Mai-Kundgebungen: Arbeiterrechte und kleine Scharmützel
Bei den Feiern zum 1. Mai standen am Dienstag verstärkt klassische Themen wie Arbeiterrechte im Mittelpunkt, nur vereinzelt kam es zu Vorfällen bei Kundgebungen und Aufmärschen.
Grenzüberschreitend begingen diesmal die Gewerkschaften den Feiertag der Arbeit. Im nordslowakischen Žilina trafen sich Vertreter des tschechischen Dachverbandes ČMKOS und des slowakischen KOZ. Man wolle mehr Druck ausüben, um die Billiglöhne zu überwinden, kündigte der ČMKOS-Vorsitzende Josef Středula an. 30 Jahre nach der Wende müssten den Firmen ausgereicht haben, um Rücklagen zu bilden. Středula verwies auch auf die Tochterunternehmen ausländischer Konzerne. „Ich bin nicht zufrieden damit, dass etwa eine deutsche Firma, die in Tschechien ansässig ist, ihren Beschäftigten im eigenen Land 1680 Euro zahlt, bei uns aber nur 480 Euro“, so der tschechische Gewerkschaftsboss.
Traditionell hatten zum 1. Mai auch diverse Parteien und politische Gruppierungen zu Kundgebungen eingeladen. Das Spektrum reichte von den Kommunisten, über Sozialdemokraten, die Regierungspartei Ano, die konservativen Bürgerdemokraten, bis zu rechtsradikalen Vereinigungen. Bei einer Versammlung Letzterer im westböhmischen Plzeň / Pilsen griff die Polizei ein und nahm die Personalien zweier Demonstranten auf. Dort hatten sich auch 50 Menschen zu einer Gegenkundgebung versammelt.
Ebenso das Treffen der Kommunisten auf dem Ausstellungsgelände in Prag war begleitet von Protesten. Weil auf einem der Transparente der Gegendemonstranten der Kommunismus mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt wurde, kündigte die kommunistische Abgeordnete Marta Semelová eine Strafanzeige an.
An vielen weiteren Orten wurde der 1. Mai als Fest der Liebe begangen. So traf sich zum Beispiel die LGBT-Community auf der Kleinseite in Prag. Dabei wurde die bisher größte jemals in Tschechien gebackene Hochzeitstorte angeschnitten, sie soll ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen werden. Mit dem 2,14 Meter hohen Konditor-Werk wurde für die gleichgeschlechtliche Ehe geworben.
Liebende pilgerten außerdem erneut auf den Prager Petřín-Hügel, um an den Dichter Karel Hynek Mácha zu erinnern, den wichtigsten tschechischen Vertreter der Romantik.