Internationale Konferenz „1989 – Geteilt. 2009 - Geeint“ in Wien

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20 Jahre ist es her, seit der Eiserne Vorhang langsam Löcher bekam: Am 2. Mai beschloss Ungarn, den Eisernen Vorhang abzubauen. Kurz darauf durchschnitten der damalige österreichische Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Kollege Gyula Horn symbolisch ein Stück Stacheldraht. Ein Bild, das um die Welt ging. Am 19. August 1989 kam es zur spontanen Öffnung eines Grenztors, Hunderte Menschen strömten von Ungarn nach Österreich. Um an die Ereignisse im Frühjahr 1989 zu erinnern, hat das österreichische Außenministerium vergangene Woche eine internationale Konferenz unter dem Titel „1989 – Geteilt – 2009 – Geeint“ veranstaltet:

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Zur Eröffnung der Tagung erinnerte der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer an die Eigendynamik, die die Entwicklung damals im Ostblock nahm:

„Und das nicht nur in einem Land, sondern in ganz Osteuropa. In Polen kam zu diesem Zeitpunkt die Opposition erstmals im staatlichen Fernsehen zu Wort und in Prag wurde am 17. Mai 1989 Václav Havel aus der Haft entlassen.“

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Zur gleichen Zeit fanden sich in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag Tausende DDR-Bürger ein, um ihre Ausreise in den Westen zu erreichen. Daran erinnert sich auch der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš, damals 17 Jahre alt:

„Ich habe das so vor Augen, den Anfang der Wende: Das waren für mich die Trabis. Trabi- und Wartburg-Schlangen in Prag. Die engen Straßen an der Kleinseite waren voll damit, richtig ‚trabantisiert’. Die Autos waren leer; alle hatten diesen DDR-Aufkleber. Die Menschen waren in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland. Da dachten wir uns: Irgendetwas geht schief mit diesem Regime. Diese vielen leeren Autos, die da standen. Ab und zu wurde schon ein Rad geklaut oder ein Spiegel.“

Ein Sinnbild für den langsamen Zerfall des totalitären Regimes seien sie gewesen, diese verlassenen Trabis, so Rudiš. In Österreich war zu dieser Zeit Franz Vranitzky Bundeskanzler. Im Gespräch mit Radio Prag erinnerte er sich an die Atmosphäre in der Tschechoslowakei in den Tagen der Wende:

„Im Hotel oder in den Gaststätten war irgendwie so eine typisch tschechische gute Laune. Es war nicht dramatisch, hat nicht nach Shakespeare, sondern eher nach Jaroslav Hašek geklungen. Und das fand ich sehr sympathisch.“

Karel Schwarzenberg  (Foto: Autor)
Karel Schwarzenberg, später enger Mitarbeiter von Staatspräsident Václav Havel und bis vor kurzem Außenminister der Tschechischen Republik, war im Jahr 1989 Präsident der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte und stand in engem Kontakt zu den tschechoslowakischen Dissidenten. Als tschechischer Staatsbürger konnte er die ansonsten hermetisch geschlossene Grenze passieren: Dabei hatte er oft brisante Fracht im Kofferraum. Um die tschechoslowakischen Grenzbeamten zu überlisten, hatte sich Schwarzenberg einen besonderen Trick einfallen lassen. Vor jeder Fahrt kaufte er in Wien ganz bestimmte Zeitschriften:

„Ich traf meine sorgfältige Auswahl - vom ‚Penthouse’ abwärts - und habe die Hefte im Kofferraum versteckt. An der Grenze hieß es dann: ‚Kofferraum auf, Durchsuchung!’. Das Versteck wurde natürlich gefunden und alle Schriften zur Empörung des Zollorgans herausgezogen. Man blickte mich streng an: ‚Sie sollten wissen, dass solche Schweinereien in der sozialistischen Tschechoslowakei verboten sind. Dies ist beschlagnahmt!’“

Er habe ganz traurig geschaut, so Schwarzenberg. Und sei erleichtert weitergefahren, weil die weit brisanteren regime-kritischen Schriften wieder einmal unentdeckt geblieben waren.