Hörerforum

Ahoi und herzlich willkommen zum Hörerforum von Radio Prag. Auch heute wollen wir wieder ein wenig in der Postmappe blättern und uns mit Ihren Zuschriften befassen. Am Mikrofon begrüßen Sie dazu Ditha Baierová und Lothar Martin.

"Seit einigen Tagen bekomme ich Ihre Nachrichten auch per Email zugeschickt. Was für ein Service. Eigentlich müsste man fast nicht mehr Radio einschalten. Aber im Ernst: Radio Prag hat wirklich einen guten Service, der im Internet das akustische Angebot wirklich hervorragend ergänzt. Doch das Hören der Programme im Radio bleibt dennoch ´Pflicht´."

Diese Zeilen erreichten uns von Daniel Kaiser aus Hamburg und sie haben uns natürlich erfreut. Das berechtigte Lob für unsere Internetredaktion geben wir gern weiter. Das aber das Radio hören trotz des sehr informativen Internets für Sie, Herr Kaiser, und all unsere Hörer aber nach wie vor ein Bedürfnis ist, freut uns besonders. Neben den Zuschriften, die dies immer wieder bestätigen, spielten in der Leserpost der letzten Tage jedoch zwei Themen eine tragende Rolle: der Irak-Konflikt und die sich hinziehende Präsidentenwahl in Tschechien. Zu ernsten Thema Irak schrieben uns vornehmlich Hörer aus Deutschland, die durch die Bank einen möglichen Krieg in der Golfregion verurteilen, in ihrer Argumentation jedoch zum Teil unterschiedliche Aspekte ins Feld führen. So schrieb uns Herr J. K. Lehmann per Email: "Meine Meinung ist, Bush versucht mit seiner christlichen Ideologie von Gut und Böse die Welt aufzuteilen. Sein Verständnis davon erinnert mich so sehr an die Geschichte des letzten Weltkrieges. Als ein Größenwahnsinniger aus unserem Land anfing, Europa aufzuteilen. Die Zustimmung dazu erhielt er von denen, die heute Krieg führen wollen. Eines der ersten Opfer war Ihr Land. Wer wird der Nächste sein nach dem Irak?"

Sehr nachdenkliche Worte. Aber auch Herr Reiner Holtmann aus Hamm hat sich weiterreichende Gedanken zum Thema Irak gemacht: "Meine persönliche Meinung ist, dass die Opfer eines Krieges doch in erster Linie die kleinen Bürger sind, die Kinder. Aber auch Frauen und natürlich die Männer, die diesen Krieg schließlich führen müssen. Auch erscheint mir jeder Krieg eine Niederlage der Vernunft. Und schreien nicht diejenigen heute am lautesten nach einer Bekämpfung des Irak, die diesen vorher durch den Export von chemischem, atomarem und bakteriologischem Know how erst stark gemacht haben. Ist es nicht so, wie Jesus Christus sagt: Wer das Schwert nimmt, kommt auch dadurch um."

Am drastischsten teilte uns Herr Otto Beutel aus Herne seine Ablehnung zu einer Intervention im Irak mit: "Vom Krieg haben wir die Schnauze voll. Wir brauchen nur an den Krieg denken, der von Deutschland im Jahr 1939 begann. Aber die Vereinigten Staaten werden dahingehend arbeiten, dass ein Angriff auf Bagdad durch die USA unausweichlich ist. Und wie ich die Kommentare von Ihrem Sender höre, ist die tschechische Regierung bei einem Krieg gegen den Irak gerne bereit, den Amerikanern zur Seite zu stehen."

