Hörerforum

Ich begrüße Sie, meine Damen und Herren, zu unserem gemeinsamen Hörerforum, durch das Sie heute Lothar Martin und Silja Schultheis begleiten.

Wie angekündigt teilen wir Ihnen heute die Namen derjenigen von Ihnen mit, die aus unserem diesjährigen Wettbewerb anlässlich des 65. Bestehens von Radio Prag als Sieger hervorgegangen sind. Doch zunächst einmal möchte ich mich im Namen unserer gesamten Redaktion ganz herzlich dafür bedanken, dass Sie sich so rege an dem Wettbewerb beteiligt haben. Die Zuschriften an die deutschsprachige Redaktion waren so zahlreich, dass wir die Zahl der Gewinner in Absprache mit den anderen Redaktionen von ursprünglich 15 auf 20 erhöht haben.

Für diejenigen von Ihnen, die im Moment gar nicht wissen, wovon eigentlich die Rede ist: Wir hatten Sie aufgerufen, uns bis zum 30. Juni möglichst originell auf die folgenden zwei Fragen zu antworten: 1. Wie haben Sie Radio Prag kennen gelernt? 2. Wenn Radio Prag ein Mensch wäre, wie würden Sie ihn charakterisieren?

Insgesamt hat Radio Prag auf diese Fragen über 900 Zuschriften aus zahlreichen Ländern erhalten. Die Leiter der tschechischen, englischen, spanischen, französischen, russischen und deutschen Redaktion haben aus ihnen in zwei Runden Juan Carlos Buscaglia aus Argentinien als Hauptsieger ausgewählt. Belohnt wird er mit einem einwöchigen Aufenthalt im südböhmischen Kurort Trebon. Wir gratulieren Herrn Buscaglia und wünschen ihm einen wunderschönen Aufenthalt in der Tschechischen Republik! Aus seiner Antwort auf unsere beiden Fragen lesen wir ihnen gleich einen Auszug vor. Doch vorher verraten wir Ihnen endlich, wer die 20 Gewinner der deutschsprachigen Redaktion sind. Und zwar:

Raimund Steinhauer, Röthenbach, D

Assja Metzger, Werneck, D

Bernd Woitunik, Leisnig, D

Ronny Henze, Sontheim an der Brenz, D

Michael Lindner, Triptis, D

Klaus Jürgen Schmidt, Balge, D

Alfred Hora ,Wien, A

Uwe Volk, Lehrte, D

Walter Rippel, Ingolstadt, D

Franz Schmidt, Pohlheim, D

Helmut Zahradnik, Haibach, A

Gymnasium Kirn

Georg Pleschberger, Villach, A

Heinrich Jacob, Baden-Baden, D

Kurt-J. Przystupa, Duisburg, D

Roland Laub, Leonberg, D

Andreas Mieth, Berlin, D

Franz G. Obenaus, Simmonzheim,D

Günther Wagner,Bad Dürrenberg, D

Franz Bresonik. Gladbeck, D

Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner und Ihnen allen, die sich an dem Wettbewerb beteiligt haben, nochmals ein großes Kompliment für Ihre rege Beteiligung. Die Gewinne sowie eine kleines Dankeschön fürs Mitmachen gehen Ihnen in Kürze per Post zu.


Und nun zu der Antwort unseres Hauptgewinners. Ich habe hier den Brief von Juan Carlos Buscaglia aus Argentinien vor mir, aus denen ich Ihnen jetzt gemeinsam mit meinem Kollegen Lothar Martin vorlese. Zur ersten Frage - wie haben Sie Radio Prag kennen gelernt - schreibt Herr Buscaglia:

Ich war noch sehr klein, etwa 6 oder 7 Jahre alt und erinnere mich, dass ich gemeinsam mit meinem Vater einen unserer Nachbarn, Don Rafael, besuchte, den die Jungs aus der Nachbarschaft und ich wegen der Herkunft seiner und der Familie seiner Frau den "alten Tschechoslowake" nannten.

Don Rafael und mein Vater arbeiteten damals zusammen in einer Papierfabrik. Dort waren um die 2000 Arbeiter beschäftigt, unter ihnen auch viele Immigranten aus Europa. Diese Menschen suchten in dem neuen Land eine Zuflucht vor den Leiden und Schrecken, die der Zweite Weltkrieg mit sich brachte.

