Kavans Mandat als Vorsitzender der UN-Generalversammlung zu Ende

Jan Kavan und sein Nachfolger Jualian Hunt (Foto: CTK)

Ein Jahr lang hatte die UN-Generalversammlung mit Jan Kavan einen tschechischen Vorsitzenden. Am Montag endete Kavans Mandat, die Bewertung seiner Amtszeit in Tschechien selbst ist dabei recht ambivalent. Gerald Schubert berichtet:

Jan Kavan und sein Nachfolger Jualian Hunt  (Foto: CTK)
An sich ist es ja ein bekanntes Phänomen: Vertritt jemand eine internationale Organisation im Ausland, dann gibt es in seiner Heimat fast immer Debatten darüber, ob er oder sie seine Funktion gut erfüllt, ob er sein Vaterland gut repräsentiert bzw. ob letzteres überhaupt seine Aufgabe ist. Im Falle des ehemaligen tschechischen Außenministers Jan Kavan, der nun ein Jahr lang an der Spitze der UN-Generalversammlung gestanden hat, gilt das erst recht. Der Sozialdemokrat Kavan war in Tschechien schon zuvor eine umstrittene Persönlichkeit. Seine Amtszeit als Minister bringt man mit etlichen Skandalen in Verbindung. Und obwohl es keine schlagenden Beweise dafür gibt, dass Kavan einst als Agent des kommunistischen Staatssicherheitsdienstes tätig war, verdächtigen ihn viele nach wie vor als ehemaligen Spitzel. Erst vor kurzem wurde ihm der Zugang zu vertraulichen Dokumenten verwehrt, der eigentlich Voraussetzung für eine Spitzenposition im Außenamt wäre.

Der Sprecher des jetzigen Außenministers, des Christdemokraten Cyril Svoboda, stellte die Meinung des Ressortchefs zu Kavans Amtsführung gegenüber dem Tschechischen Rundfunk so dar:

"Die Ambitionen, mit denen Kavan zur UNO gegangen ist, waren groß. Die Frage ist aber, bis zu welchem Grad sie erfüllt wurden. Der Außenminister bewertet seine Leistung standardmäßig. Nichts besonderes ist passiert, weder positives noch negatives."

Svoboda selbst jedoch fand in einem Interview für die Dienstagausgabe der Tageszeitung Lidove noviny doch eher kritische Worte: So habe Kavan an einer Demonstration gegen den Irak-Krieg teilgenommen, was mit der Funktion als Chef der UN-Generalversammlung nicht vereinbar sei. Und überhaupt habe es auch im letzten Jahr keine wesentlichen Reformen in den teilweise veralteten Strukturen der UNO gegeben. Kavan selbst sieht das freilich anders:

"Wenn der Herr Minister Svoboda die Berichte gelesen hätte, die ihm der tschechische UNO-Botschafter bestimmt regelmäßig geschickt hat, dann hätte er einige unserer deutlichen Erfolge zur Kenntnis nehmen müssen, über die Generalsekretär Kofi Annan, der amerikanische Botschafter John Negroponte und eine Reihe anderer führender Diplomaten öffentlich gesprochen haben. Zum Beispiel, dass es uns zum ersten mal in der Geschichte der Vereinten Nationen gelungen ist, eine Resolution über die Prävention bewaffneter Konflikte durchzusetzen. Das ist ein großer Erfolg."

Gleich, wie man nun zu Kavan steht: Experten zufolge muss man sich bewusst machen, dass die Position, die er innehatte, nicht allzu viel Raum zur Profilierung bietet. Außerdem stellte in seiner Amtszeit die Irak-Krise andere internationale Ereignisse in den Schatten und die Strukturen der Vereinten Nationen auf eine harte Probe. Somit ist die Bewertung der Amtsführung Kavans wohl doch eher eine Frage der tschechischen Innenpolitik. Übrigens: Kavans Vertrag läuft am Donnerstag, dem Tag seiner Rückreise nach Tschechien aus. Außenminister Svoboda hat für Kavan keine Verwendung mehr.