Kutná Hora feiert 200. Geburtstag von Josef Kajetán Tyl

Josef Kajetán Tyl

Am vergangenen Wochenende hat die mittelböhmische Stadt Kutná Hora / Kuttenberg ein rundes Jubiläum gefeiert. Vor 200 Jahren, genau am 4. Februar 1808, wurde dort der bedeutende tschechische Dramatiker Josef Kajetán Tyl geboren.

J. K. Tyl-Gedenkmünze  (Foto: ČTK)
Josef Kajetán Tyl ist hierzulande besonders als Dramatiker bekannt, obwohl er auch Prosa schrieb, bedeutende Zeitungen herausgab und redigierte und seinerzeit auch als Abgeordneter in den Wiener Reichstag gewählt wurde. Am bekanntesten ist er allerdings als Autor der tschechischen Nationalhymne, die 1834 in Tyls Stück „Fidlovačka – Das Schusterfest“ auf der Bühne des Prager Ständetheaters zum ersten mal erklang. Am vergangenen Wochenende beging seine Geburtsstadt Kutná Hora nun den 200. Geburtstag ihres berühmten Sohnes. Auf dem Programm stand unter anderem auch eine Fachkonferenz, nicht ohne gewisse Bedenken des Organisatorenteams. Vladimír Císař:

„Die Konferenz war nur ein Teil des Programms. Wir wollten nicht, dass die Feierlichkeiten nur eine kulturelle Dimension haben. Die Idee, eine Fachkonferenz zu veranstalten, war ein bisschen riskant. Wir wussten nicht, ob wir genug Tyl-Forscher nach Kutná Hora bekommen. Außerdem wussten wir auch nicht, ob genug Interessenten kommen. Ich muss sagen, dass sich unsere Zweifel nicht bestätigt haben.“

Die ganztägige Konferenz sei mit renommierten Literatur-, Theater- und Sprachwissenschaftlern besetzt gewesen und habe so einen großen Zulauf von Interessenten erfahren, dass nicht alle einen Platz im Vortragssaal fanden, sagt Vladimír Císař. Mit dabei war auch Jarmila Zemančíková aus der Literatur- und Hörspielredaktion des Tschechischen Rundfunks. In ihrem Referat präsentierte sie einen Vergleich von Rundfunkeinstudierungen einiger Theaterstücke von Josef Kajetán Tyl, die im Zeitraum 1952 – 2002 im Tschechoslowakischen und später Tschechischen Rundfunk ausgestrahlt wurden. Sie kam unter anderem zur folgenden Erkenntnis:

„Ich bin davon ausgegangen, dass die älteren Inszenierungen, namentlich die aus den 50er Jahren im Kontext ihrer Entstehungszeit einer Ideologisierung unterworfen wurden. Dass sie inhaltlich also im Sinne des damaligen Kulturchefideologen Zdeněk Nejedlý entstellt worden sind. Es hat sich aber nicht bestätigt, im Gegenteil. Bei den älteren Inszenierungen hat sich sogar gezeigt, dass sie in diesem Sinne in mancher Hinsicht sauberer und besser sind als die aus der Zeit der so genannten Normalisierung.“

Die Feierlichkeiten zu Tyls Geburtsjubiläum haben aber für die breite Öffentlichkeit noch viel mehr im Angebot: Zum Beispiel die Vorstellung des Theaterstücks „Des Brandstifters Tochter“ im städtischen Theater, eine Ausstellung von historischen Dokumenten über die Aufführungen der einzelnen Stücke des Dramatikers oder eine Vorstellung mit Liedern aus seinen Singspielen. Obwohl seine Werke in einer Sprache geschrieben sind, die den heutigen Menschen etwas ungewöhnlich klingen mag, befassen sie sich mit Problemen, die durchaus „heutig“ sind. Die Jubiläumsfeierlichkeiten in Kutná Hora werden bis November dieses Jahres fortgesetzt.