Klára Křížová will ihrer Mutter und Maria Höfl-Riesch nacheifern

Klára Křížová (Foto: Christian Jansky, Wikimedia CC BY-SA 3.0)

Mit den Rennen der Männer und Frauen im Riesenslalom hat am vergangenen Wochenende im österreichischen Sölden die neue Weltcup-Saison im alpinen Skisport begonnen. Am Start waren auch vier Teilnehmer aus Tschechien, die sich wacker schlugen. In der neuen Saison wollen die tschechischen Asse vor allem eines: näher zur Weltspitze aufschließen. Dieses Ziel hat sich auch die Abfahrtsspezialistin Klára Křížová gesetzt. Im Folgenden ein kleines Porträt der Sportlerin.

Petr Lajkeb  (Foto: Archiv des Tschechischen Skiverbandes)
Mit nur wenigen Bergen von über 1000 Meter Höhe ist die Tschechische Republik nicht gerade ein Paradies für den alpinen Skisport. Spitzenkönner in diesem Metier sind daher auch dünn gesät. Und selbst jene, auf die man derzeit bauen kann, treffen hierzulande nicht auf die besten Bedingungen. Petr Lajkeb ist der Trainer der Frauen-Nationalmannschaft:

„Unser Ziel ist es, in irgendeiner Weise mit den Frauen des Nationalkaders und eventuell auch einigen Anschlusskadern eine Trainingsgruppe zu bilden und ihnen ein regelmäßiges Training zu ermöglichen.“

Für Šárka Strachová, Martina Dubovská, Kateřina Pauláthová und Ester Ledecká, die vor allem den Slalom und den Riesenslalom beherrschen, ist diese Aufgabe wohl noch zu meistern. Klára Křížová indes hat sich auf die schnellen Disziplinen wie Abfahrt und Super-G spezialisiert. Für sie wurde deshalb eine andere Lösung gefunden, erklärt Lajkeb:

Klára Křížová  (Foto: Christian Jansky,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
„Klára Křížová arbeitet mit dem französischen Weltcup-Team zusammen. Aufgrund ihrer Ausrichtung auf die Hochgeschwindigkeitsdisziplinen ist das wohl die einzige Möglichkeit angesichts unserer hiesigen Bedingungen.“

Die 25-jährige Skirennfahrerin kann die Meinung ihres Nationaltrainers nur bestätigen:

„Gewiss ist das notwendig. Wenn ich bis in die Weltspitze vorstoßen will, dann muss ich mich solch einem Team anschließen. In den Disziplinen Abfahrt und Super-G müssen drei bis vier Trainer an der Strecke postiert sein. Zum einen wegen der Sicherheit, zum anderen zur Schaffung idealer Bedingungen. Es ist nämlich nicht einfach, eine Strecke gut zu präparieren. Und dafür vier Trainer aus Tschechien zu finden, das dürfte mir nicht gelingen.“

Französisches Damen-Team  (Foto: YouTube)
Doch wie kam es eigentlich zu der Zusammenarbeit mit den Franzosen?

„Im vergangenen Jahr habe ich mit dem italienischen Damen-Team zusammengearbeitet. Leider ist die Absprache zwischen ihm und unserem Verband nicht nach den beiderseitigen Vorstellungen verlaufen. Dennoch bin ich den Italienerinnen sehr dankbar für eine tolle Saison. Daraufhin habe ich mich bei den Franzosen mit der Anfrage gemeldet, ob wir nicht die Kooperation erneuern könnten, die ich vor zwei Jahren mit ihnen hatte. Sie haben das akzeptiert, und jetzt bin ich im siebten Himmel.“

Foto: Tschechisches Fernsehen
Was aber ist der Grund für diese neu entfachte Begeisterung?

„Es ist einfach toll, wie dieses Team funktioniert. Ich bin Teil eines wirklich großen Teams, ich kann mit den besten Abfahrtsläuferinnen der Welt zusammen trainieren, die Trainer behandeln mich wie eine von ihnen. Mit ihnen kann ich gemeinsam Videos studieren, darüber diskutieren oder auch Konditionstraining machen. Zudem habe ich einen Physiotherapeuten. Das ist super, ich fühle mich wirklich integriert in diesem Team.“

Marion Rolland  (Christian Jansky,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Auch von den Namen her kann sich das französische Team in der Tat sehen lassen.

„Es ist dasselbe Team wie vor zwei Jahren, nur dass ein paar junge Mädchen noch hinzugekommen sind. Dafür haben wir jetzt neue Trainer, aber ich kenne sie vom Europacup. Zum Team gehört die Weltmeisterin im Abfahrtslauf, Marion Rolland, die nach einer Verletzung zurückgekehrt ist. Des Weiteren sind es die Junioren-Weltmeisterin Jennifer Piot, Margot Baile und Marie Marchand-Arvier, die inzwischen geheiratet hat. Es sind viele junge Rennfahrerinnen im Team, die wie ich um Top-30- beziehungsweise Top-20-Platzierungen kämpfen.“

Und wie verständigt sich Klára Křížová im Team? Kann sie Französisch?

„Auch wenn ich einen Franzosen als Freund habe, macht man bei mir zu Hause schon Späße darüber, dass ich mit ihm ständig fast nur Englisch spreche. Französisch ist eine wunderbare Sprache, ich liebe sie, doch bis jetzt beherrsche ich sie kaum.“

Foto: Pierre-André Vullioud,  FreeImages
Ihr französischer Freund heißt Fabien und ist einer ihrer Trainer, verrät Klára Křížová vor den Journalisten. Und ihnen gegenüber gelobt sie auch Besserung, was ihre Sprachkenntnisse betrifft:

„In dem Städtchen, in dem ich mit meinem Freund wohne, kann man im Rathaus auch Französischkurse für Ausländer belegen. Bisher habe ich zweimal daran teilgenommen. Ich habe mir zudem das Lehrbuch ´Französisch zum Selbstlernen´ besorgt, doch leider bin ich bislang ein bisschen faul gewesen. Ich werde nun aber alles dafür tun, dass ich die Sprache endlich lerne.“

Skisportzentrum Vail  (Foto: Bidgee,  Wikimedia CC BY-SA 3.0 AU)
Weitaus ehrgeiziger ist Klára Křížová indes in ihrer Hauptberufung, dem alpinen Skisport. Für die bevorstehende Weltcup-Saison hat sie klare Ziele:

„Mein primäres Ziel in dieser Saison ist es, im Weltcup fleißig zu punkten. In der vergangenen Saison ist mir das dreimal gelungen, und das in beiden Disziplinen. Daran möchte ich anknüpfen, mich aber möglichst oft unter den besten Zwanzig und nicht nur den Top 30 platzieren.“

Höhepunkt der aktuellen Saison ist die Weltmeisterschaft, die im Februar 2015 in den amerikanischen Skisportzentren Vail und Beaver Creek stattfindet. Für diese Titelkämpfe hat die Tschechin die Ansprüche sogar noch etwas hochgeschraubt:

Olga Charvátová-Křížová  (Foto: YouTube)
„Meine Ziele bei der WM sind sehr hoch: In beiden Disziplinen will ich vor allem zeigen, was ich drauf habe und wofür ich die ganze Saison lang geackert habe. In Zahlen ausgedrückt: Ich will jeweils unter die Top 15 kommen.“

Wenn es Klára Křížová zumindest in einem WM-Rennen gelingen sollte, unter die besten 15 Starterinnen zu kommen, dann käme sie auch der Top-Leistung ihres sportlichen Vorbilds ganz nahe. Dieses Vorbild ist niemand anderes als ihre Mutter Olga Charvátová-Křížová, die bei den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajevo die Bronzemedaille in der Abfahrt gewann. In ihrer noch jungen Karriere hat Klára Křížová indes auch gemeinsam mehrere Wettkämpfe mit einem weiteren Idol von ihr bestritten: mit der Deutschen Maria Höfl-Riesch, die nach der olympischen Saison 2013/14 ihre Karriere beendet hat. Von der dreifachen Olympiasiegerin und zweifachen Weltmeisterin schwärmt die junge Tschechin in höchsten Tönen:

Maria Höfl-Riesch  (Foto: Christian Jansky,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
„Maria Höfl-Riesch tat mir wirklich leid, als sie sich beim Finale des vergangenen Weltcups verletzte und so nicht mehr die Möglichkeit hatte, die Führung im Weltcup in den letzten Rennen der Saison zu verteidigen. Es kam dann so, wie sie es angekündigt hatte: Nach dem erneuten Olympiasieg hat sie ihre erfolgreiche Karriere beendet. Ich danke Maria für sämtliche Rennen, die ich mit ihr gemeinsam bestreiten durfte, denn das war sehr motivierend für mich. Sie ist ein sehr sympathischer Mensch, und ich wünsche ihr im Leben nur das Beste.“

Das erste Weltcup-Rennen in der neuen Saison bestreitet Klára Křížová Anfang Dezember im kanadischen Lake Louis. Dann und in den 14 weiteren Rennen wird sich zeigen, ob die schnelle Tschechin die Gunst der Stunde nutzen kann, um noch etwas weiter zur Weltspitze aufzuschließen.

Autor: Lothar Martin
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