Jindřich Mann stellt sein Buch „poste restante“ in seiner Heimatstadt Prag vor

Foto: Labyrint Verlag

Jindřich Mann ist ein Regisseur, dessen Herz für die Literatur schlägt. Aus diesem Grund hat er sich entschieden, ein Buch über seine durchaus interessante Familie und deren Geschichte zu schreiben und sich seinen heimlichen Wunsch zu erfüllen. Sein Erstlingswerk „poste restante“ ist nun fünf Jahren nach der Veröffentlichung in Deutschland auch auf Tschechisch erschienen.

Jindřich Mann  (Foto: Zeitzeugen TV)
Es ist ein Buch über die unbekannte Geschichte der Familie Mann. Jindřich Mann ist der Enkel des Schriftstellers Heinrich Mann. Geboren wurde er 1948 in Prag. In seinem Buch beschreibt er die Flucht seiner Mutter aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die Tschechoslowakei, seine Kindheit im kommunistischen Regime und wie die Niederschlagung des Prager Frühlings die Familie zurück in den Westen treibt.

Mann hatte schon früh als Kind den Wunsch, einmal Autor zu werden. Als er jedoch 1968 von Tschechien nach Deutschland fliehen musste, brachte ihn dies zunächst von seinem Weg ab. Er fing an bei verschiedenen deutschen Fernsehsendern zu arbeiten und wurde später Regisseur. Doch den Wunsch, ein Buch zu schreiben gab es nach wie vor.

Foto: Rowohlt Verlag
Im September 2007 erschien sein Erstlingswerk unter dem Titel „Prag, poste restante“ in Deutschland. Nun liegt es auch in Manns Muttersprache Tschechisch vor. Am Dienstagabend hielt er im Prager Literaturhaus eine Lesung. Dort erklärte Mann, weshalb er sein Buch zunächst in Deutsch veröffentlicht hat:

„Ich habe es auf Deutsch geschrieben, weil mich der deutsche Rowohlt Verlag ansprach. Da ich von 1968 bis 1989 in Deutschland 20 Jahre lang als Immigrant lebte und nie in Tschechien war, war ich es gewöhnt auf Deutsch zu schreiben und habe es deshalb auch auf Deutsch geschrieben. Eine Übersetzung verschiebt eine Veröffentlichung immer. Hätte ich es auf Tschechisch geschrieben, hätte ich es selbst ins Deutsche übertragen wollen. Wenn man die Möglichkeit hat sich in einer Sprache auszudrücken, dann nutzt man sie.“

Foto: Labyrint Verlag
Die tschechische Fassung des Buches enthält im Gegensatz zu der Deutschen Ausgabe keine Fotos der berühmten Schriftstellerfamilie. Aber das ist nicht der einzige Unterschied:

„Die tschechische Fassung, die jetzt erschienen ist, habe ich selbst übersetzt und weitgehend neu geschrieben beziehungsweise umgeschrieben.“

Die Absicht, dass Buch in Tschechien zu veröffentlichen, gab es schon länger:

„Ich habe mir immer gewünscht, dass es auf Tschechisch erscheint. Es ist jetzt nicht so, dass man der Herr der Verleger ist. Man muss erst einen Verlag finden, der es veröffentlicht. Dann gab es verschiedene Perepetien, die eine Veröffentlichung in die Länge gezogen haben. Ich hätte mir auch gewünscht, dass es früher erscheint, aber es ist so gekommen.“

Manns Muttersprache ist Tschechisch, die seiner Kinder jedoch Deutsch. Was bedeutet das für die Kommunikation innerhalb der Familie?

„Dort halte ich es mit der Sprache so, dass ich mit meinen Kindern Deutsch rede. Aber sie sind schon erwachsen, ich sehe sie nicht so oft. Mit meiner Frau rede ich auf Tschechisch.“

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