Hörerforum
Auch in der Urlaubszeit müssen Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, auf Ihre Sendung bei Radio Prag, auf das Hörerforum, nicht verzichten. Mit einem Querschnitt aus Ihren Briefen und E-Mails meldet sich nun wieder Thomas Kirschner.
Noch ich in der letzten Ausgabe des Hörerforums habe ich über die sommerliche Leere in unserem Briefkasten geklagt - viele von Ihnen zieht es bei dem milden Sommerwetter wohl eher hinaus in die Natur als an den Schreibtisch. Und das ist ja auch gut und richtig so! Aber kein Phänomen ohne das Gegenstück: Einige alte Kurzwellenhörer haben, wie es scheint, gerade die sommerliche Ferienruhe dazu genutzt, ihren Empfänger wieder aus der Ecke hervorzuziehen und zu entstauben. Nach längerer Zeit hat etwa Günter Schmidt aus Nürnberg wieder die Kurzwellen eingeschaltet und einen Empfangsbericht geschrieben. Und nach ganzen 12 Jahren Unterbrechung ist auch Mathias Hucke aus Hannover zum Kurzwellenhobby zurückgekehrt. Das jedenfalls berichtet er in seinem Empfangsbericht. Während Herr Hucke im Hobby-Winterschlaf war, ist bereits die nächste Hörergeneration nachgewachsen, denn genau 12 Jahre alt ist unser jüngster Hörer, von dem Sie in dem letzten Hörerforum erfahren konnten. Dazu schreibt Oliver Hohlfeld aus dem hessischen Erzhausen:
"Heute habe ich interessiert das Hörerforum verfolgt. Es ist doch immer interessant zu hören, was andere Hörer berichten. Besonders faszinierend empfand ich den Brief des 12-jährigen Radiofreundes Sebastian Arndt. Es freut mich zu hören, dass sich noch immer junge Menschen für den Reiz der Ferne bzw. des Kurzwellenempfangs interessieren. Ich bin selber erst 22 Jahre alt und habe vor vielen Jahren die Mittel- bzw. Kurzwelle als wahre Schatzkiste entdeckt." Mit unserem nächsten Hörer können wir die Radio-Prag-Generationspyramide noch etwas aufstocken. Denn als Herr Hohlfeld geboren wurde, da war Heinz Haring aus Kapfenberg in der Steiermark bereits ein Jahr Radio-Prag-Hörer. Und immer wieder hat er ein schönes Lob für uns übrig - diesmal schreibt er:
"Ihre Programme sind auch nach 23 Jahren, die wir Radio Prag hören, immer noch bestens, ja sogar noch besser."
Einen Empfangsbericht schickte und auch unser Stammhörer Helmut Schafheitle aus Singen. Der uns zugleich bestätigt, dass man auch im Urlaub nicht auf Radio Prag verzichten muss. Er schreibt:
"Als ich vor wenigen Jahren im Urlaub an der italienischen Riviera (bei Alassio und Rapallo sowie bei Ventimiglia) oder an der Costa Brava (bei Tossa) war, konnte ich jeweils auch Ihre deutschsprachigen Programme mit einem kleinen Taschenradio empfangen."
Zu Hause benutzt Herr Schafheitle seinen Empfangsberichten zufolge aber lieber seine Röhrenradios von Graetz und Grundig aus den 50er Jahren - und hat damit an einem Tag gleich vier unserer Sendungen gehört, obwohl er betont, eigentlich kein DX-Frequenzjäger zu sein.
"Mich interessieren vor allem die Inhalte der Sendungen und wie man zu mehr Verständigung und Gerechtigkeit in Europa gelangen kann, wozu auch Sie mit dem Medium Radio große Brückenbauer sein können."
Wie weit die Radio-Brücken in der Tat reichen, das zeigte uns in den letzten Tagen ein Brief, auf den wir ganz besonders stolz sind. Denn Reginaldo Anunciacao hört uns in Barramansa, und das wiederum liegt in Brasilien! Er schreibt:
"Liebe Freunde von Radio Prag! Wie geht´s? Vielen Dank für Informationen und Programmschema für das Jahr 2004. Ich bin Hörer von Radio Prag in Deutsch, unter anderem vom interessanten und exzellenten Hörerforum, Regionaljournal, Sportreport usw. Wann ist die deutsche Redaktion von Radio Prag gegründet worden? Wie viele Mitarbeiter hat die deutsche Redaktion?"
Lieber Herr Anunciacao, zur deutschen Redaktion gehören sieben feste Redakteure, kräftig unter die Arme greifen uns außerdem einige freie Mitarbeiter und immer wieder neue Praktikantinnen und Praktikanten. Gegründet wurde die deutsche Redaktion und Radio Prag überhaupt 1936, vor 69 Jahren. Und damit ist verraten, was die Radiohistoriker unter Ihnen sicher schon wissen: Im kommenden Jahr steht der 70. Geburtstag von Radio Prag an! Der natürlich entsprechend gefeiert wird. Wie, das erfahren Sie natürlich zuerst hier bei uns im Hörerforum. Und wenn sie sich vorab schon einmal auf das Jubiläum einstimmen möchten, dann können Sie mehr zur Geschichte von Radio Prag auch auf unseren Internet-Seiten finden!
