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Neue Schäden durch Starkregen in Tschechien – Prager Kaiserinsel geteilt

Starkregen und Sturm haben in Tschechien die Einsatzkräfte herausgefordert. Am Sonntagabend und am Montag rückte die Feuerwehr zu Hunderten von Einsätzen aus, um Keller auszupumpen und Straßen zu räumen. Wegen umgestürzter Bäume kam es im Bahnverkehr zu Verspätungen. Die Autobahn D5 von Prag nach Bayern wurde am Montagnachmittag zwischen Kilometer 100 und 107 wegen Überschwemmung vorübergehend gesperrt. Im Stadtzentrum von Prag stand am Sonntag ein Kino unter Wasser. Die Wassermassen der Moldau haben zudem die Kaiserinsel in zwei Hälften geteilt. Pioniereinheiten der Armee versuchen nun den Durchbruch mit großen Steinen zu schließen.

Nach dem verheerenden Hochwasser an Elbe und Moldau sind ansonsten in vielen Orten die Aufräumarbeiten in vollem Gange. Viele Tschechen zeigten sich solidarisch mit den Flutopfern. Auf den Spendenkonten mehrerer Hilfsorganisationen gingen bisher rund 30 Millionen Kronen (ca. 1,2 Millionen Euro) ein.

Hochwasser: Höchste Warnstufe gilt noch an fünf Flussabschnitten

Die Pegel der Flüsse und Bäche in Böhmen sinken weiter, nichtsdestotrotz bestand am Montagmittag noch an fünf Flussabschnitten die höchste Hochwasser-Warnstufe. Es handelt sich vor allem um zwei Abschnitte der Elbe in Ústí nad Labem / Aussig und in Děčín / Tetschen. Zudem gilt die höchste Warnstufe weiter an der Moldau in Český Krumlov / Krumau, am Fluss Lužnice in Bechyně und am Fluss Trnava in Hořepník. Der Pegel der Trnava ist nach den Gewittern in der Nacht auf Montag gestiegen.

Wegen Hochwasser sind des Weiteren noch 89 Straßenabschnitte und vier Eisenbahnstrecken gesperrt. Am stärksten vom Hochwasser beschädigt wurde die Bahntrecke Kouřim – Pečky bei Kolín, deren Reparatur vermutlich bis Ende Juni dauert.

Weiteres Flutopfer: Ertrunkener Mann im Fluss Otava bei Rabí gefunden

Rettungskräfte haben am Montagmorgen im Fluss Otava bei Rabí die Leiche eines Mannes gefunden. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um den 50-jährigen Mann, der zuvor gegen Mitternacht in Sušice / Schüttenhofen in den Fluss gefallen ist. Dies teilte eine Polizeisprecherin mit. Noch in der Nacht hatten die Rettungskräfte sie Suche nach dem Mann aufgenommen, sie dann aber nach einigen Stunden zunächst abgebrochen. Rabí liegt etwa acht Kilometer von Sušice entfernt. An der Otava gilt keine Hochwasser-Warnstufe. Laut der Presseagentur ČTK wird der Mann dennoch als 11. Hochwasseropfer geführt.

Erste Schätzungen: Mehrzahl der Flutschäden liegt unter denen von 2002

Nach dem Sinken der Wasserpegel werden in ganz Böhmen die Hochwasserschäden immer deutlicher. In der Mehrzahl liegen sie unter den Beträgen der Jahrhundertflut von 2002. Die Überschwemmungen der vergangenen Woche haben bei staatlichen Wasserwirtschaftsanlagen einen Schaden von umgerechnet knapp 90 Millionen Euro verursacht. Das gab Landwirtschaftsminister Petr Bendl am Montag bekannt. In diese Schadensbilanz entfallen etliche Kläranlagen, hunderte Brunnen und zirka 80 beschädigte Wasserleitungen, so Bendl. 34.000 Menschen waren deshalb am Montag noch von der öffentlichen Trinkwasserversorgung getrennt. Vor elf Jahren betrug der Gesamtschaden an diesen Einrichtungen umgerechnet 180 Millionen Euro, also rund das Doppelte.

In der Landwirtschaft hat die Flut einen Gesamtschaden von mindestens 1,8 Milliarden Kronen (ca. 70 Millionen Euro) angerichtet, sagte der Präsident der tschechischen Agrarkammer, Jan Veleba, am Montag in Prag. Seiner Meinung nach aber werde die Schadenssumme letztlich die Zwei-Milliarden-Marke erreichen. Im Jahr 2002 mussten die Landwirte Schäden in Höhe von 3,6 Milliarden Kronen (ca. 140 Millionen Euro) hinnehmen.

