandem angesprochen. Dadurch wird es aus der Konzentration gerissen und erhebt sich. Dafür muss er dann leider bestraft werden. Es ist etwa so, als wenn man sich während der Busfahrt mit dem Fahrer unterhalten wollte.“
Ist der Hund zum Leben mit dem neuen Herrchen oder Frauchen bereit, kann er im besten Fall einen menschlichen Assistenten ersetzen oder pflegende Angehörige entlasten. Damit ist der Klient weniger auf solche Dienste angewiesen, was wiederum seine Unabhängigkeit und sein Selbstvertrauen steigert. In besonderen Fällen werden sogenannte „geschickte Begleiter“ eingesetzt, die den Krankenpflegern dabei assistieren, Patienten mit schwerer körperlicher Behinderung zu versorgen. Auch wenn diese nicht selbst mit dem Tier kommunizieren können, hilft dessen Anwesenheit bei Motorikübungen oder unterstützt die geistige Fortentwicklung.
Besonderen Wert legt man bei „Pomocné tlapky“ darauf, die Hilfe kostenlos anzubieten. Die Corona-Krise stelle die Organisation allerdings vor finanzielle Herausforderungen, berichtet Pinerová:
„Diese schwierige Zeit setzt uns ganz schön zu. Aber dank unserer Unterstützer stehen wir sie durch. Wir finanzieren uns durch Spenden von Einzelpersonen oder Firmen sowie von Stiftungs- oder Projektgeldern und öffentlichen Sammlungen. Man kann uns außerdem unterstützen, indem man etwas aus dem Merchandise-Sortiment in unserem Onlineshop kauft.“
Eine besondere Partnerschaft besteht mit der bekannten Band Čechomor, die seit Jahren Benefizkonzerte für „Pomocné tlapky“ veranstaltet. Live-Auftritte sind derzeit aber nicht möglich. Trotzdem ist Hana Pinerová guter Hoffnung, dass sich ihre Organisation gemeinsam mit den Musikern schon bald wieder vor einem Publikum präsentieren und neue Unterstützer gewinnen kann.