Imagekampagne für das Ziesel
Im Grunde ist es ein possierliches Nagetier, das keinem etwas zuleide tut – das Ziesel. Dennoch steht es heute durch die immer intensivere Landwirtschaft und den Groll der Bauern auch in Tschechien auf der roten Liste der bedrohten Tierarten. Umweltschützer wollen das Ziesel nun aber beliebt machen hierzulande.
„Wir haben ein paar Tipps von Menschen, die ein Ziesel gesichtet oder einen verdächtigen Bau entdeckt haben. An uns ist es dann, zu bestätigen, ob es sich um ein Ziesel oder ein anderes Nagetier handelt.“
Die Arbeit der Zoologen von Alka Wildlife besteht jedoch nicht nur darin, bei langen Wanderungen Weinberge und Obstgärten nach dem Ziesel zu durchforsten. Sie verlassen sich auch auf High-Tech bei der Suche nach den Miniaturmurmeltieren. Katerina Poledníková zeigt auf eine Büchse mit Antennen, die an ihrem Gürtel hängt. Es ist ein mobiler GPS-Scanner:„Zunächst einmal können wir damit unsere Routen markieren. Danach legen wir Punkte fest und notieren, ob wir einen frischen oder alten beziehungsweise geraden oder schrägen Bau an dem jeweiligen Ort gefunden haben. Außerdem notieren wir, an welchen Orten wir Fraßreste festgestellt haben oder wo ein Ziesel gesichtet worden ist.“
Und schließlich wird die Zoologin fündig:
„Hier haben wir einen etwas älteren Ziesel-Bau. Das erkennen wir an der Größe, der Einstieg ist in der Regel fünf bis sieben Zentimeter breit. Baue von Feldmäusen beispielsweise sind deutlich kleiner. Hamster wiederum, die auch in der Gegend hier zu finden sind, sind kaum in Weinbergen oder Obstgärten anzutreffen. Das Alter des Baus ist ganz einfach zu erkennen an der Erdfarbe, denn die trockene Erde bei älteren Löchern ist immer etwas heller. Außerdem sind verlassene Ziesel-Behausungen mit Laub bedeckt.“Um heute in Tschechien auf ein Ziesel zu stoßen, braucht es tatsächlich viel Glück. Das Tier gilt hierzulande nämlich als stark gefährdet. Der Zoologe Poledník erläutert, woran das liegt:
„Schuld ist der Wandel in der Landwirtschaft. Vor allem aber die Vergrößerung einzelner Felder und Ackerflächen, die intensivere Bewirtschaftung sowie der stärkere Einsatz von Chemie. In den 1960er Jahren war das Ziesel noch überall in Tschechien verbreitet, heutzutage findet man es landesweit nur noch an etwa 40 Orten.“
Außerdem wurde das Ziesel lange gezielt bejagt, denn es galt im Wein- und Obstbau vor allem als Schädling. Dabei ernährt sich der niedliche Nager lediglich von Gras, Fallobst, Nüssen oder kleineren Insekten. Das Ziesel befindet sich mittlerweile aber nicht nur in Tschechien am Rand des Aussterbens, sondern auch beispielsweise in Österreich.
Die Aktivisten von Alka Wildlife versuchen deshalb, den kleinen Nager beliebt zu machen. Einerseits wollen sie die Öffentlichkeit in die Bestandskontrolle einbinden. Bei der Aktion „Tschechien und die Slowakei suchen das Ziesel“ kann jeder eine Sichtung melden, die von Alka Wildlife schließlich registriert wird. Außerdem will die NGO verstärkt mit den Wein- und Obstbauern zusammenarbeiten. So vergibt sie an diese Zertifikate für zieselfreundliche Landwirtschaft. Dazu Lukáš Poledník:„Das ist ein Zeichen dafür, dass sich das Ziesel als kritisch bedrohte Tierart heimisch fühlt auf dem Feld des jeweiligen Landwirts. Der Bauer betreibt seine Landwirtschaft also im Einklang mit der Natur.“