Vítezslav Jandák wird neuer tschechischer Kulturminister

Vitezslav Jandák (Foto:CTK)
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Premierminister Jirí Paroubek hat sich entschieden: Nachfolger des vor wenigen Wochen verstorbenen Kulturministers Pavel Dostál wird der 58-jährige Schauspieler und Kulturmanager Vítezslav Jandák. Gerald Schubert stellt das neue Kabinettsmitglied vor:

Vítezslav Jandák  (Foto:CTK)
Der Name Vítezslav Jandák ist jenseits der tschechischen Grenzen noch weitgehend unbekannt. Und das, obwohl der neue tschechische Kulturminister vermutlich auch in Millionen von deutschen Wohnzimmern bereits irgendwann einmal zu Gast war. Nämlich als Darsteller im Streifen "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" aus dem Jahr 1974, einem Klassiker im Weihnachtsprogramm in- und ausländischer Fernsehanstalten.

Zuvor, seit 1970, war Jandák im Prager Theater am Geländer engagiert, jenem Haus, an dem auch die Dramatikerlaufbahn des späteren Präsidenten Václav Havel ihren Ausgang nahm. In den späten siebziger und in den achtziger Jahren übernahm er als festes Ensemblemitglied der renommierten Barrandov-Studios Rollen in zahlreichen Filmen.

Nach der politischen Wende des Jahres 1989 zog es Jandák in die Politik. Zunächst vertrat er die heute nicht mehr existierende, weit rechts stehende Republikanische Union im Prager Stadtparlament. Für den sozialdemokratischen Premierminister Jirí Paroubek stellt das kein Problem dar:

"Ich habe Herrn Jandák zu jener Zeit, als er für die so genannte Republikanische Union im Prager Magistrat saß, gut gekannt. Er hat sich aber später politisch weiterentwickelt. Ich würde das als rechte Kinderkrankheit bezeichnen."

Später landete Jandák vorübergehend im Schoß der heute oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei. Er selbst sagt von sich, er sei früher durch die Felder und Wiesen der tschechischen Politik gestreift, die damals aber in Wirklichkeit Brachland gewesen wären. Heute ist Jandák parteilos, seit acht Jahren ist er Chef des Internationalen Filmfestivals für Kinder und Jugendliche in der ostmährischen Stadt Zlín.

Eines der Ziele des neuen Ministers ist - wenig überraschend - die Aufstockung des Kulturbudgets:

"In letzter Zeit ist immer weniger Geld in die Kultur geflossen. Diesen Trend will ich stoppen, und ich will auch andere, alternative Quellen für das Kulturbudget finden."

Zu Jandáks vordringlichen Aufgaben wird außerdem die Verbesserung des Verhältnisses zwischen dem tschechischen Staat und der katholischen Kirche gehören, das vor allem im Zusammenhang mit Eigentumsfragen kränkelt. Auch ein neues Kultursubventionssystem möchte Jandák auf die Beine stellen. Viel Zeit hat er dafür nicht, denn spätestens im Juni nächsten Jahres gibt es in Tschechien Parlamentswahlen. Wenn Präsident Václav Klaus ihn aber noch am Mittwoch offiziell ernennt, dann kann er abends immerhin gleich an der ersten Kabinettssitzung nach der Sommerpause teilnehmen.