Hochwasserlage in Tschechien: teilweise stabilisiert, Pegel an der Thaya und der March rasant gestiegen
In Böhmen hat sich laut neuesten Meldungen die Hochwasserlage an den meisten Flüssen mit Ausnahme der Luznice-Region stabilisiert, wogegen in Mähren die kritische Situation nach wie vor andauert. Rasant gestiegen sind die Pegel an der Thaya in Südmähren und am mittleren Lauf der March. An einigen Orten kam es bereits zu Dammbrüchen. Bei der Gemeinde Jevisovka liegen etwa 500 Hektar Felder und Wiesen unter Wasser. Am Freitag und Samstag besucht Umweltminister Libor Ambrozek die meist gefährdete Region um die Städte Znojmo und Breclav. Landwirtschaftsminister Jan Mladek hat am Freitag den bisherigen Leiter des Flusswirtschaftsbetriebs Morava / March, Jan Konecny, seines Amtes enthoben und den Vizedirektor des Unternehmens, Pavel Mylbachr zum neuen Chef ernannt. Die Zahl der Orte, in denen bereits die dritte Warnstufe gilt, die konkrete Überschwemmungsgefahr anzeigt, ist am Freitag von 59 auf 62 gestiegen.
In Prag soll die Durchflussmenge der Moldau vorläufig nicht den Wert von 1500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde überschreiten, der als Grenze für die Auslösung der dritten Alarmstufe gilt. Dies sagte die Leiterin des Flusswirtschaftsbetriebs Dolni Vltava/ Moldau-Unterlauf, Blanka Brozkova. Im Unterschied zu Donnerstag seien alle Wettervorhersagen für den Freitag positiver, sagte sie am Vormittag während der Sitzung der Hochwasserkommission in Prag. Die Meteorologen befürchten jedoch neue Regenfälle, die eine Verschlechterung der Lage zur Folge haben könnten. Ihre am Freitag um 16.00 Uhr veröffentlichte Warnung gilt bis Montag 18.00 Uhr. Im nordböhmischen Usti nad Labem/ Aussig dürfte der Elbpegel laut Prognose am Samstagmorgen bei 840 Zentimeter liegen. Der Scheitelpunkt wird am Sonntag bei neun Metern erwartet. Rund 300 Menschen wurden aus der Gefahrenzone evakuiert. Mehrere Hundert Haushalte sind ohne Strom.
Im Zusammenhang mit der aktuellen Flutwelle mussten auch mehrere große Kläranlagen zum Teil oder ganz außer Betrieb genommen werden. Die größte Gefahr besteht für sie derzeit an der Luznice und am Unterlauf der Elbe. Einer Meldung der Tschechischen Umweltinspektion vom Freitagabend sind vorläufig keine toxischen Stoffe aus den durch Hochwasser gefährdeten Industriebetrieben entwichen. In einigen Chemiewerken am tschechischen Unterlauf der Elbe ist die Produktion bereits stillgelegt worden.