Künstlergruppe macht Front gegen Kulturminister-Kandidaten
Zwei Kandidaten hatte Premierminister Paroubek Anfang der Woche für die Nachfolge des kürzlich verstorbenen Pavel Dostal im Amt des Kulturministers benannt - und damit Unmut in Kulturkreisen hervorgerufen. Eine Gruppe von Künstlern entschloss sich zur direkten Intervention im Regierungsamt. Thomas Kirschner berichtet.
"Wir sind hierher gekommen, um dem Premierminister zu sagen, dass als Nachfolger von Pavel Dostal, der die gesamte Gemeinde der Kulturschaffenden zusammengehalten hat, jemand ausgewählt werden sollte, der wenigstens ein vergleichbares Vertrauen in diesen Kreisen genießt. Wir haben es leider für nötig gehalten, ihm das zu sagen, und wir haben es ihm gesagt."
Regierungschef Paroubek legte die Kriterien offen, die der neue Kulturminister erfüllen sollte: Unter anderem müsse er Erfahrungen in der Verwaltung vorweisen, aus der Kulturszene kommen und nicht zuletzt auch für die regierenden Sozialdemokraten annehmbar sein. Den idealen Kandidaten gebe es nicht, betonte Paroubek. Das Direkt-Lobbying blieb dennoch nicht ohne Erfolg.
"Ich muss sagen, einen Kandidaten zu finden, der von den Künstlern und Kulturschaffenden mehrheitlich unterstützt wird, das ist eine Sache, die ich mir nur schwer vorstellen kann. Nichtsdestotrotz werde ich mich mit einer bestimmten Empfehlung, die ich bekommen habe, ebenso befassen, und ich hoffe, bis Ende der Woche kann die Sache dann abgeschlossen werden."
Bei der "bestimmten Empfehlung" handelt es sich um den ehemaligen Direktor des Nationaltheaters, Jiri Srstka. Der bestätigte inzwischen, dass Premier Paroubek mit ihm wegen des Kulturressorts Kontakt aufgenommen hat - ein konkretes Angebot sei aber noch nicht gefallen.
"Der Regierungschef hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass er gerne mit mir über diese Sache sprechen würde, bevor er mir ein konkretes Angebot unterbreitet. Ich habe ihm gesagt, dass ich gerade in Norwegen bin, nach der Rückkehr aber zur Verfügung stehe."
Mit der Rückkehr aus Norwegen wird sich Srstka beeilen müssen - nicht nur, damit die Debatte um den Ministersessel ein Ende findet, sondern auch, weil bis zu den nächsten Parlamentswahlen ohnehin nur noch ein knappes Jahr Zeit ist - für die Übernahme eines Ministeriums keine erfreuliche Perspektive.