Eine Milliarde Kronen: Tschechische Regierung hilft Privathaushalten in Hochwassergebieten
Seit Mittwoch stehen in Tschechien staatliche Hilfsgelder von insgesamt einer Milliarde Kronen (39 Millionen Euro) zur Verfügung, um die Hochwasserschäden zu beseitigen. Anspruch haben Privathaushalte in jenen Gemeinden, die Mitte September am stärksten von den Überflutungen betroffen waren.
„Anderthalb bis zwei Millionen Kronen."
Auf diese Summe schätzt Roman den Schaden an seinem Haus. Gemeinsam mit seiner Frau Lenka und den Kindern lebt er am Rande von Bohumín / Oderberg. Der Ort liegt nordöstlich von Ostrava, direkt an der Oder. Mitte September habe das Wasser im gesamten Erdgeschoss gestanden, berichtet der Mann:
„Hier ist die Küche. Dort war das Wohnzimmer, wo noch der Fernseher an der Wand hängt. Daneben waren die Kinderzimmer, ein Schlafzimmer und noch ein Schlafzimmer – und alles ist nun weg.“
Die Familie hofft jetzt auf die Unterstützungszahlungen von der Regierung. Seit Mittwoch können Stadt- und Gemeindeverwaltungen einen Antrag beim staatlichen Umweltfonds stellen. Veronika Krejčí, Sprecherin des tschechischen Umweltministeriums, teilt dazu mit:
„Die außerordentliche Hochwasserhilfe können Gemeinden seit Mitternacht zum 9. Oktober beantragen. Für die Unterstützungszahlungen wurde insgesamt eine Milliarde Kronen bereitgestellt. Falls dies nicht ausreicht, kann die Summe auch noch erhöht werden.“
Eine Milliarde Kronen sind umgerechnet 39 Millionen Euro. Anspruch darauf haben die Gemeinden in den Kreisen Mährisch-Schlesien und Olomouc / Olmütz sowie in dem Gebiet von Frýdlant / Friedland im Kreis Liberec / Reichenberg. Pro betroffenem Haushalt ergibt sich eine durchschnittliche Summe von etwa 40.000 Kronen (1580 Euro). Wer dann aber tatsächlich wie viel bekommt, entscheide die Gemeindevertretung, sagt Finanzminister Zbyňek Stanjura (Bürgerdemokraten):
„Die jeweilige Gemeinde legt die örtlichen Verteilungsbedingungen fest. Dabei können höhere Beträge an Menschen gehen, die stärker betroffen waren, und niedrigere Beträge an jene, die weniger Schäden hatten. Das scheint uns ein effektiver Weg zu sein. Denn auf zentraler Ebene können wir zwischen den Einzelfällen einfach nicht unterscheiden. Wer das aber kann, das sind eben die Bürgermeister und Gemeindevertretungen.“
Betroffene Bewohner bekommen dieses Geld auch, wenn sie von ihrer Versicherung unterstützt werden oder wenn sie bereits die Soforthilfen der Arbeitsämter genutzt haben. Diese waren am 15. September, also noch am Wochenende der Überschwemmungen, von der Regierung zur Verfügung gestellt worden. Auch Lenka und Roman haben diese Möglichkeit genutzt:
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„Etwas haben wir damals bekommen. Aber inwiefern wir auch jetzt noch Anspruch auf Hilfsgelder haben, das wissen wir nicht."
Beide sind seit dem Hochwasser von ihrem Arbeitgeber freigestellt, um ihr Haus instandzusetzen – allerdings ohne Lohnfortzahlung. Aber auch hier springt der Staat demnächst ein. Eine weitere Milliarde Kronen wird nämlich für Firmen bereitgestellt. So sollen etwa Produktionsausfälle durch fehlende Mitarbeiter kompensiert oder eben Teile der Lohnzahlungen übernommen werden. Es seien landesweit etwa 80.000 Angestellte, die derzeit wegen des Hochwassers unbezahlten Urlaub haben, so die Information aus dem Finanzministerium.
Alles in allem gibt das Kabinett für die Hochwasserhilfe 40 Milliarden Kronen (1,6 Milliarden Euro) aus. Dafür wurde das genehmigte Haushaltsdefizit in diesem Jahr um 30 Milliarden Kronen (1,2 Milliarden Euro) erhöht, im kommenden Jahr um zehn Milliarden Kronen (390 Millionen Euro).