Immer mehr tschechischer Fisch auf deutschem Tisch

Der tschechische Karpfen

Der Karpfen, tschechisch kapr, ist die Nummer eins unter den Fischen in Tschechien und beim Spaziergang durch tschechische Städte stößt man schon mal auf eine Straße mit Namen "Kaprova". Ein Weihnachten ohne diese Spezialität können sich Tschechen kaum vorstellen. Wie sehr man auch in Deutschland den tschechischen Karpfen schätzt, zeigt der folgende Beitrag von Karin Schöne.

Der tschechische Karpfen
Wer schon einmal in der Gegend um Ceske Budejovice unterwegs war, weiß, dass es dort mindestens genausoviele Teiche wie Wiesen gibt. Die Fischzucht und insbesondere die Karpfenzucht kann im südlichen Böhmen auf eine gut achthundertjährige Tradition zurückblicken. Wie genau es dieses Jahr um den Karpfen steht, konnte uns Jaroslav Prucha sagen, Vorsitzender des Fischereiverbandes der Tschechischen Republik.

In der Tschechischen Republik werden jährlich ca 18 bis 20 tausend Tonnen Süßwasserfisch produziert. Historisch bedingt ist der Karpfen der wichtigste Fisch in der Tschechischen Republik. Er macht etwa 85% der gesamten Zuchtmenge aus. Ca die Hälfte der 18 bis 20 tausend Tonnen kommt bei uns auf den Markt, die andere Hälfte wird exportiert.

Der Karpfen am Tisch | Foto: Barbora Němcová,  Radio Prague International
Dabei gehört Deutschland, wie wir weiter erfahren konnten, neben Österreich, Belgien, Frankreich und Italien zu den Hauptabnehmern. Auch wenn ob des kühlen Frühlings der Fischbestand nicht so anwuchs wie erwartet, nimmt die Nachfrage nach tschechischem Fisch im Ausland beständig zu. Warum immer mehr Menschen auch in Tschechien beim Einkauf statt nach rotem lieber nach weißem Fleisch greifen, erklärt sich Prucha mit der zunehmenden Zurückhaltung der Verbraucher beim Rindfleischkauf nach dem Auftreten der BSE-Fälle.

Nachdem tschechische Fischereibetriebe bereits im Vorjahr eine Mehrausfuhr von 1500 Tonnen verbuchen konnten, ist auch dieses Jahr mit einem weiteren Anstieg des Fischexportes zu rechnen. Dazu Herr Prucha:

Fest steht, dass der Bedarf und das Interesse an Fisch sowohl in der Tschechischen Republik wie auch im Ausland, besonders in Deutschland wächst. In der ersten Hälfte dieses Jahres haben wir 600 Tonnen Fisch mehr ausgeführt als innerhalb der gleichen Periode im Vorjahr. Das erste Halbjahr ist dabei gewöhnlich das schwächere, das zweite dafür, infolge der Weihnachtsfeiertage, wo der Fischverbrauch deutlich ansteigt, bedeutend exportstärker. Es lässt sich daher voraussetzen, dass, sollte dieser Trend anhalten, für die zweite Hälfte des Jahres 2001 mit einer Zunahme der Exports um 1000 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen ist.

Das dem Karpfen eine andere Fischart den Rang als Exportschlager ablaufen wird, ist nach Angaben des Vorsitzenden des Fischereiverbandes höchst unwahrscheinlich. Dabei tummeln sich in den südböhmischen Teichen auch Hecht, Wels, Zander und Schleie. Der auf deutschen Speisekarten gern gesehene Lachs kommt auf jeden Fall aus anderen Teichen.

Das Anwachsen der Ausgaben für Energie, Futtermittel sowie auch der Lohnkosten zwingt die hiesigen Fischereibetriebe auch gleichzeitig zur Erhöhung der Kilogrammpreise gerade für die Abnehmer aus dem Ausland. Der deutsche Fischhandel muss nun statt 2,80 DM zwanzig Pfennig mehr für ein Kilo des tschechischen Karpfens berappen. Trotzdem soll nach den bisherigen Prognosen der aus den Vorjahren bekannte Überschuss an Karpfen zu Beginn des Jahres 2002 ausbleiben. So werden auch dieses Jahr tschechische und deutsche Konsumenten dafür sorgen, dass der Karpfen kein Ladenhüter bleibt, wenn es am 26. Dezember oder wie in Deutschland zum Silvestertag wieder heißt: "Karpfen blau".

Autor: Karin Schöne
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