Mehrere Millionen Euro betragen die Schäden, die das Hochwasser an den Prager Kultureinrichtungen hinterlassen hat. Schwer getroffen hat die Flut vor allem die Kleinode auf der Moldauinsel Kampa. Hier werden die Schäden ähnlich hoch eingestuft wie bei den Überschwemmungen vor elf Jahren. Die Schäden am Schloss Troja – liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Prager Zoos – werden auf umgerechnet 1,2 Millionen Euro geschätzt.

Entspannung in Prag: Metro fährt normal, Karlsbrücke wieder geöffnet

Der kommissarisch eingesetzte Prager Oberbürgermeister Tomáš Hudeček (Top 09) hat am Montagmorgen die dritte Hochwasser-Warnstufe, die bis dahin in der Hauptstadt galt, aufgehoben. Der Prager Krisenstab hat zudem entschieden, die beliebte Karlsbrücke wieder für die Öffentlichkeit zu öffnen. Sie war während des Hochwassers komplett gesperrt. Wegen der Gefahr umstürzender oder knickender Bäume ist es jedoch weiterhin verboten, mehrere Prager Parks zu betreten. Nach wie vor geschlossen sind auch zwei entlang der Moldau führenden Radwege, sie sind vom Wasser noch stark umspült.

Die Prager Metro hält seit Sonntagnachmittag wieder in allen Stationen. Um die Vestibüle der Metrostationen, die nahe der Moldau liegen, bleiben aber bis auf Abruf die mobilen Schutzwände stehen. Bis zum Sonntag waren noch acht Metrostationen geschlossen.

Hochwasser: Tschechischer Rundfunk hat Spenden-SMS eingerichtet

Der öffentlich-rechtliche Tschechische Rundfunk hat vorige Woche ein Hilfskonto für die Hochwasseropfer eingerichtet. Zu diesem Konto kann man Geld auch mit einer Spenden-SMS beitragen, allerdings nur von einer tschechischen Handynummer aus, von der man die SMS an die Nummer 87777 schickt. Die SMS muss lauten: „DMS Rozhlas“. Wichtig ist, die Leertaste zwischen DMS und dem Wort „Rozhlas“ nicht zu vergessen. Je Spenden-SMS werden 30 Kronen abgebucht, 27 Kronen davon werden auf das Hochwasserkonto überwiesen.

Ségol-Besuch in Prag: Zeman für Steuererhöhungen – Nečas strikt dagegen

Tschechiens Staatspräsident Miloš Zeman ist für eine deutliche Anhebung der Steuern für Firmen. Der Vorschlag zur Einführung einer EU-weiten Körperschaftsteuer von 25 Prozent sei sehr interessant, sagte Zeman am Montag auf der Prager Burg nach seinem Treffen mit der Generalsekretärin des Europäischen Gewerkschaftsbunds, Bernadette Ségol. Die 64-jährige Französin weilt zu einem Arbeitsbesuch in Prag, um in Tschechien für Veränderungen in der europäischen Sozialpolitik zu werben. Dazu zählten neben den Vorschlägen zu Steuererhöhungen auch tiefgreifende Bemühungen zur Senkung der Arbeitslosigkeit. Neben Zeman stimmte ihrem Programm auch der Chef des tschechischen Gewerkschaftsdachverbands (ČMKOS), Jaroslav Zavadil, zu. Steuererhöhungen für Firmen lehnt dagegen Premierminister Petr Nečas kategorisch ab. Solche Maßnahmen würden viele Unternehmen ihrer Wettbewerbsfähigkeit berauben und sie folglich in den Ruin treiben, kritisierte Nečas. Er und seine Regierung seien daher Gegner einer Harmonisierung von direkten Steuern, so der Premier.

Ségol besucht die einzelnen EU-Staaten vor dem bevorstehenden EU-Gipfel, bei dem am 27. und 28. Juni über die Zukunft der Wirtschafts- und Währungsunion verhandelt werden soll.

Arbeitslosenquote in Tschechien sank im Mai auf 7,5 Prozent

Die Arbeitslosenquote in Tschechien ist im Mai auf 7,5 Prozent gesunken. Dies entspricht den Vorhersagen der Wirtschaftsanalytiker. Im April lag die Arbeitslosenquote bei 7,7 Prozent. Auf den Arbeitsämtern wurden zuletzt knapp 548.000 Arbeitslose gezählt. Dies teilte das Ministerium für Arbeit und Soziales am Montag mit. Im Vergleich mit dem April ist die Zahl der Arbeitslosen um 17.765 Menschen gesunken, im Vergleich zum Vorjahr aber um etwas über 65.000 Personen gestiegen. Die höchste Arbeitslosenquote wurde mit 13,5 Prozent im nordböhmischen Bezirk Most / Brüx registriert, die niedrigste mit 3,3 Prozent erneut im Bezirk Prag-Ost.

