Höhere Steuern sollen Hochwasserschäden und Wiederaufbau finanzieren
Das Ausmaß der Schäden, die nach der Hochwasserkatastrophe in Tschechien registriert wurden, scheint kein Ende zu nehmen. Sprach Ministerpräsident Vladimír Spidla vor Wochenfrist in einer ersten Schätzung noch von einer Schadenssumme von bis zu 90 Milliarden Kronen (ca. drei Milliarden Euro), so räumte sein Finanzminster Bohuslav Sobotka dieser Tage ein, dass bei der Auflistung der Schäden vermutlich sogar die Grenze von 100 Milliarden Kronen überschritten werde. Eine ungeheure Summe, die bei der Beseitigung der Schäden und erst recht beim Wiederaufbau der zerstörten Gebiete aufgebracht werden muss. Daher entwickelten die drei Parteichefs der Regierungskoalition am Dienstag in Prag ein erstes Konzept, wie der Wiederaufbau mittel- und langfristig zu finanzieren sei. Lothar Martin stellt es Ihnen vor.
Heftig kritisiert wird das ausgearbeitete Finanzierungskonzept hingegen von der Demokratischen Bürgerpartei (ODS). Der Chef der ODS-Abgeordnetenfraktion Vlastimil Tlustý begründete diese Kritik wie folgt: "Also erstens ist klar, dass die Steueränderungen sich erst mit mehrmonatiger Verspätung niederschlagen werden. Und überdies erbringen die Erträge aus diesen neuen Steuern nur ein Bruchteil von dessen, was das Ausmaß der Hochwasserschäden ist. Mit anderen Worten: Hinsichtlich von Zeit und Umfang ist klar, dass die vorbereiteten Steueränderungen nicht zur Deckung der durch das Hochwasser entstandenen Kosten dienen können."
Moderater äußerten sich hingegen Vertreter der Wirtschaft. So erklärte Petr Zahradník von der Firma Conseq Finance: "Ich habe das Gefühl, dass auch andere Vorschläge ausgeschöpft werden sollten. Zum Beispiel sollten Hochwasserschuldscheine genutzt werden. Mit der Erhöhung der Verbrauchs- und der Mehrwertsteuer bin ich einverstanden."
Die Schäden sind hoch und geholfen werden muss schnell. Darüber ist man sich einig unter den hiesigen Politikern. Aber wenn es ums Geld geht, da gehen die Meinungen wie immer weit auseinander. Am 12. September wird das Finanzierungskonzept der Regierung im Abgeordnetenhaus behandelt. Dann wird sich zeigen, ob man im Sinne der Hochwassergeschädigten auch tatsächlich zu einer schnellen Lösung kommt.