Hörerforum

Mit einem dicken Stapel Briefen unter dem Arm erwartet Sie nun Thomas Kirschner zu einer neuen Ausgabe des Hörerforums.

QSL-Karte von Radio Prag  (1982)
Nach 14 Tagen heißt es bei Radio Prag nun wieder: Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu Ihrer Sendung, herzlich willkommen zum Hörerforum - nach einem kleinen Wechselschritt beim Wechsel zum Sommerprogramm nun wieder im gewohnten Zwei-Wochen-Rhythmus. Nach einem Blick in unseren Briefkasten bleibt mir abermals nur, mich bei Ihnen, bei allen Hörern und Schreibern, für die zahlreich eingelangte Post zu bedanken - seien es Kommentare und Anfragen oder Empfangsberichte. Die buntesten kamen in den vergangenen Tagen von Eberhard Lauber aus Bad Berleburg und Hans Gosdschan aus Cottbus. Klaus Uecker aus Remshalden schickte uns zu seinem Empfangsbericht sogar die Kopie einer QSL-Karte von Radio Prag aus dem Jahre 1982!

Nicht ganz zufrieden mit der Empfangsqualität von Radio Prag ist derzeit leider nicht nur unser Stammhörer und regelmäßiger Hörerbrief-Korrespondent Fritz Andorf aus Meckenheim. Er schreibt:

"Die neue Frequenz 11810 kHz für die Abendsendung wird leider noch durch eine andere Station belegt. Diese störte zumindest am 3. April so stark, dass Ihre Sendung völlig überdeckt war. Ich konnte leider die mir unbekannte Sprache dieser anderen Station nicht identifizieren."

Auch der Kurzwellen-Spezialist Andreas Mücklich aus Berlin bestätigt den schlechten Empfang der Abendsendung um 16.30 Uhr UTC-Standardzeit und weiß mehr dazu:

"Leider hat der Frequenzwechsel nichts gebracht, da Radio China International mit seinem Programm in arabischer Sprache empfindlich die Sendungen von Radio Prag stört. Und wenn ich mich richtig erinnere, dann war das auch schon im letzten Jahr der Fall."

Vielen Dank an Herrn Andorf, Herrn Mücklich und alle, die uns auf die Probleme hingewiesen haben - die Berichte wurden natürlich sofort an unsere Sendeleitung weitergegeben, in der Hoffnung, dass dafür eine Lösung gefunden werden kann. Unser Hörer Achim Kissel aus Duisburg ist ohnehin zuversichtlich. Auch er bestätigt die Empfangsprobleme, fügt aber hinzu:

"Dies wird aber sicher im Sommer bedeutend besser."

Neben dem Hinweis auf Frequenzprobleme hat Andreas Mücklich aber auch noch Anmerkungen zu unserem Programm. So schreibt er:

"Am Inhalt Ihrer Sendungen habe ich wenig herumzumäkeln - allenfalls, dass manche Beiträge zu kurz kommen. Wie zum Beispiel der heutige Beitrag aus dem Tagesecho über die Entstehungsgeschichte der tschechoslowakischen bzw. tschechischen Flagge. Wäre es vielleicht machbar, einen längeren Bericht, zum Beispiel in der Sendereihe ´Kapitel aus der tschechischen Geschichte´ über dieses Thema zu bringen?"

Lieber Herr Mücklich, dass ein Beitrag zu kurz ist, das ist von aller Kritik, die man bekommen kann, natürlich die schönste. Die Anregung gebe ich gerne an Katrin Bock weiter, die für Radio Prag die "Geschichtskapitel" produziert. Ganz bestimmt wäre das etwas für eine Sendung zum Beispiel zum Staatsfeiertag.

Die buntesten Empfangsberichte der letzten Tage
Gelegentlich kommen von Ihnen Fragen zu Radio-Prag-Souvenirs, so etwa von Friedhelm Wittlieb aus Lünen, der sich für einen Radio-Prag-Untersetzer in Form einer Tonspule bedankt:

"Dieser hat meiner Frau so gut gefallen, dass sie ihn gleich in Besitz genommen hat. Kann man diese Untersetzer bei Ihnen erwerben??"

Ähnlich will Walter Aurazda aus der Lutherstadt Wittenberg wissen: "Gibt es bei Ihnen einen Radioshop?"