Anstieg der Inflation in Tschechien geringer als prognostiziert

Die Inflation in Tschechien ist zurückgegangen. Im Mai lag die Inflationsrate im Jahresvergleich bei 1,3 Prozent, im April hatte sie noch 1,7 Prozent betragen. Diesen Rückgang hatte selbst die Tschechische Nationalbank (ČNB) nicht erwartet; ihre Prognose lag um 0,3 Prozentpunkte über dem Mai-Wert. Die Differenz zur Prognose sei vor allem auf die starke Senkung der Mobilfunkpreise zurückzuführen, sagte der Sektionschef für Währungspolitik und Statistik bei der Zentralbank, Tomáš Holub.

Top-Biere prämiert: Starobrno bestes helles Lagerbier in Tschechien

Das beste helle Lagerbier in Tschechien braut die Brünner Brauerei Starobrno, das beste dunkle Lagerbier die Traditionsbrauerei in Rakovník. Zu dieser Einschätzung ist eine Fachjury beim 17. nationalen Bierfest in České Budějovice / Budweis gelangt. Am Montag wurden den siegreichen Brauern in der südböhmischen Kreisstadt die Pokale und der Titel „Bier der Tschechischen Republik“ verliehen. An dem nationalen Wettbewerb nahmen 50 Brauereien teil, die dazu über 300 Bierproben anmeldeten. Titel und Preise wurden in 18 Kategorien vergeben. Die meisten Ehrungen – fünf, nahm die Brauerei aus Rakovník entgegen.

Neuer Bildband über den Böhmerwald zeigt Fotos von 1930 bis 1970

Der Pilsener Publizist Zdeněk Roučka hat einen neuen Bildband mit bisher nahezu unbekannten Fotos aus dem Böhmerwald herausgegeben. Das Buch enthält rund 300 Fotografien aus der Region Železná Ruda / Markt Eisenstein aus den Jahren von 1930 bis 1970. An der Zusammenstellung des Bildbands hat der Publizist drei Jahre lang gearbeitet. Die Fotos spiegeln besonders die Atmosphäre im Böhmerwald während der Ersten Republik wider als auch jene, die dort während des Krieges herrschte. In jener Zeit war der Böhmerwald noch für alle zugänglich. Ebenso nicht fehlen im Buch auch Fotos von der Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Krieg sowie aus der Zeit des Eisernen Vorhangs. Damals entstand im Böhmerwald eine Militärsperrzone, in der Kirchen und Kapellen in die Luft gesprengt und ganze Dörfer eingeebnet wurden. Die Fotos im Bildband „Šumavou ze svobody do opony“ (Quer durch den Böhmerwald von der Freiheit zum Eisernen Vorhang) stammen aus Privatsammlungen, Armee- und Polizeiarchiven sowie aus dem Sudetendeutschen Archiv in München.

Ballhockey-WM: Tschechien holt Silber

Bei der Weltmeisterschaft im Ballhockey (bekannt auch als Streethockey) hat es die tschechische Mannschaft verpasst, den Titel-Hattrick perfekt zu machen. Im WM-Finale in St. John´s in Kanada unterlagen die Schützlinge von Trainer Drahomír Kadlec dem Team der Slowakei mit 1:2. Nach zuletzt zweimal Gold gab es also diesmal „nur“ die Silbermedaille. Bronze gewann Team Kanada durch einen 7:2-Sieg über Portugal.

Die tschechischen Ballhockeyspielerinnen wiederum holten in Kanada Bronze, im Spiel um Platz drei haben sie die USA mit 5:0 bezwungen. Der WM-Titel ging an die Kanadierinnen, Silber an die Slowakinnen.

Das Wetter am Dienstag: bewölkt, Schauer oder Gewitter, bis 22 Grad

Am Dienstag ist es in Tschechien heiter bis bewölkt, örtlich Schauer, vereinzelt auch Gewitter. Gegen Abend gehen die Niederschläge zurück und es heitert vermehrt auf. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 18 und 22 Grad Celsius, in Höhenlagen um 1000 Meter erreichen die Höchstwerte maximal 12 Grad Celsius.