Massiver Cyberangriff gegen Tschechischen Rundfunk nach Ukraine-Konferenz
Der Internetauftritt des Tschechischen Rundfunks bietet weiterhin nur einen eingeschränkten Service. Grund ist ein massiver Hackerangriff, der allem Anschein nach mit der Ausrichtung einer Konferenz über die Ukraine und Medien zusammenhängt.
Fast den gesamten Donnerstag waren die Websites der Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks nicht zugänglich. Doch das ist nicht das Schlimmste an dem bisher größten Hacker-Angriff auf das öffentlich-rechtliche Medium. Martin Samek ist Chefredakteur des Rundfunk-Internetportals iRozhlas.cz. Am Freitagvormittag sagte er:
„Der Cyberangriff war gegen den Webauftritt des Tschechischen Rundfunks gerichtet, der von einer externen Firma bereitgestellt wird. Dort wurden die Datensammlungen unserer Internetseiten angefallen. Das ist der Grund, warum es auf dem Nachrichtenportal irozhlas.cz bei älteren Beiträgen derzeit weder Fotos noch Audiostreams gibt. Um den Angriff etwas genauer zu beschreiben: Es hat sich um eine sogenannte Ransomware gehandelt. Diese muss man sich als ein Schadprogramm vorstellen, das Daten zerstört oder den Zugriff auf sie blockiert.“
In kleinerem Umfang ist auch das Internetportal rozhlas.cz betroffen. An der Erneuerung der Dienstleistungen werde jedoch intensiv gearbeitet, fügte Samek an.
Für den Tschechischen Rundfunk ist der Angriff äußerst unangenehm.
„Jeder Ausfall des Nachrichten-Portals ist vor allem ein Problem für unseren Ruf. Denn wir wollen eigentlich unsere Leser davon überzeugen, dass wir einen fehlerfreien Service anbieten. Das ist aber so nicht möglich. Es geht da um mehrere Zehntausend Leser, die täglich unsere Seiten besuchen. Unsere Redaktion hat natürlich auch weitergearbeitet, als das System nicht funktionsfähig war. Das heißt, wir haben Texte vorbereitet, konnten sie aber nicht veröffentlichen“, so Samek.
Der Hackerangriff steht höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit der Konferenz „Média a Ukrajina“ (Medien und die Ukraine), die der Rundfunk am Donnerstag ausgerichtet hat. Bei dieser trat neben zahlreichen Journalisten auch der tschechische Staatspräsident Petr Pavel auf, zu hören war zudem der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko. Dazu sagte Rundfunk-Generaldirektor René Zavoral auf dem Podium der Konferenz:
„Ich bin überzeugt, dass der massive Angriff gerade heute, da wir die lange vorbereitete und angekündigte Konferenz ausrichten, kein Zufall sein kann. Offensichtlich sind die schwierigen Themen, über die wir hier reden, jemandem ein Dorn im Auge.“
Der Rundfunk hat mittlerweile die Polizei eingeschaltet sowie das Amt für Cybersicherheit. Von wem genau der Angriff kam, ist noch nicht bekannt.
In den vergangenen Jahren ist es vermehrt zu Cyber-Attacken gegen öffentliche Institutionen in Tschechien gekommen, einschließlich Krankenhäusern. In einigen Fällen sind die Schäden bis heute noch nicht behoben.