Integrationsfigur der Republik - Zum 70. Todestag von T.G. Masaryk

Tomas Garrigue Masaryk

Politik und Öffentlichkeit in Tschechien gedenken dieser Tage des 70. Todestages des Staatsgründers und ersten Präsidenten der Tschechoslowakei Tomas Garrigue Masaryk. Bis heute ist der Staatsmann und Philosoph Masaryk Symbol- und Integrationsfigur der Tschechen. Die fast mythische Aura, die den Präsidenten schon in den letzten Jahren seines Lebens umgab, scheint sieben Jahrzehnte nach seinem Tode heller denn je.

"Der erste Präsident der Tschechoslowakischen Republik, der Präsident-Befreier Tomas Garrigue Masaryk, ist heute, Dienstag, den 14. September 1937, um 3 Uhr 29 Minuten morgens im Alter von 87 Jahren, sechs Monaten und sieben Tagen gestorben"

So meldete vor genau 70 Jahren der Prager Rundfunk den Tod jenes Mannes, der bis heute wie kein anderer die Staatswerdung der tschechischen Nation verkörpert. Von 1918 bis 1935 hatte Tomas Garrigue Masaryk als Präsident an der Spitze der jungen Tschechoslowakei gestanden, deren Entstehen zum großen Teil seine persönliche Leistung war. Bei einer Feierstunde würdigte Präsident Vaclav Klaus das Vermächtnis Masaryks als bleibende Inspiration für die tschechische Demokratie:

"Er war ein politischer Realist, und das keineswegs nur mit Blick auf Namen seiner ´Realistischen Partei´, deren Mitbegründer er war. Er wollte, dass sich Politik auf eine feste ethische Grundlage stützt, auf Bildung und auf die Wahrheit."

Präsident Vaclav Klaus würdigt das Vermächtnis Masaryks  (Foto: CTK)
Masaryk, geboren 1850 im südmährischen Auspitz, stammte aus einfachsten Verhältnissen. Bereits als junger Hochschullehrer bekannte er sich konsequent zum liberalen und demokratischen Humanismus. Als Präsident wurde er zu Integrationsfigur des Staates, und für viele auch zum Vorbild und Idol - so auch für den heute 95-Jährigen Jan Koukol, der Masaryk noch selbst begegnet ist:

"Für uns war Masaryk ein Heiliger: ein gerechter Mensch, aufopfernder und kluger Mensch, der sich für die erste Republik aufgeopfert hat, und umgekehrt haben wir für Masaryk gelebt"

In hohem Ansehen stand der Präsident auch bei einem Großteil der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei, für die Masaryk Garant des nationalen Zusammenlebens war. Zu den böhmischen Deutschen konnte Masaryk übrigens direkt sprechen - das Deutsche war auch seine Muttersprache:

"Wir werden den Frieden erhalten, wenn in der Gemeinde, im Bezirk, in den Ländern, in den Staaten die Menschen Freundschaft und gegenseitige Achtung erhalten werden."