Es gibt einen so genannten "Repräsentationsverkauf" des Tschechischen Rundfunks hier im Gebäude des Funkhauses auf der Vinohradska-Straße in Prag. Dort werden Musikaufnahmen und Hörspiele aus der Produktion des Rundfunks angeboten, aber keine Souvenirs, auf die Ihre Frage, lieber Herr Aurazda, vermutlich abzielt. Die kann man - zumindest bei Radio Prag - nicht kaufen, sondern sich nur durch wiederholte Empfangsberichte oder Hörerbriefe "verdienen". Gerade darin soll ja für alle Kurzwellen-Fans der Wert unserer kleinen Aufmerksamkeiten liegen. Aber als kleiner Tipp: Wenn Sie sich einen weiteren Untersetzer wünschen, damit die Symmetrie auf dem Abendbrottisch gewahrt bleibt, dann schreiben Sie doch auf einen der nächsten Briefe oder Empfangsberichte eine kleine Anmerkung - unsere Sekretärin Mascha Pittnerova wird da sicher nicht nein sagen...

In der Rubrik "Im Spiegel der Medien" hat Silja Schultheis am 25. März das neue deutsch-tschechische Jugendmagazin "bla.cz" vorgestellt. Darauf bezieht sich Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus, wenn er schreibt:

"Sehr interessant fand ich den Beitrag über das Projekt der Jugendzeitschrift. Da ich selbst zwei ´halbwüchsige´ Kinder habe, interessiert mich natürlich der Bezug der Zeitschrift. Könnten Sie mir bitte die Adresse mitteilen, unter der ich weitere Informationen bekommen kann?"

Lieber Herr Winkler, die Auflage von 2000 Exemplaren ist fast schon vergriffen - einige Reststücke gibt es aber noch beim Prager Goethe-Institut. Ich habe Ihre Anfrage weitergegeben und hoffe, dass Sie in den nächsten Tagen Post aus Prag erhalten. Und wer sonst noch Interesse an dem Magazin hat, der sollte sich beeilen - Postkarte an das Goethe-Institut Prag genügt.

Ein Dauerthema ist die Prager Regierungskrise - in unserem Programm ebenso wie in ihren Leserbriefen, die die Entwicklungen in Tschechien von verschiedenen Seiten beleuchten. Fritz Andorf aus Meckenheim, aus dessen Brief wir bereits zu Anfang zitiert haben, schreibt dazu:

"Es ist ja wirklich schade, dass der junge Hoffnungsträger Gross offenbar versagt hat und nun ein Ränkespiel der Parteien beginnt, bei dem auch die Kommunisten wieder eine Chance wittern. Das finde ich direkt geschmacklos, dass man letztere wieder zu hofieren beginnt."

Eine andere Sicht auf die Dinge hat Achim Kissel aus Duisburg. Zu unserer Sendung vom 1. April schreibt er: "Gerade heute hörte ich von der Möglichkeit einer sozialdemokratischen Minderheitsregierung unter Duldung der kommunistischen Partei. Dass eine solche Konstellation bei vielen tschechischen Bürgern Ängste auslöst, ist nach der Erfahrung von rund 40 Jahren ´realem Sozialismus´ verständlich. Andererseits ist auch in Ostdeutschland die PDS als Nachfolgerin der SED eine etablierte und im demokratischen Gefüge integrierte Partei, die in Mecklenburg-Vorpommern und sogar in Berlin gemeinsam mit der SPD regiert. Und in beiden Ländern wurde bis jetzt offenkundig nicht die ´Diktatur des Proletariats´ errichtet."

Das ist natürlich wahr, Herr Kissel, und doch meine ich, dass es den Kern der Sache nicht ganz trifft. Denn selbst die größten Pessimisten in Tschechien fürchten sich ja nicht davor, dass die Kommunisten das Rad der Geschichte um zwei Jahrzehnte zurückdrehen könnten und Tschechien wieder in die Zeit des Totalitarismus zurück treiben wollen. Vielmehr beruht die verbreitete Ablehnung der Kommunisten nicht zuletzt darauf, dass diese in Tschechien nie mit ihrer Vergangenheit gebrochen und sich bis heute nicht mit den menschenverachtenden Seiten ihres Regimes auseinandergesetzt haben. Und die, die unter der kommunistischen Diktatur gelitten haben, lässt es da natürlich nicht kalt, dass diese Partei nun wieder einen Anteil an der Macht bekommen soll.

Wie die Kommunisten mit ihrer Vergangenheit und die Gesellschaft mit den Kommunisten umgeht und in wieweit die Kommunisten als "normale" politische Kraft anzusehen sind, das wird die Menschen in Tschechien und auch uns bei Radio Prag sicher noch lange beschäftigen. Und Ihre Meinung - nicht nur dazu - können Sie uns natürlich schreiben. Und zwar an die Adresse Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik.

Oder per E-Mail an [email protected]

Auf zahlreiche Zuschriften freut sich und bis zum nächsten Hörerforum in 14 Tagen verabschiedet sich Ihr Thomas Kirschner.