Ironische Antifaschismus-Kampagne
Es vergeht kein Jahr ohne eine antirassistische Kampagne in der Tschechischen Republik. Die jüngste wurde am Montag offiziell gestartet und richtet sich gegen Neonazis. Welche Aussichten auf Erfolg diese und weitere Kampagnen in Tschechien haben, hierzu sagt ihnen mehr Dagmar Keberlova.
Die tschechische Gesellschaft scheint sich an die Kampagnen dieser Art bereits gewöhnt zu haben. Jetzt wird man bis Mitte Oktober laut ausrichtender Werbeagentur mit absichtlich kontroversen und provokativen Werbekampagne mittels klassischer Wege wie Fernsehen und Plakate konfrontiert. So sind zum Beispiel ein Hooligan zu sehen, der sich die zum Hitlergruß erhobene Hand in der Aufzugtür einklemmt oder zwei Skinheads, an der en gereckte Arme eine Heil Hitler rufende Frau eine Wäscheleine spannt. Die Organisatoren wollen mit Ironie und Witz gegen Meinungen wirken, die zur Rassengewalt sowie Gleichgültigkeit in der Gesellschaft zu neonazistischen Äußerungen führen. Das Leitmotto der Kampagne, Zitat: "Sei nicht gleichgültig. Hilf deinem Lokalnazi ein lobenswertes Hobby zu finden. Zeig ihm den Weg, bevor er verroht!" wurde bereits mehrmals verwendet bei ähnlichen Kampagnen im Ausland. Was meint zu der gerade gestarteten Kampagne der Politologe Zdenek Zboril:
"Ich habe bisher nur Informationen vom Tschechischen Fernsehen und die zwei englischen Videos habe ich gesehen, aber ich muss sagen, dass ich sehr widersprüchliche Gefühle habe. Das hat allzu viel Ironie und ich vermisse einen Willen nach einem Dialog mit den jungen Leuten. Es könnte entgegen der Intention eine unerwünschte Reaktion hervorrufen."
Soweit der Politologe Zboril zu der Anti-Neonazi-Kampagne. Wie bewertet er im allgemeinen den Erfolg von derartigen Veranstaltungen hierzulande?
"Sie sind zu erfolgreich und zwar in sofern, als dass es nur bei Kampagnen bleibt. Meines Erachtens nach waren mit Abstand am erfolgreichsten diejenigen Versuche von Lehrern in Schulen oder von Menschen in kleineren Städten die sich um etwas ähnliches unabhängig von diesen großen Kampagnen bemühen. Unlängst bekam ich Unterlagen zu einer Veranstaltung an einem Prager Gymnasium, es ist nicht so offensichtlich, die Öffentlichkeit kann es nicht so mitverfolgen aber für die Mittelschüler ist es äußerst wirkungsvoll. Aber Gott sei dank tut sich zumindest etwas."
Die Schule und die Familie mache seiner Meinung nach zu wenig, da Neonazitum nicht nur auf Mangel an Gefühlen bei den Jugendlichen basiert, sondern auch auf einem niedrigen Niveau an Informiertheit und Bildung sowie Kultur, meint der Politologe Zdenek Zboril.