Bezüglich Ihrer letzten Aussage, Herr Beutel, müssen wir Ihnen widersprechen. Die hiesige Regierung unterstützt zwar die amerikanische Haltung, Druck auf den Irak auszuüben, und hat dabei auch signalisiert, einen möglichen Militärschlag gegen den Irak zu unterstützen, aber nur dann, wenn er durch ein Mandat des UN-Sicherheitsrates legitimiert ist und daher als das letzte Mittel angesehen wird, diesen Konflikt zu lösen. Im übrigen: Tschechien stellt für den Fall der Fälle rund 350 Soldaten, die allesamt Spezialisten zur Abwehr von ABC-Waffen sind und daher nicht für einen Angriff, sondern zur Abwendung der möglicherweise verwendeten Massenvernichtungswaffen eingesetzt werden. Im Kern hat sich Tschechiens Ministerpräsident Vladimir Spidla aber für eine friedliche Lösung des Konflikts ausgesprochen. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die Zerreißprobe in den nächsten Tagen oder Wochen enden wird, da es - wie es Herr Lehmann bereits schilderte - den Amerikanern offensichtlich gelungen ist, einen Keil zwischen die laut Vertrag Verbündeten der NATO bzw. zwischen die Europäer zu treiben.

"Nach den witzigen Meldungen von voriger Woche, sprich: "Gott for President", habe ich dieses Thema schon ad acta gelegt." So begann Viola Eckert ihre E-Mail-Zuschrift zur tschechischen Präsidentenwahl, um dann wie folgt fortzufahren: "Nun meine ernste Meinung. Ich bin der Meinung, dass Dr. Klaus das Rennen machen wird. Gegenüber den anderen Kandidaten hat er den Vorteil, dass er eine Persönlichkeit ist, in der Politik schon ´daheim´ ist als ehemaliger Regierungschef und am meisten bekannt ist. Außerdem ist er der Einzige, der immer fast gewonnen hätte, immer die meisten Stimmen erhielt und dadurch ja auch immer wieder kandidieren durfte. Ob es jetzt die dritte Wahlrunde des Parlaments ist oder eine nach Gesetzesänderung angesetzte Volkswahl, ich finde, er ist der aussichtsreichste Kandidat als zukünftiger Präsident."

Die Meinung von Frau Eckert kann Herr Helmut Schafleite aus Singen wiederum nicht so teilen, da ihn der Politiker Václav Klaus offensichtlich nicht so recht überzeugt: "Von Václav Klaus habe ich noch nie etwas davon gehört, dass ihn eine Politik stört, die sich nur noch am Nützlichkeitsprinzip orientiert. Vieles wird nur noch fremdbestimmt und lediglich wirtschaftlichen Erwägungen nachgeordnet. Viele Zeitgenossen frönen noch dem Irrglauben an die Allmacht der Märkte nach, obwohl die Menetekel dieser Wirtschafterei überall sichtbar sind."

Mit anderen Worten, Herr Schafleite glaubt ganz offenbar, dass ein Václav Klaus der Tschechischen Republik und damit auch Europa keine neuen Impulse verleihen kann. Doch warten wir es am besten ab, ob der Ex-Premier überhaupt zum neuen tschechischen Präsidenten gewählt werden wird. Mit dem Universitätsprofessor Jan Sokol erwartet ihn womöglich in der dritten Wahlrunde sein bisher stärkster Herausforderer, und diese Wahlrunde steht bereits am Freitag an. Danach sind wir alle klüger.

Weil auch Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, es gewohnt sind, von uns immer etwas Neues zu erfahren oder aber auf gestellte Fragen gern eine Antwort hätten, möchten wir unsere heutige Sendung mit der Beantwortung einer solchen abschließen. Dabei geht es diesmal musikalisch zu. Real Audio (Musik)

Ja, sie haben Sie bestimmt erkannt, die Erkennungsmelodie zu einer unserer beliebtesten Sendereihen, dem "Spaziergang durch Prag". Zu dieser Melodie erreichte uns in letzter Zeit mehrfach dieselbe Frage, wie sie u.a. auch von unserem Hörer Gerhard Groß aus Cham gestellt wurde: "Wie heißt die Einleitungsmusik zu Ihrer Rubrik ´Spaziergang durch Prag´ und wer ist der Komponist?"

Wer könnte diese Frage besser beantworten als die verantwortliche Redakteurin dieser Sendereihe, Martina Schneibergová: Real Audio

Und mit dieser Information sind wir auch schon wieder am Ende unseres heutigen Hörerforums angelangt. Bleiben Sie uns treu und schreiben Sie weiter fleißig. In diesem Sinne verabschieden sich vom Mikrofon: Ditha Baierová und Lothar Martin.