Liebesgrüße aus Peking: Bilanz zu Zemans China-Reise
Peking hatte in der vergangenen Woche über 100 Staats- und Regierungschefs aus Europa und Zentralasien zu Gast. Beworben werden sollte die sogenannte Neue Seidenstraße. Auch Tschechien will daran teilhaben, weshalb Staatspräsident Miloš Zeman ins Reich der Mitte besucht hat. Die Bilanz: bisher nicht zu bewerten.
Dies war nur ein Baustein, der bei Gegnern Miloš Zemans scharfe Kritik laut werden ließ. Menschenrechte würden den Präsidenten nicht interessieren, so der Vorwurf. Zu den Protesten der letzten Wochen gegen das Staatsoberhaupt waren außerdem neben tschechischen auch viele tibetische Fahnen zu sehen. Am schärfsten formulierte diese der chinesische Dissident Liao Yiwu, der am Mittwoch zu Gast im Tschechischen Fernsehen war, Zitat:
„Zeman verhält sich schlimmer als eine Hure. Auch diese macht Geschäfte mit ihren Freiern, doch sie erniedrigt sich dabei nicht so sehr.“Doch war das Ziel in von Zemans China-Reise selbstverständlich ein ganz anderes. Tschechien soll ein Teil von „One Belt, One Road“ werden, einem Mega-Revival der antiken Seidenstraße per Schiff, Eisenbahn und Straßenverbindungen. Ein faszinierendes Projekt, wie Miloš Zeman findet. Jana Klímová, Journalistin und Wirtschaftsexpertin beim Tschechischen Rundfunk, weist da aber auf ein Problem für Tschechien hin:
„Das ist tatsächlich ein prächtiges Projekt, jedoch liegt Tschechien an keiner einzigen der geplanten Trassen. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass langfristig in diesem Zusammenhang zusätzliche Verbindungen entstehen, man spricht da etwas konkreter über Strecken von Tschechien nach Polen. Dennoch bleibt das vorerst Zukunftsmusik mit Hang zum Größenwahn.“
Schwierig seien solche Projekte vor allem deshalb, da China dafür eine finanzielle Beteiligung der betreffenden Staaten verlangen würde, so die Expertin.Laut Klímová ist das „Begleitprogramm“ zur Neuauflage der Seidenstraße für Tschechien viel wichtiger. Sie spielt dabei auf eine Liste von 22 bereits im Vorfeld verhandelten Projekten an, die Präsident Zeman seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping aus Prag mitgebracht hat. Es geht unter anderem um chinesische Investitionen beim Maschinebauer Žďas oder die Zusammenarbeit des tschechischen Energiekonzerns ČEZ mit chinesischen Stromversorgern bei der Atomkraft.
Zudem ging es bei der Peking-Visite um Werbung für tschechische Produkte in der Volksrepublik. Karel Havlíček vom Verband der kleinen und mittelständischen Unternehmer sieht da viel Potential:
„Die chinesische Seite unterstützt zunehmend unsere gemeinsamen Beziehungen. Das liegt aber auch daran, dass unsere Firmen derzeit in einem guten Zustand sind: Wir produzieren gute Produkte, kommen immer besser auf ausländischen Märkten an. China entwickelt sich wirklich zu einem interessanten Terrain für tschechische Unternehmer.“Dieser Optimismus ist laut Experten dennoch mit Vorsicht zu genießen. Denn leicht könnten die Wirtschaftsbeziehungen einseitig werden – und die chinesischen Investitionen in Tschechien geringer ausfallen als erwartet.
Schließlich wollte Miloš Zeman nicht nur wirtschaftlich Zeichen setzen, genauso sollten sich die zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern. Prag hat deshalb eine Städtepartnerschaft mit Shanghai geschlossen. Was jedoch den größten Eindruck bei den Chinesen gemacht haben dürfte, ist Präsident Zemans Verneigung vor den Opfern des Massakers von Nanking. Truppen des japanischen Kaiserreiches ermordeten im Jahr 1937 innerhalb von sieben Wochen rund 200.000 Menschen in der ostchinesischen Stadt, mehr als 20.000 Frauen wurden dabei vergewaltigt.