Hochgeschwindigkeitszüge auch bald in Tschechien? Ab 2017 soll Streckennetz entstehen

Foto: Andreas Frankenhauser, Creative Commons 2.0

Tschechien liegt im Herzen Europas. Diese Lage ist eigentlich eine ideale Voraussetzung, um zu allen anderen Ländern des alten Kontinents eine gute Verkehrsanbindung zu haben. Doch dafür muss die Tschechischen Republik ihre Infrastruktur noch wesentlich verbessern. Neben dem weiteren Ausbau der Autobahnen muss vor allem viel Geld in die Modernisierung des Schienennetzes investiert werden. Ansonsten droht, dass der Eisenbahnverkehr im Land den Anschluss verliert.

Französischer TGV  (Foto: bigbug21,  Creative Commons 2.5)
Auf einer Fachkonferenz in Prag wurde erst neulich bestätigt, dass beim europäischen Schienenverkehr auch und vor allem den Hochgeschwindigkeitszügen die Zukunft gehört. „Rasende Zigarren“ wie der französische TGV oder der deutsche ICE sollen also ebenfalls durch Tschechien rollen. Der Großteil des dafür erforderlichen Gleisnetzes mit der Gesamtlänge von zirka 800 Kilometern soll im Zeitraum von 2030 bis 2050 errichtet werden. Mit dem Bau der ersten Abschnitte des Hochgeschwindigkeitsnetzes könnte jedoch schon im Jahr 2017 begonnen werden:



„Aus jetziger Sicht am ehesten gebaut werden dürfte die Strecke zwischen Prag und München. Diese Strecke hat ein großes Transportpotenzial, außerdem ist der heutige Stand der Infrastruktur in Richtung München sehr schlecht. Sicher muss man sich auch mit dem Ausbau der Kapazitäten in Richtung Dresden befassen. Und natürlich hat der Abschnitt von Prag nach Brno / Brünn eine grundsätzliche Bedeutung. Der Ausbau dieser in Tschechien relativ langen Strecke ist allerdings sehr kostenintensiv, so dass man hier auch mit einer ziemlich langen Bauzeit rechnen muss“, sagt Jiří Kušnír vom tschechischen Verkehrsministerium.

Was den Verlauf der Hochgeschwindigkeitstrassen anbelangt, ist man derzeit jedoch noch in der Such- und Findungsphase. Allein für die Verbindung von Prag nach Brünn sind vier Streckenführungen im Gespräch. Zudem regt sich in kleineren Regionen, wie beispielsweise der Region Vysočina (Böhmisch-Mährische Höhe) der Widerstand gegen den Bau der neuen Schienenstränge. Es wird kritisiert, dass eine solche Strecke der Region überhaupt nichts bringen würde. Der Direktor der Tschechischen Bahnen (ČD), Petr Žaluda, hält dem jedoch entgegen:

„Der Hochgeschwindigkeitszug würde mit 250 Stundenkilometern im Ein-Stunden-Takt auf der Strecke verkehren. Zwischen den Takten aber können durchaus weitere Schnellzüge fahren, die dann auch öfter halten würden.“

Der tschechische Pfeil, bekannt als Pendolino, könnte bereits heute mit einer Geschwindigkeit von 230 km/h zwischen Prag und Ostrava / Ostrau verkehren, wenn diese Strecke dafür ausgebaut wäre. In Zukunft würden die Tschechischen Bahnen zudem weitere Hochgeschwindigkeitszüge kaufen, die mindestens 240 Stundenkilometer schaffen, verrät Žaluda. Aber ist Tschechien auch finanziell in der Lage, das dafür notwendige Schienennetz aufzubauen? Der Direktor des Zentrums für effektiven Verkehr, Petr Šlégr, gibt darauf eine salomonische Antwort:

Petr Šlégr
„Man könnte es so sagen: Wenn geringer entwickelte Länder wie Marokko oder die Türkei in der Lage sind, ein Konzept zur Errichtung von Strecken für Hochgeschwindigkeitszüge zu entwickeln, dann sollte das für Tschechien erst recht gelten. Und was die Kosten betrifft, so lässt sich sagen, dass der Bau eines Kilometers Hochgeschwindigkeitsstrecke nicht teurer ist als der Bau eines Autobahnkilometers oder eines Kilometers einer Schnellstraße.“

Foto: Europäische Kommission
Für den Bau des gesamten Hochgeschwindigkeitszug-Netzes werden zurzeit umgerechnet 16 bis 18 Milliarden Euro veranschlagt. Da diese Kosten jedoch bis auf das Jahr 2050 verteilt werden können, sollte das Projekt „Bahn der Zukunft“ also auch in Tschechien durchaus machbar sein. Eine Frage aber bleibt: Wann und welche Regierung wird dafür grünes Licht geben?