John Lennon Gedenkfeier in Prag

Lennon-Mauer
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Am Donnerstag jährte sich der Todestag von John Lennon zum 25. Mal. Jedes Jahr gedenken die Prager und Besucher aus aller Welt des Ex-Beatles. Dazu treffen sie sich abends an der Lennon-Mauer am Großprior-Platz gleich neben der Karlsbrücke. Jan Linek war für Sie dabei.

John, Paul, Georg und Ringo: die Beatles. Musikgiganten der 60er Jahre und Idole der damaligen Generation. Am letzten Donnerstag gedachten in Prag über 200 Menschen dem Tod ihres Lieblingsmusikers John Lennon. Gleich neben der Karls-Brücke, vor der Lennon-Mauer haben sie sich versammelt; mit Gitarren und Kerzen.

Sie singen die Songs der Beatles und gedenken damit John, der am 8. Dezember 1980 vor seinem New-Yorker Haus erschossen wurde.

"Ein Mensch der viel fantastische Musik gemacht hat. Außerdem war er ein wunderbares Beispiel für einen herausragenden Menschen. Schade nur, dass sie ihn im Winter erschossen haben. Ganz schön kalt hier."

Die Menschentaube vor der Wand besteht fast ausschließlich aus jungen Menschen in den Zwanzigern. Aber auch einige ältere, zwischen 50 und 60 haben sich unters Volk gemischt.

Foto: CTK
"Als ich hier zum 20. Todestag war, ist mir aufgefallen, dass hier nicht so viele junge Menschen waren. Heute sind eher unsere Kinder gekommen, die Eltern sind nicht da, sie sind schon zwischen 55 bis 60. Ich sehe, hier sind wirklich viele Kinder."

Doch wie kommt Prag eigentlich dazu, eine Lennon-Wand zu haben? Einen Tag nach Lennons Tod, am 9. Dezember 1980, kritzelten zwei Fans der Beatles mit Kreide den Namen des Toten in eine grabsteinähnliche Nische in der Wand, malten ein Kreuz dazu und stellten davor eine Kerze. Bereits eine Stunde später standen an dieser Stelle 10 Kerzen. In der damals sozialistischen Tschechoslowakei eine unakzeptable Provokation! Noch am gleichen Abend entferne die Polizei die Gedenkkerzen und wischte das Kreuz mit dem Namen von der Mauer. Doch gerade dadurch begründete sie diese Tradition. Schon in den nächsten Wochen folgten Sprüche wie: ihr habe Lenin, lasst uns Lennon. Die Leute der Staatssicherheit übertünchte die Wort fleißig und versuchte zu kontern, indem sie wiederum etwas an die Wand kritzelten: Lennon war schwul. So bekriegten sich Musikfans und Sicherheitskräfte auf dem schriftlichen Weg an dieser Wand.

"Diese Tradition entstand durch den Widerstand gegen das Establishment, gegen die Regierung und gegen die Kommunisten, die hier solche Aktivitäten nicht sehen wollten. Es hat sich einiges verändert seit dieser Zeit. Vor allem brauchen wir nicht mehr zu befürchten, dass uns die Polizei hier verprügelt. Aber wenn wir im Sommer hier die Malereien erneuern, dann kommt die städtische Polizei gerne und verhaftet uns. Für die sind wir leichte Beute."

Yoko Ono  (Foto: CTK)
Bis zur politischen Wende verhinderten die Sicherheitskräfte alljährlich an Lennons Todestag Feiern dieser Art. Ein schönes Bild. Eine Horde Polizisten bewacht eine verlassene Mauer. Kafkaesk! Dennoch hat es die kommunistische Führung nie geschafft, Lennons Geist in der Bevölkerung auszulöschen. Fast jeder junge Mann, der etwas auf sich hielt, hatte seine Kopie der Beatles Songs.

"Gespielt wurde die Musik von Tonbändern, wir hatten keine Kassetten. Aufgenommen wurde sie vom Radio. Die Jungs haben sich die Aufnahmen dann untereinander kopiert und uns Frauen mit dazu genommen um uns damit zu beeindrucken."

Gegen 9 Uhr reißt sich eine größere Traube Menschen los und zieht in eine Kneipe. Dort spielt die Beatles-Cover-Band "Die Professoren", die auch am Freitag an einem großen Konzert mit dem Namen Beatle-Mania teilnehmen. Die besten Beatles-Cover-Bands des Landes werde dort spielen.

Und, sie mal dort. Da steht doch tatsächlich die Frau von John Lennon! Bei näherem Hinsehen zeigt sich aber, es ist nicht Yoko Ono, sondern nur ein weiblicher Lennon-Fan aus Japan. Was zieht sie denn hierher?

"Er hat doch heute seinen Todestag. Er wurde doch erschossen, oder? Für mich ist er ein Symbol des Friedens und der Liebe."

Yoko Ono war aber wirklich da. Vor zwei Jahren. Sie verhaarte sie einen Augenblick vor Johns Graffiti-Portrait, zündete eine Kerze an und schrieb an die Mauer: The war is over. If you want it. Der Krieg ist vorbei, wenn ihr es wollt. Übrigens war auch der fünfte Beatle, der deutsche Bassist Klaus Voormann vor einigen Jahren zur Gedenkfeier gekommen.

Insgesamt eine schöne Veranstaltung. Oder mit den Worten von John Lennon, die er oft sagte nachdem sie eine Platte fertig hatten: seems it turn out nice again - sieht so aus, als wäre es wieder einmal schön geworden.

Autor: Jan Linek
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