Hilfsorganisation Člověk v tísni hat sich weltweit Respekt erworben

Der damalige Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina, das Hochwasser 2002 in Böhmen und der Tsunami im Dezember 2004 im Indischen Ozean: All das sind tragische Ereignisse, die neben mehreren Opfern vor allem viel Not und Elend nach sich gezogen haben. Erdrückende Zustände, die besonders dank internationaler Hilfsorganisationen danach Schritt für Schritt abgebaut wurden. Eine unter ihnen sehr anerkannte Gruppierung ist die tschechische Hilfsorganisation Člověk v tísni (Mensch in Not), die dieser Tage auf ihr 20-jähriges Jubiläum zurückblicken kann.

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In den 20 Jahren ihrer Existenz hat die Organisation Člověk v tísni humanitäre Hilfe von umgerechnet rund 220 Millionen Euro umgesetzt. Damit ist Člověk v tísni vom Umfang der Tätigkeit her nicht nur die größte Hilfsorganisation in Tschechien, sondern hat materiell auch mehr als fünfmal soviel Hilfe auf den Weg gebracht wie die Organisation Adra, die ebenfalls seit 20 Jahren von Prag aus operiert. Die Idee für ihre spätere Tätigkeit hatten Prager Studenten bereits vier Jahre vor der Gründung ihrer Organisation. Jan Urban, einer der Mitbegründer von Člověk v tísni, erinnert sich:

„Die Anfänge gehen auf das Jahr 1988 zurück, als sich eine kleine, eng befreundete Gruppe von Studenten um Šimon Pánek nach dem Erdbeben in Armenien dazu entschlossen hatte, etwas gegen die dort herrschende Not zu tun. Der Gruppe gelang es, die Medien für eine entsprechende Kampagne zu gewinnen. Mit Erfolg, denn bald darauf brachten mehrere Flugzeuge und sogar ein ganzer Zug allerlei Hilfsgüter aus der Tschechoslowakei nach Armenien.“

Offiziell begann Člověk v tísni dann im Frühsommer 1992 mit seiner Hilfstätigkeit, dabei stand erneut eine krisengeschüttelte Region im Fokus:

„Es begann mit einer Kampagne für Berg-Karabach. Dort eskalierte damals der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. In Prag aber konzentrierte sich alles in einem winzigen Büro der Tageszeitung ´Lidové noviny´. Dort traf sich immer öfter eine kleine Gruppe von engagierten Leuten, die Idee zur humanitären Hilfstätigkeit wurde geboren und die Organisation kam ins Rollen“, schildert Jan Urban.

Markéta Novotná  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Damals hieß die Organisation, wegen der Lage ihres Sitzes, noch Stiftung „Lidové noviny“. Zwei Jahre später wurde daraus die Stiftung Mensch in Not beim Tschechischen Fernsehen, seit 1999 fungiert die Organisation unter ihrem heutigen Namen. Was sich Člověk v tísni aber über all die Jahre bewahrt hat, ist der spürbare Wunsch der Organisation, anderen wirklich helfen zu wollen, bestätigt die Finanzkoordinatorin für Pakistan und Afghanistan, Markéta Novotná:

„Bei den Mitgliedern von Člověk v tísni ist bis heute der Enthusiasmus und die Motivation, Menschen in Not zu helfen, ungebrochen hoch. Und geblieben ist auch das Credo unserer Arbeit, nämlich den Menschen, denen wir helfen, so nah wie möglich zu sein.“

Šimon Pánek
Die direkte Nähe zu den Betroffenen ist auch eines der Erfolgsgeheimnisse von Člověk v tísni. Das hat der Organisation nicht nur zu Dank und Anerkennung unter den notleidenden Menschen in 24 Ländern, sondern auch zu viel Vertrauen und großem Respekt unter potenziellen Spendern verholfen. Dazu sagte Jan Urban:

„Šimon Pánek hat etwas eingeführt, was danach alle Hilfsorganisationen kopiert haben: Im Balkan-Krieg haben wir damit begonnen, den Schwarzmarkt in Sarajevo zu überwachen. Wir haben unter anderem den Küchen in den Krankenhäusern auf die Finger geschaut. Daher konnte es uns nicht passieren, dass zum Beispiel unsere für Kinder gekochten Suppen auf einmal auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht sind, wie es vielen anderen Hilfsorganisationen passiert ist. Dadurch haben wir Respekt gewonnen.“

Člověk v tísni mit seinem Direktor Šimon Pánek ist also bereits zu einer festen Größe unter den internationalen Hilfsorganisationen aufgestiegen.