Auf Radio E, das Gemeinschaftsprojekt der deutschsprachigen Auslandssender bezieht sich Joachim H. Schaumann aus Bad Laasphe in seinem Schreiben. Er sieht den Programmverbund kritisch und schreibt:
"Grundsätzlich ist der Übernahme eines Programms von Radio E nichts entgegenzusetzen. Dies sollte jedoch nur begrenzt eingesetzt werden. Für mich als Kurzwellen-Hörer, welcher sich für Land und Leute, Politik und Kultur sowie weitere Informationen aus den jeweiligen Ländern interessiert, ist eine Sendung von Radio E, welche man bei Radio X, Y und Z in gleicher bzw. ähnlicher Form hören kann, uninteressant. Mich interessiert sicher nicht ein Beitrag auf Radio Schweden über das Hochwassergebiet im Bereich der Oder. Dafür habe ich die Deutsche Welle und den Deutschlandfunk. Und was sollte mir die Wiederholung eines solchen Beitrags auf Ihrem Sender nutzen? Nein - ich denke das führt zu weit!"
Lieber Herr Schaumann, natürlich haben Sie Recht: Jedes Auslandsradio sollte zunächst einmal aus seinem Land berichten. Und das ist ja auch so - sei es bei Radio Schweden oder hier bei uns, bei Radio Prag. Andererseits ist es in einem zusammenwachsenden Europa auch wichtig, die einzelnen Stimmen in einem Zusammenhang zu sehen. Alte Kurzwellenfüchse und Vielhörer schaffen sich dieses Gesamtbild durch das Hören verschiedenen Stationen gleich an der Quelle - für die anderen gibt es Radio E als internationale Rundfunkbrücke. Die übrigens einen nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt hat, denn die europäische Zusammenarbeit stärkt nicht unwesentlich die Stellung der einzelnen Auslandssender - und das in einer Zeit, in der immer wieder zu hören ist, dass der Kurzwellen-Rundfunk nicht mehr zeitgemäß sei. Aber was denken Sie dazu, liebe Hörerinnen und Hörer? Schreiben Sie uns doch Ihre Meinung zu Radio E!
Großen Widerhall in Ihren Briefen fanden einmal mehr vor allem die Themen aus der gemeinsamen tschechisch-deutschen Geschichte. Ulrich Stühmke aus Essen reagiert auf einen Beitrag über die Einweihung einer Gedenktafel in Usti nad Labem / Aussig, die an die Ermordung deutscher Bürger der Stadt im Sommer 1945 erinnert:"Die Einweihung der Gedenktafel ist ein Zeichen dafür, dass auch die Rückbesinnung auf ein Geschehen vor 60 Jahren Verzeihen und Versöhnung herbeiführen kann. In jedem Krieg und unter jedem Regime passieren Dinge, die später als Unrecht bezeichnet werden. Auch in der jetzigen Zeit ist das so. Doch den Hass ewig aufrecht zu erhalten nützt niemandem etwas. Insofern ist das, was jetzt in Usti nad Labem geschah, eine gute Sache."
Wir bleiben in der Nachkriegszeit. In Prag hat der Pädagogen Premysl Pitter sich damals um Waisenkinder gekümmert, und zwar ungeachtet ihrer Religion oder Nationalität. Wir haben Premysl Pitter in unseren Kapiteln aus der tschechischen Geschichte vorgestellt. Helmut Matt aus Herbolzheim schreibt dazu:
"Sehr beeindruckt war ich von Ihrem heutigen Geschichtsbeitrag: Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bisher noch nie etwas von Premysl Pitter gehört habe. Ich denke, Leute wie Premysl Pitter sind die wirklichen Helden der Menschheitsgeschichte - auch wenn die Geschichtsbücher anderes behaupten. Schade, dass es nicht mehr Menschen gibt, die von einer so tiefen humanistischen Gesinnung geleitet werden wie Premysl Pitter. Dass viele Freundschaften zwischen deutschen und jüdischen Kindern, die in diesen Jahren geschlossen wurden, auch heute noch anhalten, ehrt Premysl Pitter sehr: Ein sicher nicht nebensächlicher Beitrag zur deutsch-jüdischen Aussöhnung."
Und mit diesen Zeilen soll für heute unser Hörerforum enden. Wenn auch Sie uns schreiben wollen, dann richten Sie Ihre Briefe an die Adresse: Radio Prag, Vinohradska 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Oder als E-Mail an [email protected]. Machen Sie´s gut, genießen Sie den August und schalten Sie wieder ein - spätestens zum nächsten Hörerforum in 14 Tagen.