Kultur verbindet Tschechen und Slowaken

Die Kulturminister beider Länder, Pavel Dostal (rechts) und Robert Chmel (Foto: CTK)

Die Biennale von Venedig wird im kommenden Jahr ihr 50. Jubiläum feiern. Sowohl die Tschechische als auch die Slowakische Republik planen, sich auf der bedeutenden Internationalen Kunstausstellung präsentieren. Die Frage, die sich seit der Teilung der ehemaligen Tschechoslowakei in zwei souveräne Staaten stellte war jedoch, wie die Nutzung des nach wie vor gemeinsamen Pavillons geregelt werden sollte. Am Mittwoch ist nun ein Vertrag unterzeichnet worden, der diese Frage lösen soll. Katrin Sliva berichtet:

Die Kulturminister beider Länder,  Pavel Dostal  (rechts) und Robert Chmel  (Foto: CTK)
Die Kulturminister beider Länder, Pavel Dostal und Robert Chmel haben am Mittwoch einen Vertrag unterzeichnet, in dem das Nutzungsrecht für den Ausstellungs-Pavillon auf der Biennale von Venedig geregelt ist. Erbaut worden ist dieser im Jahre 1924 von der Regierung der sogenannten Ersten Tschechoslowakischen Republik nach Entwürfen des Architekten Otakar Novotny. Bei der Teilung, die im Jahre 1993 vollzogen wurde, war das gemeinsame, tschechoslowakische Eigentum aufgeteilt worden. Dabei bekam die Tschechische Republik zwei Drittel und die Slowakische Republik ein Drittel des gemeinsamen Hab und Guts zugesprochen, da in der Tschechischen Republik bekanntlich fast doppelt so viele Menschen leben. Der Biennale-Pavillon wurde bei der Auseinanderrechnung nicht berücksichtigt. In dem am Mittwoch von den Kulturministern unterzeichneten Vetrag heißt es, dass in Bezug auf die Nutzung des Pavillions, beide Staaten gleichberechtigt sind. Pavel Dostal, der Kulturminister Tschechiens hat die Hoffnung geäußert, dass diese Tatsache keinen Anlass dazu bietet, im Parlament auf Ablehnung zu stoßen, von dem das vorliegende Dokument noch ratifiziert werden muss. Dostal unterstrich gleichzeitig, dass er keine Grund sieht, besagte Ausstellungsräume nicht Künstlern beider Länder zugänglich zu machen. Er erklärt seine Haltung:

" Unsere Kulturen haben viele gemeinsame Wurzeln. Sie führen bereits seit Jahrhunderten eine Art Ko-Existenz. Sie beeinflussen sich gegenseitig, inspirieren sich und ich glaube, dass inzwischen auch die nationalen "Launen", die in der Slowakei eine zeitlang spürbar waren, keine Rolle mehr spielen. Zumindest lassen dies die letzten Wahlen vermuten. Dieser Vertrag bestätigt also lediglich, dass wir in kultureller Hinsicht, aber auch in politischer, zusammengehören."

Und der slowakische Kulturminister Robert Chmel fügt hinzu:

"Wir haben keine gegensätzlichen Vorstellungen von Kultur und ich glaube, dass Tschechen und Slowaken sich in diesem Punkt auch früher nicht uneinig waren. Im Namen der kulturellen Identität werden bei uns glücklicherweise keine Konflikte geschürt oder Kriege geführt. Das Gegenteil ist der Fall: Uns verbindet die Kultur."

Man darf also gespannt sein, was sich die Künstler beider Länder für das Jubiläum der Biennale von Venedig einfallen lassen. Die Kulturminister haben angedeutet, dass durchaus auch gemeinsame Projekte vorgesehen sind.