Hrubesch zum EM-Sieg: Wir sind ein kompaktes Team mit tollen Individualisten
Mit einem 3:1-Finalsieg der deutschen Fußball-Junioren über die gleichaltrigen Italiener ist am Samstag in Jablonec nad Nisou / Gablonz die U-19-Europameisterschaft in Tschechien zu Ende gegangen. Es ist der erste internationale Titelgewinn für ein deutsches Nachwuchsteam seit dem Jahr 1992. Sowohl über den Erfolg seiner Mannschaft als auch über das Niveau des Turniers hat Radio Prag mit Horst Hrubesch, dem Trainer des neuen Europameisters gesprochen.
„Eins ist doch klar: Wenn man hierher zur EM kommt und man hat sich das Ziel gesetzt, fünf Endspiele zu machen und man hat vier davon schon erfolgreich gemeistert, dann will man auch das fünfte Spiel noch packen. Wir haben vier Spiele gewonnen, aber wir haben noch nichts erreicht. Meine Devise war diesbezüglich immer: Keine leeren Hände! Denn es macht doch keinen Sinn, wenn ich gut und schön spiele, aber nach der Vorrunde bin ich schon zu Hause. Das kann es doch nicht sein!“
Die Vorgabe ihres Trainers setzten die deutschen U-19-Kicker dann auch konsequent um: Sie spielten nicht nur den spielerisch attraktivsten, sondern auch den erfolgreichsten Fußball des Turniers. Der Manager von Bayer Leverkusen, Rudi Völler, der beim Finale zugegen war, sah es genauso:
“Deutschland war die bessere Mannschaft und hat das Spiel hoch verdient gewonnen. Auch in den anderen Spielen waren die deutschen Junioren das bessere Team, folglich sind sie ebenso hoch verdient Europameister. Von daher Kompliment an Horst Hrubesch und seine Jungs. Das war ein sehr guter Jahrgang, an dem wir noch viel Freude haben werden.“Es machte wirklich großen Spaß, der deutschen Juniorenauswahl bei dieser EM zuzuschauen, denn sie war stets bemüht, aktiv zu sein und in jedem Spiel das Heft in die Hand zu nehmen. Lediglich im Halbfinale gegen Gastgeber Tschechien hatten die Hrubesch-Schützlinge ein paar Probleme. Der Trainer aber wusste auch das zu relativieren:
„Man hat es im Halbfinale wieder gesehen: Wenn man unter den letzten Vier ist in Europa, dann braucht man nicht mehr diskutieren. Man hat noch vier gute Mannschaften, unter denen es dann auch heißt: Wer zieht sein Spiel durch, wer kann besser beißen und wer spielt letztlich den besseren Fußball? Ich glaube, dass wir da zu Recht weitergekommen sind, obwohl es sehr, sehr eng war.“
Bei genauerer Betrachtung aber wusste selbst Hrubesch, dass seine Mannschaft gegen Tschechien auch das nötige Glück hatte, das man sich zuvor erarbeitet hatte:
„Ausschlaggebend war für mich die Szene, in der die Tschechen nach dem 1:1 noch eine Riesenchance haben. Necid aber setzt das Leder per Kopfball neben das Tor. Ich glaube, wenn er da das Tor macht, dann weiß ich nicht, ob wir noch zurückkommen. Aber von da an war für mich klar, dass wir das Spiel nach Hause fahren.“
Dennoch, Horst Hrubesch ist sich sicher, dass seine U-19-Junioren den Titel zu Recht gewonnen haben:„Seit einem Jahr behaupte ich schon, dass dieses Team von einem der sicherlich spielstärksten Jahrgänge gestellt wird, die ich je gehabt habe, seit ich beim DFB bin. In dieser Mannschaft sind zudem einige Spieler dabei, die richtig stark sind mit ihren individuellen Fähigkeiten. Hinzu kommen reine Mannschaftsspieler, die ein gutes Gerüst bilden. Wenn diese Mischung einmal zusammenkommt und es passt, so wie es zurzeit der Fall ist, dann muss ich sagen: Es ist unwahrscheinlich schwer, diese Mannschaft zu schlagen. Ganz einfach deshalb, weil es eine kompakte Mannschaft ist mit Spielern, die alle körperlich topfit sind. Ein richtig gutes Team also mit mehreren tollen Individualisten.“
Als Fazit bestätigt Hrubesch jedoch ebenso, dass gleich mehrere Mannschaften zum hohen Niveau des EM-Turniers beigetragen haben:
„Wenn ich mir diesen U-19-Jahrgang so ansehe, also komplett mit den Griechen, den Ungarn, den Tschechen und den Italienern, dann muss ich schon sagen: Es wird auf ziemlich hohen Niveau gespielt. Was wir hier zu sehen bekommen, ist quasi der Anfang vom Seniorenfußball. Ja, der Fußball in dieser Altersklasse hat sich unwahrscheinlich gut entwickelt.“
Gewinnen aber kann immer nur einer, und diesmal kam der Siegesjubel aus vollen deutschen Kehlen: