Kloster Zeliv (Selau) und seine Schätze
Ein Kloster ist Ziel unserer heutigen Touristensprechstunde. Wir werden aber nicht nach Zeliv (Selau) reisen, wo es eigentlich liegt, sondern eine Ausstellung besuchen. Das Prämonstratenser-Kloster, das heute wieder seiner ursprünglichen Aufgabe dient und von Klosterbrüdern bewohnt ist, finden Sie in Südböhmen, etwa 10 Kilometer von Humpolec, über einem Wasserwerk auf dem Fluss Zelivka. Mit seiner Geschichte und seinen Kunstschätzen können Sie sich noch bis zum Jahresende auf einer Ausstellung bekannt machen, die vor etwa zehn Tagen in der südböhmischen Metropole Ceske Budejovice /Budweis/ eröffnet wurde. Am Mikrophon begrüßen Sie Danilo Höpfner und Marketa Maurova, die Sie zur Besichtigung einladen.
Am 16. Mai hat sich eine Reihe von bedeutenden Persönlichkeiten im Südböhmischen Museum in Budweis versammelt, um die Ausstellung mit dem Namen "Schatz von Selau" feierlich zu eröffnen.
"Die Schönheit ist ein Heiligtum, das Heiligtum ist die Kunst. Die Schönheit ist ein Heiligtum, die Anwesenheit Gottes unter uns."
So begrüßte Nuntius Giovanni Coppa die Anwesenden während der Vernissage. Die Ausstellung fand aus Anlass des Jubiläums des Jahres 2000 statt und will die Geschichte des Prämonstratenser-Ordens und dessen Vermächtnis für die europäische Kultur zeigen. Die wertvollen Kleinode des Klosters in Selau werden zum ersten Mal in solchem Umfang der Öffentlichkeit gezeigt und die Bedeutung dieses Ereignisses wird zudem durch die räumliche Lösung der Exposition unterstrichen. In den Museumssaal wurde ein dreischiffiger Dom eingebaut, der durch das Bauwerk von Giovanni Santini in Selau inspiriert wurde. Was man sich bei der Gestaltung der Ausstellung als Ziel gesetzt hat, davon spricht der Erschaffer, Juraj Thoma:
"Das Ziel der Ausstellung ist es, das möglichst breite Spektrum der kunst-historischen Sammlungen des Selauer Stiftes zu zeigen, die erhalten geblieben sind, von den ältesten, die aus den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts stammen, bis zu den jüngsten aus der Zeit des Klassizismus oder Empires. Wir haben die Ausstellung in vier Umkreise gegliedert. Der erste ist den Plastik-Sammlungen und den Bildhauerarbeiten gewidmet, einen weiteren selbständigen Teil bilden Malerei-Arbeiten. Sehr attraktiv sind die Sachen, die mit dem gottesdienstlichen Zeug und den äbtlichen Insignien zusammenhängen. Und wir haben uns entschieden, einen selbständigen Teil der Ausstellung dem Rückblick auf das Leben des kürzlich verstorbenen, 49. Abtes von Selau, Vit Tajovsky zu widmen."
Es war nicht ganz einfach, die Ausstellung zusammenzubringen, weil viele Sachen in einem schlechten Zustand an das Kloster zurückgegeben wurden. Aus dem Depositar wurde z.B. die Mitra des Abtes aus dem Jahre 1696 herausgenommen. Die älteste Malerarbeit, vermutlich aus der Zeit Rudolfs II., ist ein Triptych der Dreifaltigkeit,. Unter den Büchern zieht die berühmte Weltchronik vom Ende des 15. Jahrhunderts Aufmerksamkeit auf sich. Aber nicht nur der künstlerische Wert der Sachen kann verfehlt seine Wirkung nicht. Von seinem Eindruck spricht der Prior des Klosters in Selau, Hroznata Pavel Adamec:
"Auf mich persönlich wirkt sehr stark z.B. die Monstranz aus den 50er Jahren, die in der Presse als Gurken-Monstranz benannt wurde. Es ist ein wirklich aussagekräftiges Zeugnis, was man kann, auch wenn man nichts kann. Die Monstranz entstand zur Zeit des Internierungslagers im Kloster Selau. Sie wurde aus Gurkenbüchsen gemacht, mit Schere für Blech ausgeschnitten, das Glas stammt aus einem Flaschenboden. Es ist ein Zeugnis davon, wie man jedes Material dazu nutzen kann, um Gott zu preisen."
Die Zeit des Internierungslagers war eine der traurigsten Epochen in der Geschichte des Klosters. Fangen wir aber am Anfang an. Die Einleitung des ersten Prämonstratenserkonvent in die böhmischen Länder ist mit dem Namen des Bischofs von Olmütz, Jindrich Zdik verbunden. Jindrich wandte sich in den Jahren 1143-1144 an die Prämonstratenserkanonie in Steinfeld am Rhein mit dem Vorhaben, ein Kloster auf Strahov, in der Nähe der Prager Burg zu gründen. Es gelang, das Kloster zu besetzen, und kurz danach entstanden auch weitere Prämonstratenserkonvente in Böhmen und Mähren.
Der Abt Gotschalk brachte die ersten Prämonstratenser im grimmigen Winter 1149 nach Selau. Trotz Schwierigkeiten am Anfang wurde die Kanonie zu den bedeutendsten Kircheninstituitionen in den böhmischen Ländern und versandte bereits im folgenden Jahre neue Konvente nach Lounovice und später nach Kounice, nach Geras und Pernegg in Österreich. Unter dem Abt Gotschalk wurde der romanische Klosterkomplex ausgebaut. Bis zur ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erweiterte das Kloster seine Herrschaft bedeutend und der Grundbesitz erreichte die päpstliche Bestätigung der Klosterprivilegien und des Klostervermögens. Aus jener Zeit haben sich jedoch keine kunsthistorischen Gegenstände erhalten. Davon erzählt weiter der Prior Hroznata Pavel Adamec:
"Es gibt hier keine der ältesten Sachen, weil sie uns nicht zur Verfügung stehen. Das Kloster durchlebte in seiner Geschichte verschiedene und auch schwere Etappen. Und eine solche schwere Etappe war die Zeit der Hussiten-Kriege und danach, als das Kloster zerstört wurde und wir können sagen, eigentlich fast untergegangen ist. Er wurde dann erst nach 1622 wiederherstellt. Von der ursprünglichen Einrichtung hat sich nichts erhalten."
Im Jahre 1622 kaufte Abt Kaspar von Strahov das Kloster. Es begann zunächst eine lange Periode der Erneuerung, die im 17. und 18. Jahrhundert unter der Regierung der Äbte Siard Falco, Jeronym Vaclav Hlina und Daniel Antonin Schindler ihren Höhepunkt erreichte. Der bedeutendste bauliche Schritt dieser Zeit war das Engagement des berühmten Architekten Giovanni Santini, der unter anderem den Umbau der Klosterkirche im Stil der Barockgotik leitete. Es wurden die Klosterbibliothek und Klosterschulen fertiggebaut, die Musik- und Theateraktivitäten entwickelt. Seit Ende des 18. Jahrhunderts standen die patriotisch orientierten Äbte und die Befürworter der nationalen Wiedergeburt Sigmund Hemerka und Vojtech Fähnrich an der Spitze der Kanonie. Viele Kanoniemitglieder waren damals literarisch und wissenschaftlich tätig, u.a. Eugen Kaderavek, der Rektor der tschechischen Universität in Prag.
"Es ist eine Erwähnung wert, dass im letzten Jahrhundert, als viele Klöster im Zusammenhang mit dem Kulturkampf und der Säkularisierung aufgehoben wurden, der Prämonstratenserorden vor allem in den böhmischen Ländern überlebt hat. Es handelt sich um fünf Klöster, von denen er sich dann schrittweise in andere Länder verbreitete. Also es kamen nicht nur Prämonstratenser zu uns, sondern auch von uns gingen neue Gründungen und Erneuerungen von Klöstern in anderen Ländern Europas aus."
In den Jahren 1939-1945 wurden die meisten Klostergebäude für Bedarf von deutschen Mittelschulen und Luftwaffe besetzt. Nach der Befreiung wurde ein Teil des Klosters durch die sowjetische Armee vorübergehend besetzt. im Jahre 1948 wurde Vit Bohumil Tajovsky zum Abt gewählt, der im Laufe der Ereignisse im Jahre 1950 verhaftet wurde. Das Kloster wurde von der Staatspolizei okkupiert. Die Ordensbrüder transportierte man nach Broumov und das ausgeraubte Kloster wurde in ein Internierungslager für Geistliche aus ganz Tschechien und später zur psychiatrischen Heilanstalt verwandelt. Von Vit Tajovsky erzählt Hroznata Pavel Adamec.
Das ist eine wirklich bedeutende Gestalt. Er hat sich daran verdient gemacht, dass das Kloster oder die Kommunität die Zeit des Kommunismus und der Verfolgung - Tajovsky selbst war 11 Jahre lang im Gefängnis - er hat sich daran verdient gemacht, dass die Kommunität überlebte. Obwohl von der ursprünglichen Kommunität aus dem Jahre 1950 nur vier Brüder die Freiheit nach 1989 erlebt haben, waren wir dank der Tätigkeit von Herrn Abt im Jahre 1990 30 Brüder. Also ihm ist ein Teil dieser Ausstellung gewidmet, es gibt dort auch Dokumente, die sein Leben zeigen, bestimmte Einblicke in sein Leben.
Das Ordensleben wurde im Kloster 1991 wiederaufgenommen, als auch eine umfangreiche Renovierung der Klostergebäude begann.