Medienmagazin

Ein Bericht von Danilo Höpfner.

Seit März 1993 sendet Radio Slowakei International in deutscher Sprache. Man begann bei null, "ohne Tradition, ohne einen einzigen Hörer, aber mit grosser Begeisterung", beschreibt der Auslandsdienst der Slowakei den eigenen Sendestart vor 7 Jahren. Wenn es 16.00 Uhr ist in Bratislava, dann rückt die kleine Slowakei auch in Deutschland und Österreich für 30 Minuten in den Blickpunkt des Interesses.

Vor sieben Jahren war es, als der tschechoslowakische Premier Vaclav Klaus und der slowakische Ministerpräsident Vladimir Meciar den tschechoslowakischen Staat teilten. Von da an brauchte die neue Hauptstadt Bratislava eine neue, eigene Auslandsstimme. Die slowakischen Mitarbeiter bei Radio Prag wurden nach Bratislava zurückberufen.

Dr. Lydia Korecka, die heutige Redaktionsleiterin der deutschsprachigen Sektion von RSI berichtet von der schwierigen Aufgabe, den kleinen, neuen Staat zu präsentieren, der so gern verwechselt wird:

Die deutsche Sektion ist die erfolgreichste fremdsprachige Redaktion des slowakischen Rundfunks und erhält zum Beispiel mehr Hörerpost als die slowakische, russische, französische und englische Redaktion zusammen.

Radio Slowakei International entstand in einer politisch gespannten Zeit, die in einem Übermaß vom ehemaligen Premier Vladimir Meciar geprägt war, einem umstrittenen Mann, dem man autokratische Züge nachsagt und der sich nicht gerade als Freund der Pressefreiheit einen Namen gemacht hat. Zahlreiche Tageszeitungen, vor allem aber das staatliche Fernsehen und der Rundfunk standen unter dem Druck Meciars. In dieser Zeit hielt sich RSI mit politischer Berichterstattung weitestgehend zurück. Als Meciar 1998 abgewählt wurde und das Demokratische Bündnis die Wahl gewann, begann sowohl im Fernsehen als auch im Rundfunk eine Welle von Entlassungen, Neu- und Umbesetzungen. In den Redaktionen von RSI blieb es dagegen relativ ruhig:

Ladislav Kubis, der Programmdirektor des slowakischen Auslandsdienstes, sieht das ähnlich:

Die Meciar-Medienpolitik hat RSI zwar überlebt, aber dennoch steht im Hause des Senders, und vor allem auch der deutschen Redaktion, einiges Kopf. Nicht nur das Sendezentrum.

Das Funkhaus in Bratislava ist eine umgedrehte Pyramide, ein beeindruckender Bau, wenn auch unverkennbar im sozialistischen Charme der 80er Jahre.

"Lassen Sie sich nicht davon täuschen", sagte mir eine Redakteurin, "nur weil das Haus Kopf steht, heisst das nicht, dass wir auch auf den Kopf gefallen sind".

Radio Slowakei International steckt in Nöten, finanziellen Nöten, wie so viele andere Auslandsdienste in Europa auch. Die ersten Entlassungen stehen bevor, auch in der deutschsprachigen Redaktion. Die Stimmung ist gespannt.

Zuletzt musste bereits die slowakischsprachige Redaktion heftige Rückschläge einstecken. Die Sendungen in der slowakischen Muttersprache, die sich an die in Westeuropa und Nordamerika lebenden Slowaken richtet, findet kaum Hörer. Die wenigen Stammhörer sind in Nordamerika lebende Emigranten, die nach 1945 flohen und dem faschistischen Tiso-Regime nahe standen, berichtet der Programmchef Ladislav Kubis.

Die Hörer sind bereits über 70 Jahre alt. Die späteren Emigranten hingegen sind dagegen kaum noch mit dem Mutterland verbunden und interessieren sich entsprechend nicht für die Sendungen aus Bratislava. Wie es mit der slowakischen Redaktion weitergeht, vermag derzeit noch keiner zu sagen.

Die Sparmaßnahmen greifen noch tiefer. Auch einen KW-Abstrahler, über den derzeit nach Westeuropa gesendet wird, will RSI aufgeben.

Die Slowaken sind ein leid- und duldsames Volk, sagt man. Und so sieht der Blick in die Zukunft nicht ganz schwarz aus. In der Chefredaktion sucht man nach neuen Konzepten, um den internationalen Auslandsdienst des Slowakischen Rundfunks attraktiver und vor allem bekannter zu machen. Und zwar gemeinsam mit den Auslandsradios in Polen, Ungarn und Tschechien.