Als wir in das Haus von Don Rafael eintraten, trafen wir ihn in einer Pose an, die sich tief und für immer in meine Erinnerung eingeprägt hat: Don Rafael, dieser "alte Tschechoslowake", hielt in der linken empor gestreckten Hand eine mehr als zur Hälfte aufgerauchte Zigarette, von der die Asche nur ganz knapp nicht herunterfiel. Mit den Fingern der zweiten Hand bemühte er sich, auf einem alten Radioempfänger den ersehnten Sender zu finden, bis sein zufriedener Ausdruck schließlich vermuten ließ, dass seine Ohren das richtige Signal empfangen hatten. Auf die Frage meines Vaters, was er da eigentlich mache, antwortete er, dass er von seinen Landsleuten präsentierte Nachrichten anhören wolle.

Ich habe damals von alledem überhaupt nichts verstanden. Aber dieses Ereignis hatte eine solche Wirkung auf mich, diese seltsamen Laute und diese absolut unverständliche Sprache, die aus dem Radioempfänger unseres Nachbarn strömte, machten einen so großen Eindruck auf mich, dass ich mir wünschte, so schnell wie möglich zu uns nach Hause zurück zu kehren, diese paar hundert Meter von hier, damit ich meiner Mutter erzählen könnte, wie wir bei Don Rafael eine Sendung gehört haben, die von einer Rundfunkstation in der Tschechoslowakei ausgestrahlt wurde...

Dieses Erlebnis aus meiner Kindheit hat wohl bei mir das immer stärkere Verlangen geweckt, Sendungen von Rundfunkstationen aus verschiedenen Ländern zu hören. Und je mehr ich höre, desto mehr wächst bei mir die Neugier, die Lust und eine gewisse "innere Notwendigkeit", das Leben und die Gewohnheiten anderer Völker kennen zu lernen. Und so kam es auch, dass ich - sicherlich beeinflusst von dem beschriebenen Kindheitserlebnis - vor 25 Jahren zum ersten Mal Radio Prag gehört habe. Und von der Zeit an bin ich ein regelmäßiger Hörer Eurer Sendungen.

Die Antwort von Juan Carlos Buscaglia auf unsere zweite Frage - wenn Radio Prag ein Mensch wäre, wie würden Sie ihn charakterisieren - lesen wir Ihnen in Auszügen vor, um unsere Sendezeit nicht zu überschreiten:

Ich zögere nicht zu antworten, dass wenn ich mir Radio Prag als Menschen vorstellen müsste, ich mir diesen Menschen aufgrund meiner Erfahrungen und Erlebnisse mit seinen Sendungen wie jemanden vorstellen würde, der untrennbar zu meinem alltäglichen Leben gehört.

Radio Prag kann ich mir also vorstellen als meine Ehefrau, treue Freundin und beste Kollegin in einer Person. Während dieser langen 25 Jahre, die ich es höre, hat es mich auf jedem Schritt und in jeder Situation begleitet. Es hat mit mir alles erlebt, was mir das Leben beschert hat, sowohl das Gute als auch das Schlechte.

Es ist daher kein Zufall, dass meine Kinder von mir behaupten, ich sei ein "Radiopragomane" und meine Frau über mich sagt, ich sei "radiopragabhängig".


Nachdem wir uns heute ausführlich mit der Antwort unseres Hauptgewinners aus Argentinien befasst haben, möchte ich Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, noch einmal daran erinnern, dass in den kommenden beiden Hörerforen am 14. und am 28. August Ihre Antworten zum Wettbewerb im Mittelpunkt stehen werden. Wir zitieren aus den Zuschriften, die unsere deutschsprachige Redaktion erhalten hat und sprechen mit einigen von Ihnen über Ihre Erfahrungen mit Radio Prag. Weitere Informationen zum Wettbewerb finden sie hier.

Und noch eine Information habe ich für Sie, die mit dem 65jährigen Bestehen unseres Senders zusammenhängt: Anlässlich dieses Ereignisses gibt Radio Prag eine Sonder-QSL-Karte heraus, die Sie erhalten, wenn Sie uns zwischen dem 31. August und dem 9. September hören und uns dies mit einem Empfangsbericht bestätigen. Ich wiederhole noch einmal: wenn Sie uns einen Empfangsbericht schicken, aus dem hervorgeht, dass Sie zwischen dem 31. August und dem 9. September unsere Sendung gehört haben, erhalten Sie die Sonder-QSL-Karte, die Radio Prag anlässlich seines 65. Bestehens herausgibt.