Kunst, die die Sinne verwirrt – Prager Galerie zeigt tschechisch-österreichische Ausstellung
In der Galerie Hunt Kastner im Prager Stadtteil Letná ist eine gemeinsame Ausstellung eines tschechischen Künstlers und einer österreichischen Künstlerin zu sehen. Jan Šerých aus Prag zeigt eine Videoinstallation und Esther Stocker aus Wien eine Rauminstallation. Titel der Doppel-Schau ist „Lies and Layers“, auf Deutsch lässt sich das vielleicht am ehesten mit „Lügen und Lagen“ oder „Erdichtungen und Ebenen“ wiedergeben.
„Das Video besteht aus zwei Ebenen: visuell und auditiv. Man sieht ein Video, und gleichzeitig wird einem ein Text vorgelesen, der das Video beschreibt.“
Einzelne Lichtpunkte flimmern auf der Videoleinwand kurz auf und verschwinden im nächsten Moment wieder. „Abstrakt“ - das ist das Wort, was das Gesehene am ehesten beschreibt.Zusammen mit Šerých stellt auch Esther Stocker aus. Über den Prager Künstler sagt sie:
„Ich kannte seine Arbeit schon länger, und das ist sicher ein Grund, also ein inhaltlicher Grund für unsere Zusammenarbeit. Wir beschäftigen uns beide schon lange mit Systemen.“
Systeme des Denkens, Systeme der Wahrnehmung. Diese Themen werden von beiden Künstlern bearbeitet, aber beide haben unterschiedliche Medien gewählt. Šerých zeigt ein Video und Stocker eine dreidimensionale Installation:
„Es ist eine begehbare Installation, und eigentlich ist es fast wie ein begehbares Bild - ein abstraktes geometrisches Bild.“Fast der halbe Ausstellungsraum ist Teil dieses begehbaren Bildes. An der Decke, auf dem Boden, an den weißen Wänden und auf den Mauervorsprüngen kleben schwarze Rechtecke in allen Größen. Teilweise stehen sie ab und reichen in den Raum hinein. Durch ihre Anordnung scheint der Betrachter physisch in ihren Sog zu geraten. Unmittelbar stellt man sich die Frage: Was ist das? Intuitiv möchte man es einordnen, benennen und es sich damit zueigen machen.
Stocker und Šerých spielen in ihren Exponaten mit dem Auffassungsvermögen des Betrachters. Gängige Lesearten und unterbewusste Denkstrukturen werden hinterfragt. Mit der tschechischen Kunstszene hat sich Stocker bereits angefreundet:„Ich finde es sehr schön, dass die Formensprache vieler tschechischer Künstler sehr intellektuell ist. Aber irgendwo öffnet sie sich wieder für einen freien Gedanken oder für ein Spiel der Formen. Das gefällt mir sehr gut!“
Die Ausstellung in der Galerie Hunt Kastner ist noch bis zum 17. Dezember zu sehen.