"Meet Europe": Schüler des Gymnasiums Cheb machen eigene EU-Politik
"Meet Europe" - "Europa treffen" - unter diesem Motto simulierten Schüler aus verschiedenen Ländern in einem Planspiel der Friedrich-Ebert-Stiftung in den vergangenen Wochen die Erweiterung der Europäischen Union. Die Tschechische Republik wurde dabei von der elften Klasse des Gymnasiums Cheb/Eger vertreten. Höhepunkt des Spiels waren nach mehrfachen Internet-Chats die Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union, die die Schüler in Brüssel auf deutsch führen mussten. Als sie aus Belgien zurück kamen, hat Silja Schultheis sie im Gymnasium Cheb nach ihren Eindrücken befragt.
"Dort waren mehrere Schulen aus Deutschland, aus Polen und eine Schule aus Tschechien - das waren wir. Die Schulen aus Polen haben den Ministerrat, die Kommission und das EU-Parlament gespielt. Und wir mussten mit diesen drei Institutionen verhandeln."
"In Brüssel war das sehr interessant, wir haben die Politiker in Wirklichkeit gesehen, wie die arbeiten, wie das dort alles funktioniert. Und auch als wir verhandelt haben, haben wir das wirklich erlebt, diese Situation."
"Ja, ich meine, das war sehr interessant, ich habe viel über die EU kennen gelernt. Jetzt weiß ich, welche Kapitel wir noch nicht abgeschlossen haben und was wir noch tun müssen."
"Ich weiß jetzt auch mehr über die Europäische Union, wie sie funktioniert, und auch über die tschechische Politik. Früher habe ich mich für Politik überhaupt nicht interessiert, und jetzt musste ich viele neue Informationen suchen."
Das mangelnde Interesse der Schüler an Politik und die während des Spiels eingetretene Veränderung bestätigt auch Andrea Hielscher, Deutsch-Lehrerin am Gymnasium Cheb:
"Die Schüler hier sind zu 80% völlig politisch desinteressiert. Sie für die Politik zu begeistern, ist deshalb umso schwieriger, weil sich auf der Prager Szene auch nicht gerade beispielhafte Dinge abspielen.Dieses europäische Gemeinschaftsspiel hat dazu beigetragen, dass sie gezwungen wurden, sich damit zu beschäftigen. Die Fahrt nach Brüssel hat natürlich gelockt, deswegen haben sie sich in die Vorbereitungen gestürzt. Das Interesse für die Politik ist größer geworden, die Kompetenzen sind größer geworden, und ich hoffe, dass das auch auf die künftige Arbeit Einfluss haben wird."
Im Spiel ist der tschechische EU-Beitritt gelungen, die Schüler des Gymnasiums Cheb haben erfolgreich verhandelt. Was sie sich von der "wirklichen" Erweiterung der Europäischen Union erhofft, brachte Dana Peukerova aus der elften Klasse abschließend wie folgt auf den Punkt:
"Wenn die Menschen zusammen sprechen und nur auf der politischen Ebene streiten, dann gibt es vielleicht keinen Krieg mehr."